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Beim Bilderbuchkino liest eine Mitarbeiterin eine Kindergeschichte vor, die mit Bildern auf einer Leinwand untermalt wird.

© dpa

Was macht die Familie?: Lieber ins Bilderbuchkino als auf den Spielplatz gehen

Unser Autor Friedhard Teuffel erlebt als Vater die Stadt ganz neu. Mit seinem Sohn lauscht er der Vorleserin in der Stadtbibliothek Schöneberg - und ist begeistert. Mit dem Frühjahr kommt allerdings auch die Sommerpause der Veranstaltungsreihe.

Auf dem Spielplatz sagte neulich jemand, Eltern seien wie Programmdirektoren. Guter Vergleich, fand ich. Klingt so schön vornehm. Dann kam ich ins Grübeln. Ich will Programmdirektoren nicht zu nahe treten, aber sie haben einen leichteren Job. Sie planen einen Fernsehtag nach dem anderen. Es soll sogar Sendungen geben, die seit Jahren jeden Tag um 20 Uhr laufen. Wir dagegen müssen immer bereit sein, schnell zu schalten. Ständig produzieren wir Sondersendungen. Wenn irgendetwas Unvorhersehbares passiert. Ein spontaner Stimmungswechsel oder ein plötzlicher Wetterumschwung etwa. Von Sonne auf Regen. Dann muss ein neues Programm her. Programm machen bei schlechtem Wetter ist für uns eine Art Königsdisziplin.

Um mich in dieser Disziplin für die nächste Runde zu qualifizieren, halte ich ständig Ausschau nach den richtigen Angeboten. Ich hörte von einem Bilderbuchkino in der Stadtbibliothek Schöneberg. Da ging ich mit Max hin. Eine Mitarbeiterin der Bücherei las mit beruhigender Stimme „Guter Drache, böser Drache“ von Christine Nöstlinger. Auf einer Leinwand leuchteten die Bilder dazu. In einem zweiten Durchlauf stellte sie Fragen und ließ die Kinder die Geschichte nacherzählen. Gut zwanzig Kinder zwischen drei und sieben waren da. Die beiden Drachen im Buch machen einem Jungen ganz viel Mut. Sie lassen sogar ein Auto schneller fahren als einen Ferrari. Ein Mädchen in der ersten Reihe sagte: „Der Mann von meiner Tante hat auch einen Ferrari.“

Sobald das Frühjahr da ist, pausiert das Bilderbuchkino

Beim Bilderbuchkino werden Vermögensverhältnisse geklärt. Ganz nebenbei bemerkt hat es Max auch gut gefallen. Nur leider hat das Bilderbuchkino einen natürlichen Feind: die Sonne. Wenn es im Frühjahr schön wird, sind seine Tage gezählt. Nach Ostern macht das Bilderbuchkino Pause.

Am vorletzten Donnerstag fragte mich eine Mutter beim Abholen in der Kita, ob wir auch noch auf den Spielplatz mitgehen. Das Wetter sei doch sensationell. Ich schaute in den blauen Himmel. Nein, sagte ich, heute ist Bilderbuchkino. Ich klang wohl ziemlich trotzig. Aber man muss auch in sonnigen Zeiten zu seinen Verbündeten aus Regentagen halten. Schon aus Prinzip. Ich war erleichtert, dass die Eltern von 13 Kindern das genauso sahen.

Am Donnerstag ist die letzte Vorstellung vor der Sommerpause. „Weil bald Ostern ist“ heißt die Geschichte. Ich möchte wirklich kein Spielverderber sein, aber ich hoffe auf schlechtes Wetter.

Das Bilderbuchkino in der Stadtbibliothek Schöneberg, Hauptstr. 40, beginnt am Donnerstag um 16.30 Uhr, Eintritt frei

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