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Berlin: Weniger Schilder für mehr Klarheit

Tempelhof-Schöneberg entfernt Verkehrszeichen

Seit Jahren kritisieren Verkehrsexperten den Schilderwald auf Berlins Straßen – jetzt hat das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg aufgeräumt. 55 Verkehrszeichen und 18 Markierungen wurden in den vergangenen Wochen abgebaut. Laut Bezirksbürgermeister Ekkehard Band (SPD) handelte es sich unter anderem um Hinweise auf nicht mehr benötigte Ladezonen an der Handjerystraße und an der Cheruskerstraße sowie um Haltepunkte an der Waldsassener Straße, an der Lessingstraße und am Rackebüller Weg. Auch einige Schwerbehindertenparkplätze seien überflüssig geworden, etwa, weil die betreffende Person mittlerweile verzogen ist.

Das Amt folgte einem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung vom Mai vergangenen Jahres, die Wirksamkeit der Verkehrsschilder zu überprüfen und sie gegebenenfalls zu entfernen. Vor Tempelhof-Schöneberg hatte bereits der Bezirk Pankow den Abbau unnötiger Verkehrszeichen veranlasst. Der damalige Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Martin Federlein (CDU), ließ im Jahr 2005 vor allem unnötige Halte- und Parkverbotsschilder entfernen. Und schon 2004 hatte Friedrichshain-Kreuzberg seine Schilder überprüft – letztlich fanden die Zuständigen aber nur zwei oder drei vergessene Baustellenschilder, sagt Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne). Die übrigen mussten laut Straßenverkehrsordnung stehen bleiben.

Rund ein Drittel der stadtweit etwa 250 000 Verkehrszeichen sind sinnlos, schätzt Michael Pfalzgraf vom ADAC Berlin-Brandenburg. Der Automobil-Club befürworte den Schilderabbau dort, „wo es Sinn macht“. Welche Zeichen das im Einzelnen betreffe, sagt Pfalzgraf allerdings nicht.

Überflüssige und verwirrende Verkehrsschilder beschäftigen auch die zuständige Stadtentwicklungsverwaltung. „Es finden regelmäßig Begehungen von Verkehrsfachleuten statt“, sagt Sprecherin Petra Roland. Die Senatsverwaltung reagiere auch auf Hinweise von Bürgern. Sicherheit im Verkehr gehe aber vor, sagt Petra Roland: „Das was wirklich weg kann, ist minimaler als man vermutet.“

In Friedrichshain-Kreuzberg hat sich schon länger nichts mehr getan. Die regelmäßigen Befahrungen von Polizei und Tiefbauamt, das für den Auf- und Abbau der Schilder zuständig ist, wurden eingestellt. Bis 2004 habe man die Notwendigkeit der Zeichen zweimal jährlich geprüft, sagt Helmut Schulz-Herrmann, Leiter der Behörde in Friedrichshain-Kreuzberg. In Tempelhof-Schöneberg hat wohl auch schon länger keiner mehr hingeschaut. Oder – bei 55 Schildern – den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen.Christina Kohl

Christina Kohl

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