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Berlin: Wie es ihr gefällt

Das Ladyfest ist noch nicht lange her, schon steht das nächste Musikerinnen-Festival an. Frauenfestivals sind eine zweischneidige Sache, dabei verhält es sich ähnlich wie mit der Frauenquote in der Politik.

Das Ladyfest ist noch nicht lange her, schon steht das nächste Musikerinnen-Festival an. Frauenfestivals sind eine zweischneidige Sache, dabei verhält es sich ähnlich wie mit der Frauenquote in der Politik. Einerseits sind Musik produzierende Frauen, jedenfalls in der öffentlichen Wahrnehmung, immer noch in der Minderzahl, bedürfen also der Förderung. Frauenfestivals schaffen Räume, in denen Frauen sozusagen zur „Normalität“ werden.

Andererseits produzieren Frauenfestivals auch das, was sie eigentlich bekämpfen: dass Frauen in der Kultur, egal ob Film, Kunst oder Musik, nicht den gleichen Stellenwert wie Männer besitzen. In dieser Hinsicht sind Frauenfestivals reine Rückzugsorte und laufen theoretisch Gefahr, Künstlerinnen ins Abseits zu befördern. Das ist zum Glück aber nur theoretisch so, denn die auf dem kommenden Frauenfestival auftretenden Musikerinnen sind zu gut für ein Abseits.

„Wie es ihr gefällt“ ist eines der ältesten Berliner Frauenfestivals und findet bereits zum 13. Mal statt. Die Spezialität des Festivals liegt im musikalischen Spektrum, das von Rock bis Avantgarde reicht und sich am Eröffnungsabend direkt niederschlägt: „Joni & Joni“ ist die Minimal-Rock-Band der Kreuzbergerinnen Vicky Schmatolla und Alexandra Holtsch, die nach Experimenten durch die Rückbesinnung auf rein analoge Klänge eine Art Zeitgeist zum Ausdruck bringen. In Kontrast zu ihnen wird Antye Greie alias „AGF“ auftreten, Berliner Künstlerin und international agierende Musikerin, die für ihr Album „Westernization Completed“ gerade den Ars Electronica Digital Musics Preis mit nach Hause gebracht hat. Antye Greies Solo-Auftritte bezaubern durch meditative Electronica, dem Spiel mit gebrochenen Beats und ihren Spoken Words, ein deutsch-englisches Sprachkonglomerat.

Ergänzt wird das Programm von der in England lebenden Japanerin Mieko Shimizu und ihrem Drum’n’Bass orientierten Sound und durch die prominente Wahlberlinerin Francoise Cactus. Die Schriftstellerin und Hälfte des Elektropop-Duos „Stereo Total“ tritt mit einem Soloprogramm auf, das sie selbst als eine Art „kleines Karaoke-Amüsement“ bezeichnet. Das Programm lässt viel versprechen, und Frauenfestivals hin oder her, es ist gut, dass „Wie es ihr gefällt“ existiert. Außerdem sollten wir uns, insbesondere die Männer, freuen, dass es nicht mehr wie in den 80ern für nötig befunden wird, Männer-freie Rezeptionsräume zu schaffen...

„Wie es ihr gefällt“ Musikerinnen Festival, Kulturbrauerei / Kesselhaus, 22.-24. Oktober, Beginn 20.30 Uhr, Karten (ab 13,60 Euro) und Infos unter 61101313 oder www.wieesihrgefaellt.de.

Christine Lang

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