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Berlin: Weiberwirtschaft: Gründerinnenzentrum wächst wieder

Aus einem Café klingt Musik, aus der Küche dringt leises Tellerklappern. Oben im sechsten Stock ist von den Geräuschen im Erdgeschoss nichts zu hören.

Aus einem Café klingt Musik, aus der Küche dringt leises Tellerklappern. Oben im sechsten Stock ist von den Geräuschen im Erdgeschoss nichts zu hören. Die Geschäftsführerin der "Weiberwirtschaft" Katja von der Bey blickt von dort über die Dächer Berlins - viel ruhiger als noch vor Monaten. Denn jetzt konnte sie der Generalversammlung der Genossenschaft Erfreuliches mitteilen: Das im vorigen Jahr noch vom Konkurs bedrohte Existenzgründerinnenzentrum ist aus dem Gröbsten raus. 74 Prozent der Gewerbeflächen in der Anklamer Straße sind wieder vermietet. "Und die Tendenz ist steigend", sagt Frau von der Bey.

Die Weiberwirtschaft profitiert vom enger werdenden Immobilienmarkt in der Berliner Mitte. Auf der Suche nach passenden Gewerbeflächen zieht es die angehenden Firmeninhaberinnen bis in die Anklamer Straße. "Inzwischen schwappt die Nachfrage über die Rosenthaler Vorstadt hinaus", sagt Frau von der Bey. So zogen Modedesignerinnen, denen die Miete in den Hackeschen Höfen zu teuer geworden war, mit ihrer Produktion hier ein. Auch Gründerinnen eines Markt- und eines Medienforschungsinstitutes unterschrieben vor kurzem die Verträge für ihre Büros. "Berlin wirbt mit dem Ruf der Medienstadt", sagt die Geschäftsführerin von der Bey. "Das kommt auch hier an."

Noch vor anderthalb Jahren dagegen hielt sie die Zukunft der Weiberwirtschaft für keineswegs gesichert. Die Genossenschafterinnen mussten damals die ehemalige Kosmetikfabrik für drei Millionen Mark sanieren lassen - Ende 1998 hatte man im Estrich das giftige Naphtalin entdeckt. Deutschlands größtem Gründerinnenzentrum jedoch fehlte das Geld für die Sanierung. Zwar bewilligte der Senat nach zähen Verhandlungen die Fördermittel für den größten Teil der Summe. Aber auch die nötigen 400 000 Mark Eigenanteil hatten die Existenzgründerinnen nicht auf der hohen Kante. Mit einer groß angelegten Werbeaktion suchten sie deshalb nach neuen Genossenschafterinnen. "Ganz haarscharf und kurz vor Fristende", sagt Frau von der Bey, bekamen sie schließlich im September vorigen Jahres die geforderte Summe zusammen.

Bereits acht Monate später war die Weiberwirtschaft saniert, doch nur noch zu 55 Prozent ausgelastet - viel zu wenig für die Genossenschaft und das Überleben. Katja von der Bey rührte wieder die Werbetrommel. Mit dem Slogan "Zimtzicke - WeiberWirtschaft-Standort für Chefinnen", sollten Plakate und Postkarten auf das Zentrum aufmerksam machen. Offensichtlich mit Erfolg. Die Mieteinnahmen fließen wieder. Das ist Musik in den Ohren der Genosschafterinnen.

Frauke Herweg

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