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Berlin: Wenn das Eis bricht

Viel Spaß bei der Pressekonferenz zu Roland Emmerichs „The Day After Tomorrow“

Einen Vorteil hätte ja so eine neue Eiszeit: Auf Isoliermaterial für den Transport von Eisblöcken könnte man fortan verzichten. So aber mussten die beiden Glitzersäulen, die gestern im Salon „Gontard“ des Four Seasons die Pressekonferenz zu Roland Emmerichs Film „The Day After Tomorrow“ schmückten, erst kurz vor Beginn aus ihrer Hülle gepellt werden. Eine Reihe Fauteuils waren ansehnlich vor der vereisten Skyline von Manhattan drapiert worden, links und rechts davon die gefrorenen Dekorationsartikel, deren Konsistenz sich im Laufe der nächsten Dreiviertelstunde von stumpfem Milch zu durchsichtigem Kristallglas wandelte. So sah jeder gleich im Kleinen, was der Erdkugel bei weiterer Klimaerwärmung droht.

Der Auftritt von Regisseur Emmerich, seinen Darstellern Jake Gyllenhaal und Emmy Rossum, dem Produzenten Mark Gordon und dem Drehbuch-Coautor Jeffrey Nachmanoff kam dann leicht verspätet, aber das Eis brach schnell, wie man so sagt. Ja, es herrschte teilweise eine geradezu ausgelassene Stimmung in den eiscremefarbenen Lehnsesseln. Hätte man dafür einen Soundtrack wählen sollen – die Beach Boys mit „Fun, Fun, Fun“ wären ideal gewesen.

Was ernsthafte Antworten nicht ausschließt. Und eine deutliche politische Stellungnahme auch nicht. „Ich hoffe, dass die Amerikaner bei der nächsten Wahl vernünftig sind und Kerry wählen“ – ein Bekenntnis wie das von Emmerich hört man selten auf so einem Termin. Von Kerry erwartet Emmerich eine vernünftige Umweltpolitik, Bush dagegen bestreite doch, dass es so etwas wie Klimaerwärmung, dazu noch vom Menschen verursacht, überhaupt gebe.

Natürlich übertreibt sein Film, in dem Manhattan erst in einer riesigen Flutwelle absäuft und dann zu Eis erstarrt – Emmerich leugnet das nicht. Oder, wie er es formuliert: „Der Film nimmt sich die Freiheit, dass er etwas in einem großen Sturm sehr viel schneller ablaufen lässt“ – schneller, als es die Modelle anerkannter Klimaforscher voraussagen. Aber eben nur schneller, nicht völlig anders. Die Basis, von der seine Fiktion ausgehe, sieht der Regisseur als real an und beruft sich dabei auf die vielen Bücher, die er im Vorfeld der Dreharbeiten dazu studiert habe.

Ein Film, der einem wie Umweltminister Jürgen Trittin gefallen sollte. Der grüne Politiker war denn auch – ebenso wie der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit – Gast bei dem Essen, das die Twentieth Century Fox der Filmcrew am Dienstagabend im China Club des Adlon gegeben hatte. Zum Dessert gab es kein Eis. Eigentlich schade. ac

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