zum Hauptinhalt

Berlin: „Wir drängen auf Kontrollen“ Für neue Heime gelten weitgehende Auflagen, für vorhandene Häuser nicht

Der Chef der Caritas-Altenhilfe, Raimund Haje, findet das bedenklich

Herr Haje, wie erreicht man die optimale Sicherheit im Pflegeheim?

Vor allem muss man sich immer wieder klarmachen, dass viele Menschen im Alter schlechter sehen und hören, langsamer reagieren oder möglicherweise bisher unbekannte Ängste, Orientierungsprobleme bis hin zur Verwirrtheit haben. Wenn man unter diesem Aspekt jedes Gebäude durchforstet, sind normale Treppenabgänge plötzlich Gefahrenquellen. Wir sichern diese beispielsweise mit flexiblen Sperren. Das sind Schwenkarme, die sich nur durch Ziehen oder größeren Druck öffnen lassen. Wichtig ist auch die Beleuchtung. Für Seniorenheime sind besonders hohe Luxzahlen erforderlich. Und Fluchtwege müssen intensiv ausgeleuchtet sein.

Wie kontrollieren die Behörden die Sicherheit der Heime?

Dafür sind die Heimaufsicht, die Bauaufsicht beziehungsweise Feuerwehr zuständig. Alle fünf Jahre muss die Feuerwehr zum Beispiel unsere Einrichtungen bei einer Brandsicherheitsschau kontrollieren und dabei auf Fluchtwege, Nottreppen und vieles andere achten. In der Praxis schafft sie das aber oftmals aus Personalmangel gar nicht. Es kommt vor, dass wir die Feuerwehr dazu auffordern müssen, weil uns wiederum die Heimaufsicht der Sozialverwaltung drängt. Ein weiteres Problem sind die teils erheblichen Sicherheitsunterschiede zwischen Neubauten und den schon bestehenden Heimen in Altbauten. Für neu gebaute Pflegeheime gelten in Deutschland weltweit vorbildliche Auflagen. Dazu gehören getrennte Brandabschnitte mit automatisch schließenden Türen, Rauchabzugsanlagen und zentrale Brandmelder mit Aufschaltung zur Feuerwehr. Altbauten haben aber teilweise Bestandsschutz …

Was heißt das?

Dort bleibt es dem Betreiber überlassen, ob er die neuesten Sicherheitstechniken – soweit möglich – einbaut oder durch eine erhöhte Personalpräsenz ausgleicht. Das machen auch etliche Träger. Bei der Caritas haben wir inzwischen alle Altbauten mit zentralen Alarmanlagen ausgerüstet – mit direktem Draht zur Feuerwehr.

Was gehört noch zu den wichtigsten Brandschutzvorkehrungen?

Zwei bis drei Pfleger eines jeden Heimes sind ausgebildete Brandschutzhelfer. Sie werden regelmäßig geschult. Außerdem gibt es Alarm- und Einsatzpläne. Diese regeln beispielsweise, wer bei einer Räumung in welcher Etage anpacken muss. Es ist schwierig, bettlägerige Patienten schnell in Sicherheit zu bringen. Dafür haben wir unter anderem spezielle Rettungsdecken, auf denen man eine Person zügig zum vereinbarten Sammelpunkt transportieren kann. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass man in Pflegeheimen peinlich darauf achtet, alle Fluchtwege und Gänge frei zu halten.

Besprechen oder üben Sie das auch mit den Heimbewohnern?

Nein. Das ist mit vielen alten Menschen schwer möglich. Es versetzt sie zu sehr in Angst oder sie sind dazu körperlich gar nicht mehr in der Lage.

Interview: Christoph Stollowsky

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false