zum Hauptinhalt

Berlin: Wasserbetriebe starten Offensive gegen Bleirohre Hausbesitzer können jetzt sparen, wenn sie alte Leitungen sanieren lassen – oder später mehr zahlen

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse zapft jetzt bleifrei, wenn er in seinem Abgeordnetenbüro in der Diedenhofer Straße in Prenzlauer Berg den Wasserhahn aufdreht. Arbeiter haben gestern das 128 Jahre alte Bleirohr des Hausanschlusses durch ein neues Kunststoffrohr ersetzt.

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse zapft jetzt bleifrei, wenn er in seinem Abgeordnetenbüro in der Diedenhofer Straße in Prenzlauer Berg den Wasserhahn aufdreht. Arbeiter haben gestern das 128 Jahre alte Bleirohr des Hausanschlusses durch ein neues Kunststoffrohr ersetzt. Damit starteten sie die „Bleirohrwechseloffensive“, so Jörg Simon, Vorstandschef der Berliner Wasserbetriebe.

Berlins 7830 Kilometer langes Trinkwassernetz war schon immer bleifrei. Bis zu 28 000 der 256 000 Berliner Hausanschlüsse – die Verbindung vom Hauptrohr zum Wasserzähler im Keller – bestehen dagegen noch aus Bleirohren, die oft aus dem 19. Jahrhundert stammen. Für die Bewohner gilt bisher die Empfehlung: erst duschen, dann Kaffee kochen. Denn die Gefahr erhöhter Bleiwerte besteht nur dann, wenn das Wasser längere Zeit in den Leitungen gestanden hat.

Dennoch müssen alle Bleirohre bis 2013 ausgewechselt sein. Dann gilt ein von 25 auf 10 Mikrogramm pro Liter reduzierter Grenzwert. Ab der Grundstücksgrenze ist nach Ansicht der Wasserbetriebe der Hauseigentümer für den Wechsel zuständig. Der Austausch kostet je nach Durchmesser und Länge der Leitung rund 1800 Euro. Den bis Ende 2004 gewährten Zuschuss von 511 Euro nutzten nur rund 300 Eigentümer pro Jahr. Jetzt gelten nach einem Veto des Rechnungshofes kostendeckende Preise. Die Wasserbetriebe wollen die Hausanschlüsse nun Straße für Straße sanieren. Anliegern wird angeboten, von den Sammelaufträgen zu profitieren und so bis zu einem Drittel des Grund- und rund 14 Prozent des Meterpreises zu sparen. Für den Austausch ist dank technischer Neuerungen nur eine kleine Baugrube vor dem Gebäude erforderlich.

Der Bund der Berliner Haus- und Grundbesitzervereine ist von dem Angebot nicht überzeugt. Man prüfe gegenwärtig die Rechtslage, sagte Verbandssprecher Dieter Blümmel. Denn laut Trinkwasserverordnung habe bis hinter die Zähluhr der Versorgungsbetrieb bleifreies Wasser zu gewährleisten. Die meisten Altlasten gibt es im Zentrum und Süden des ehemaligen Westteils der Stadt. Wesentlich teurer wird die Sanierung für Eigentümer von Häusern, in denen auch die Verteilleitungen noch aus Blei bestehen. Verlässliche Angaben über die Zahl dieser bisher unsanierten Altbauten gibt es nicht.

Rainer W. During

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false