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Berlin: Weihnachtsbaum-Check: Sind so viele Bäume - doch perfekt ist keiner

Hinterher wissen wir es alle besser. Zu klein, zu krumm, zu wenig Äste, geschmacklos geschmückt.

Hinterher wissen wir es alle besser. Zu klein, zu krumm, zu wenig Äste, geschmacklos geschmückt. Pünktlich zum Ersten Advent bewertet der Tagesspiegel das Gute in den Berliner Bäumen: Welcher ist besonders groß, besonders gut gewachsen, originell geschmückt?

Der Preis für den höchsten Baum geht unangefochten auf den Weihnachtsmarkt zwischen Alexanderplatz und Jannowitzbrücke. 33 Meter ist die Fichte hoch und soll sogar der höchste Weihnachtsbaum der Welt sein, so Kerstin Kliemt von der Veranstaltungs-Agentur Team-Konzept-Berlin. Die 5300 Glühbirnen haben eine Gesamtleistung von fast 80 000 Watt. Doch nichts ist vollkommen, denn er steht schief und ist ein bisschen mager. Das kann man von dem Baum auf dem Gendarmenmarkt nicht behaupten, an den der Preis für das dichteste Geäst geht. Zwar wurde hier mit einem Kranz kleiner Bäume um den Fuß herum nachgeholfen, doch wird der Baum sicherlich viel Neid erwecken. Für das Geäst wäre auch der Baum vor dem Roten Rathaus ein heißer Kandidat, dessen dichte Ast-Kränze bis auf den Boden reichen. Doch bekommt der den Preis für den schönsten Schmuck mit Lichtschnüren, Schneemännern, Schaukelpferden und Lametta. In der Wertung liegt er damit ganz knapp vor dem Baum am Marlene-Dietrich-Platz aus Björkön in Nordschweden.

Den besten Standplatz hat die Tanne am Brandenburger Tor, an der am heutigen Sonntag Rut Brandt um 16.30 Uhr die Lichter entzünden wird. Der Baum kommt wie seit elf Jahren aus Drobak in Norwegen. Der Preis für den geradesten Wuchs geht mit denkbar knappem Vorsprung an den Weihnachtsbaum vor der baden-württembergischen Landesvertretung in der Tiergartenstraße, knapp abgeschlagen folgen Pariser Platz, Marlene-Dietrich-Platz und Sony-Center. Gut proportioniert sind viele Bäume, der Spitzenreiter steht vor dem Abgeordnetenhaus und ist ein Geschenk aus Vorarlberg in Österreich - allerdings ist er etwas lieblos geschmückt.

Der Baum im Sony-Innenhof bekommt den Sonderpreis für High-Tech-Beleuchtung: An tausenden glitzernden runden Plättchen spiegelt sich farbiges Scheinwerferlicht. Als eindeutig abstraktester Weihnachtsbaum geht an die bunt beleuchteten Kräne der Züblin-Baustelle am Bahnhof Friedrichstraße ebenfalls ein Sonderpreis. Den sparsamsten Umgang mit natürlichen Ressourcen kann man den Veranstaltern des Weihnachtsmarktes rund um die Lindenoper bescheinigen: Sie haben sich im Wesentlichen damit begnügt, die vorhandenen Laubbäume mit Lichterketten zu behängen. Den originellsten Standplatz haben kleine künstliche Bäume auf den rosa Entwässerungsrohren Unter den Linden, den Sonderpreis für soziales Engagement erhält der Baum vor der russischen Botschaft. Die lampionartigen Kugeln werden von einem Radiosender verkauft, der Erlös geht an krebskranke Kinder in Moskau. Den Sonderpreis für Lobby-Arbeit erhält schließlich unangefochten der Baum vor dem Schloss Bellevue: Der Bundespräsident hat ihn vom Verband der deutschen Forst- und Holzwirtschaft bekommen.

Jörg-Peter Rau

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