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Berlin: Wegen Menschenraubes vor Gericht

Sechs Männer sollen eingeschleuste Chinesen erpresst und bedroht haben

Die Eingesperrten nahmen, was sie greifen konnten. Möbel und Kleidungsstücke warfen die acht illegal eingeschleusten Chinesen aus den Fenstern der im achten Stock gelegenen Wohnung in Marzahn, um auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen. Sie schrien und gestikulierten, bis sie von der Polizei befreit wurden. Die Chinesen wurden laut Anklage von Mitgliedern einer Schleuserorganisation festgehalten und erpresst. Seit gestern wird der Fall vor Gericht verhandelt.

Auf der Anklagebank sitzen zwei Chinesen und vier Vietnamesen. Mutmaßlicher Kopf der Organisation ist nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft ein 42-jähriger Chinese. Er soll die acht Asiaten, die im Oktober 2006 auf bislang nicht näher bekannte Weise nach Berlin geschleust wurden und von hier aus in andere europäische Länder gebracht werden sollten, von einer anderen Schleuserorganisation „abgekauft“ haben. Er habe die Mitangeklagten auch angewiesen, die Chinesen zu bewachen und von ihnen jeweils 10 000 Dollar zu verlangen.

Die illegalen Einwanderer sollten ihre Familien in der Heimat anrufen, ihre brisante Situation schildern und um Geld bitten. Um sie dazu zu zwingen, seien sei gefesselt, geknebelt und mit dem Tode bedroht worden. Zumindest die Fesselungen bestätigte einer der Angeklagten. Man habe den Chinesen die Daumen zusammengebunden, sagte der 22-Jährige. Der Hauptangeklagte habe das angeordnet. „Sie haben dann angerufen, da wurden die Fesseln wieder gelöst.“

Den tagelang Eingesperrten war es am 5. November gelungen, ihre Bewacher aus der Wohnung zu drängen und um Hilfe zu rufen. Ein Spezialeinsatzkommando öffnete die von außen verschlossene Wohnung. Die illegalen Einwanderer wurden in den Abschiebegewahrsam gebracht. Der Prozess wegen erpresserischen Menschenraubes wird am Dienstag fortgesetzt. K.G.

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