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Berlin: Wetterfühlig

VON TAG ZU TAG Andreas Conrad über den Schnee von gestern Die Relativitätstheorie erklärt sich der Laie am besten so: Ein Haar auf dem Kopf ist zu wenig, eins in der Suppe dagegen zu viel. Auch das Wetter und erst recht unser klimatisches Gefühl funktionieren nach diesem Prinzip.

VON TAG ZU TAG

Andreas Conrad

über den Schnee von gestern

Die Relativitätstheorie erklärt sich der Laie am besten so: Ein Haar auf dem Kopf ist zu wenig, eins in der Suppe dagegen zu viel. Auch das Wetter und erst recht unser klimatisches Gefühl funktionieren nach diesem Prinzip. Nehmen wir nur das gestrige Schneegestöber: Nie und nimmer hatte es amerikanische Dimensionen, da wollen wir uns nichts vormachen. Der einzig verbliebenen Weltmacht sind doch allein derart chaotische Verhältnisse angemessen, wie sie vor wenigen Tagen die Ostküste lahm legten, so dass selbst der große George W. das Bibbern kriegte. Ein Blizzard von Berliner Format hätte es dort nicht einmal in die Lokalnachrichten geschafft. Aber das hilft einem hier auch nicht weiter, wenn man mühsam in die letzte freie Parklücke geschliddert ist, sich zaghaft von Laternenmast zu Laternenmast zum nächsten U-Bahnhof hangelt und dann in voll gestopften Waggons an grellen Werbeplakaten vorbeirollt, die den nächsten Sommerurlaub unter Palmen anpreisen. Chaotisch? Das wohl nicht, und dennoch: Schauderhaft!

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