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Berlin: Willkommen in den 70ern

Die tschechische Botschaft in der Wilhelmstraße ist ein Stiltempel in Orange und Braun. Nun öffnet er sich erstmals für eine Party – und der Tagesspiegel verlost Karten.

Boris Lazar ist ein sanfter, kleiner Mann, der gerne Geschichten über sein Auto erzählt, einen Opel Astra in den tschechischen Nationalfarben, und von dem Lazar denkt, dass es sehen kann. Mit seiner Frau fährt Lazar darin immer zum Pilzesammeln, sagt er, und danach zeigen sie dem Auto die Pilze, als sei es beleidigt, wenn sie es nicht täten. Boris Lazar hat einen skurrilen Sinn für Humor. Außerdem ist Lazar als tschechischer Botschafter der Hausherr an der Wilhelmstraße 44, und der Weg in sein Büro ist so außergewöhnlich, wie er sein sollte zu so einem Mann.

Von außen ist die Botschaft erst einmal ganz furchtbar hässlich. Sie hat braun verspiegelte Fensterscheiben und stützt sich auf Betonsäulen wie eine alte Riesenkrabbe mit schmutzig-grauem Panzer. Vielleicht sind schon viele Berliner an ihr vorbeigelaufen, und dieser unbewusste Scanner, der die Umgebung auf Schönheit abtastet, hat „guck weg!“ befohlen statt „geh rein!“. Das war ein Fehler. Denn innen ist der Bau ein Stiltempel, ein lebendiges Museum, unverändert seit der Einweihung im Jahr 1978.

Nun sind ja Botschaften selten begehbar für jedermann. Da aber Boris Lazar gerade die tschechische Woche ausgerufen hat, möchte er auch, dass die Berliner tschechischen Boden betreten dürfen. Er lässt also am Donnerstag eine Party geben: Embassy Lounge wird sie heißen und die erste ihrer Art sein. Eingeladen sind nämlich ausschließlich ganz normale Berliner, nur Karten müssen sie gewinnen: Fans der 70er-Architektur, Fans Tschechiens oder einfach Leute, die gerne feiern. DJ Medi Soul (halb Kenianer, halb Tscheche) macht Musik, und zu essen gibt es auch. Eine schöne Idee – die zuvor einen Besuch bei Boris Lazar ermöglicht, einen Trip 25 Jahre zurück, wobei der Weg das Ziel ist.

Wer Boris Lazar besuchen will, der muss erst einmal durch die Halle. Dort sitzt eine Dame in einem mit orangefarbenem Plastik verschalten Rund wie Captain Kirk auf der Brücke der Enterprise. Das Plastik reicht bis unter die Decke, und es strahlt, als befehle die Hausordnung, es alle Stunde zu wienern. Außerhalb dieses Runds ist alles wieder dunkel, so dass der Besucher die Augen aufreißen muss, um die Holzvertäfelung zu erkennen und die braunen Fliesen. Fans der 70er würden sich bestimmt hier schon nicht mehr vom Fleck bewegen wollen.

Treppe rauf. Noch mehr Holz. Glaslüster wie Stalaktiten, Sessel mit rot-gesteppten, wulstigen Polstern, stoffbespannte Wände, orangefarbener Teppich, Lampen wie Blasen über der viereckigen Bar. „Nein“, sagt Boris Lazar, als man endlich völlig benommen vor ihm steht, „wir haben hier nie was verändern wollen.“ Die Tschechen seien „ein kleinbürgerliches Volk“, sagt er, wieder mit diesem Augenzwinkern. „So lange nichts kaputt geht, verplempern wir kein Geld für Neues.“ Aber selbst wenn Lazar renovieren wollte – dann hätten die Prager Architekten der Botschaft doch noch ein Vetorecht. Schließlich ist das Haus fast schon ein Denkmal.

Für die Embassy-Party (19.30 bis 22.30 Uhr) verlost der Tagesspiegel 10 Karten: Einfach am Donnerstag von 11 bis 12 Uhr die Nummer 030 / 259 259 29 wählen und folgende Frage beantworten: Welche Farben hat die tschechische Nationalflagge? Übrigens: Auf der Party gibt’s auch was zu gewinnen: Ein Wochenende im Prager Fünf-Sterne-Hotel Diplomat samt Flug mit Czech Airlines.

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