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Berlin: Wieder Kinder vor Eltern gerettet

Betrunkene ließ Söhne in vermüllter Wohnung allein Vater soll 16-Jährige ins Gesicht geschlagen haben

Berlin - Die Serie von Fällen vernachlässigter und misshandelter Kinder in Berlin reißt nicht ab. Gestern meldete die Polizei wieder zwei Vorfälle, die am Mittwoch und Donnerstag in Treptow-Köpenick und Neukölln bekannt wurden. Erneut sind Kinder und Jugendliche wegen offensichtlich überforderter Eltern Leidtragende, erneut wurden sie verstört oder gar mit Verletzungen von den Beamten in Sicherheit gebracht und an Betreuungseinrichtungen der zuständigen Jugendämter weitervermittelt.

Am Mittwoch meldete sich in Treptow-Köpenick ein Zeuge bei der Polizei: Eine 40-jährige Mutter trinke, sie sei wieder stark alkoholisiert und könne nicht für ihre beiden vier und 14 Jahre alten Söhne sorgen. Die Polizei machte sich auf den Weg – die Kinder waren ganz allein in der verschmutzten und unaufgeräumten Wohnung. Es stapelte sich die Wäsche, „und die gesamte Küche war mit verschimmelten Töpfen und Schüsseln zugestellt“, heißt es in der Pressemitteilung der Polizei. Die Mutter schloss eine halbe Stunde später stark betrunken die Tür auf. Dass der 14-Jährige nicht in der Schule sei, erklärte die Mutter damit, dass es ihm nicht gut ginge. Gegen die Frau wird jetzt wegen Verletzung der Fürsorgepflicht ermittelt.

Die zweite Familientragödie kam am Donnerstag ans Tageslicht. An einer Neuköllner Schule waren Mitschüler besorgt darüber, dass eine 16-jährige Klassenkameradin mit Verletzungen im Gesicht in den Unterricht kam. Die Polizei wurde benachrichtigt, die Beamten veranlassten eine ärztliche Untersuchung. Der Mediziner entdeckte weitere Verletzungen überall am Körper. Die Jugendliche sagte, ihr Vater habe sie mehrfach – auch mit dem Kopf auf den Boden – geschlagen. Außerdem habe er ihr ganze Haarbüschel ausgerissen. Auch ihre beiden acht und neun Jahre alten Brüder sowie ihre elfjährige Schwester sollen von Vater und Mutter geschlagen worden sein. Gegen sie ermittelt die Polizei jetzt wegen Misshandlung Schutzbefohlener.

Seitdem die Öffentlichkeit auch durch Medienberichte sensibilisiert ist, melden immer mehr Menschen Verdächtigungen. Die Hotline Kinderschutz (Telefon: 61 00 66) nimmt auch anonyme Hinweise entgegen.

Annette Kögel

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