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Nicht genug. Tiere allein reichen nicht mehr, um Besucher anzuziehen.Foto: dpa

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Was wird aus dem Berliner Tierpark?: Bitte mal füttern!

Für das 160 Hektar große Gelände in Friedrichsfelde fehlt ein Modernisierungskonzept – und es mangelt an Geld. Haushälter des Abgeordnetenhauses warten, ob der Aufsichtsrat den Zoochef am 24. April abberuft.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Was wird aus dem Tierpark? Im Vergleich zum Zoologischen Garten führt er ein Schattendasein. Zu wenige Besucher verirren sich nach Friedrichsfelde, viele Anlagen sind sanierungsbedürftig und es fehlt ein Konzept, um den Tierpark für die Zukunft zu rüsten. Es mangelt auch am nötigen Geld. Aber die Geschäftsführung von Zoo und Tierpark unter Leitung des Direktors Bernhard Blaszkiewitz hat bisher keinen Plan, der Erfolg verspricht. Und so vertagte der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses am Mittwoch das Thema.

Die Haushälter aller Fraktionen warten nun gespannt auf die Aufsichtsratssitzung des Unternehmens am 24. April. „Danach sind wir hoffentlich schlauer“, sagte der Vorsitzende des Hauptausschusses, Fréderik Verrycken. Ob das Kontrollgremium den umstrittenen Zoo-Chef nächste Woche abberuft, ist noch unklar. Aber es könnte passieren. Blaszkiewitz gilt als Hindernis einer konsequenten Modernisierung des Tierparks. Viele finden, dass der mehr sein muss als eine Tierschau mit wissenschaftlicher Begleitung, um dauerhaft überleben zu können. Außerdem hat der Zoo-Chef durch sein persönliches Verhalten einen großen Teil der 207 Mitarbeiter gegen sich aufgebracht.

Andererseits ist es für das öffentlich geförderte Unternehmen schwierig, einen realistischen Zukunftsplan zu entwerfen, solange nicht klar ist, wie viel Geld der Senat in den Tierpark investieren will. Um Wirkung zu zeigen, müsste wohl ein kleiner zweistelliger Millionenbetrag lockergemacht werden. Mit dem vorrangigen Ziel, das weitläufige Gelände nicht nur für wanderlustige Tierfreunde attraktiv zu machen, sondern auch für Familien und für Touristen, die sich ein bisschen amüsieren wollen.

Ideen dafür gibt es viele: Ein Spieldorf für Kinder und Picknickplätze, ein Service-Zentrum direkt am Eingang, Spielplätze und ein Erlebnisbauernhof, eine Tierpark-Bahn, Restaurants und Grillplätze. Einiges davon findet sich in einem Masterplan für den Tierpark wieder, der seit zwei Jahren in den Schubladen verstaubt. Weil das Konzept voraussetzt, dass in den Tierpark 80 Millionen Euro investiert werden. Das tut niemand.

Bislang vorgesehen ist für 2013 nur: Der weitere Umbau der Eisbärenanlage, die Sanierung der Steinadler-Voliere und anderer Unterkünfte für Greifvögel. Außerdem sollen Wege repariert und die Kassenräume umgebaut werden. Der Förderverein und die Stiftung Deutsche Klassenlotterie unterstützen die Finanzierung dieser bescheidenen Pläne, die mit einem neuen Konzept für den Tierpark nichts zu tun haben. Die Vertreter der Koalition, die öffentliche Gelder für eine echte Umgestaltung organisieren könnten, halten sich aber bedeckt.

„Wir sind an einer Lösung interessiert“, sagte der SPD-Fraktionsgeschäftsführer Torsten Schneider. Neben diesem vagen Versprechen kündigte er einen Fragenkatalog der Regierungsfraktionen SPD und CDU an. Die Finanzverwaltung des Senats teilte dem Hauptausschuss lediglich mit, dass es über die Planungen der Tierpark GmbH keine weiteren Erkenntnisse gebe. Rot-Schwarz wird wohl erst in den bevorstehenden Haushaltsberatungen entscheiden, ob und in welchem Umfang der Tierpark in der nächsten Investitionsplanung Berlins bis 2017 berücksichtigt wird.

Der Grünen-Abgeordnete Jochen Esser kritisierte, dass sich der Senat und der Tierpark gegenseitig blockierten. „Die Geschäftsleitung hat kein Konzept, weil Blaszkiewitz im Wege steht und nicht klar ist, wie viel öffentliches Geld bereit steht. Der Senat wiederum beruft sich auf die fehlenden Modernisierungsideen des Tierparks und verweigert deshalb die Mittel.“

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