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Berlin: Willkommen im Grand Hotel Echo Imperial

2800 Gäste feiern den Musikpreis diesmal in der Kulisse einer Luxusherberge: Vier Tage haben die Dekorateure aufgebaut. Einreißen müssen sie in vier Stunden.

Wenn die geladenen Gäste am Samstagabend zur Echo-Party wollen, dann müssen sie erst einmal Österreich durchqueren. Der lange Marsch beginnt um 22 Uhr, nach Ende der Verleihung. 2800 Menschen laufen vom Kongresszentrum aus durch die Hallen 15.1 und 17 und dann eben durch Österreich – für die Reisemesse ITB baut das Land nämlich jetzt schon auf. Ab Kärnten ist es dann aber nicht mehr weit. Nur noch rüber in die 18, und da liegt er schon, der rote Teppich und führt aufs „Grand Hotel Echo Imperial“ zu. Hotel, das ist das Thema der diesjährigen Dekoration. Deshalb wird schon außerhalb des Messe-Palais’, an der Hallenwand über dem Tor, auf zehn mal 30 Metern ein Film gezeigt, den Videokünstler im Berliner Ritz-Carlton gedreht hatten: Ein überdimensionaler Page verbeugt sich und winkt ins Foyer.

Seit vier Tagen wird die Deko fürs Fest aufgebaut. Das Team der Hamburger Agentur Hi-Life ist von acht Mitarbeitern auf 350 angewachsen, und die kamen mit 3000 Quadratmetern Teppich, 2000 Tischdecken, 5000 Pailletten und Strasssternchen, mit 100 Kilo Sand, 45 000 Gläsern und 20 gelben Pagenuniformen. In denen stecken am Samstag Hostessen, die an den Eingängen der fünf „Hotelsuiten“ sprich Lounges postiert werden. Eine Surfer-Suite wird es geben, eine quietschbunte Popstar-Suite, eine düstere Gothic-Suite, eine elegante im Zen-Stil und eine, die eine verquere Mischung aus Vodoo und dem New Orleans der 30er zu sein scheint. Und weil Fantasie alles ist, bekommen die Gäste auch noch kleine Hotelpläne. Auf denen sind die Cocktail-, die Sauerstoff- und die Eisbars eingezeichnet, die Tanzflächen, das Büfett und wo es Massagen gibt.

Freitagmittag war allerdings noch nichts davon zu sehen, dass dies eine der glamourösesten Partys des Jahres 2004 werden soll. Das Messepalais war immer noch das alte Siebziger-Retromonster samt Gummibäumen, nur dass Rollcontainer, Kisten voller Deko und Biertische herumstanden. Auf dem Parkett wanden sich riesige Lichterketten. Davor kauerten Dekorateure und schraubten mit Engelsgeduld einige Tausend Glühbirnen ein. In der Nacht auf den Samstag wird wohl durchgearbeitet, bis das Echo-Hotel steht.

Trotz allen Aufwands: Dies ist eine abgespeckte Feten-Version. Ideen müssen jene 25 Prozent des Budgets ersetzen, die gestrichen worden sind. Die Plattenindustrie hatte ein mieses Jahr, also wird „zarter gearbeitet“, sagt Jens Malzer von Hi-Life. Das heißt: Es wird nur noch „punktuell“ dekoriert. Und preiswerter. Im vergangenen Jahr durften sich die Gäste auch mal auf einem der berühmten Barcelona-Sessel von van der Rohe ausruhen. Dies Jahr sind die Stühle von Ikea. Vor der Popstar-Lounge liegen gleich mehrere blau-gelbe Tüten herum und ein Stapel von knalligen Badeteppichen in Plastikfolie.

Auch an der Verpflegung wird gespart. Das Büfett fällt zwar wieder fantasievoll aus – es gibt Lammfilet mit Barolo-Lack, Jacobsmuscheln im Gemüsenetz oder Brötchenkonfekt– aber längst nicht so üppig wie in den Vorjahren: Der erste „Rundumschlag“ muss reichen, hat Gerd Gebhardt, Chef der Phonoakademie, die den „Echo“ vergibt, schon angekündigt. Satt wird wohl trotzdem jeder, schließlich werben wieder ein paar Dutzend Sponsoren mit vollen Tabletts. 3000 Müsliriegel, 2000 Prinzenrollenkekse und 4000 Hägen Dazs-Eisbecher, das reicht für eine Weile.

Wenn die Gäste wieder gehen, hat für die Partyveranstalter der größte Stress aber noch nicht einmal begonnen. Am schlimmsten wird der Abbau. Denn um einzureißen, was sie vier Tage lang aufgebaut haben, haben sie exakt vier Stunden Zeit. Deshalb ist diesmal „schon“ um fünf Uhr Schluss im Palais.

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