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Berlin: „Wir lassen uns nicht erpressen“

Holocaust-Mahnmal: Peter Strieder will den Bau neu ausschreiben

Gestoppte Ausschreibung, verschobener Baubeginn, unabsehbare Mehrkosten – wird das Holocaust-Mahnmal jetzt ein Problemfall wie die Topographie des Terrors?

Ganz im Gegenteil. Aus der Topographie des Terrors haben wir gelernt. Der Bau des Holocaust-Mahnmals wird erst beginnen, wenn wir eine 80-prozentige Kostensicherheit gewähren können. Die Pläne müssen exakt durchgearbeitet sein, bevor man mit einem solchen Projekt beginnt. Wenn man erst einmal begonnen hat, ist man erpressbar, die sich steigernden Kosten zu akzeptieren.

War das Projekt nicht vor der Ausschreibung durchgerechnet? Die Angebote der am Stelen-Wettbewerb beteiligten Firmen lagen bis zu 100 Prozent über dem Kostenrahmen.

Die jetzt eingegangenen Angebote sind völlig unangemessen. Nach einer internen Kostenrechnung können wir das Budget einhalten. Wir werden in der Neuausschreibung ein paar technische Bedingungen verändern, und wir vergrößern den Kreis der Anbieter. So werden die Angebote günstiger ausfallen.

Es gab also Fehler in der Ausschreibung?

Nein, es gab nur eine Anforderung an technische Standards, über die jetzt noch einmal diskutiert wird. Das hat etwas mit der Qualität des Betons zu tun.

Sind die Ansprüche Eisenmans zu hoch?

Wir müssen sicherstellen, dass Peter Eisenman das Projekt mit uns im Kostenrahmen verwirklichen will. Eisenman hat sich bislang sehr kooperativ verhalten. Ich habe nicht die Sorge, dass wir mit ihm Schwierigkeiten wie mit Zumthor haben werden.

Der Mahnmal-Förderkreis wirft ihrer Verwaltung wegen der Pannen „die typischen Berliner Fehler: Filz und Unfähigkeit“ vor.

Der Förderkreis hätte Recht, wenn wir jetzt angefangen und in einem halben Jahr festgestellt hätten, dass wir 20, 30 Millionen mehr brauchen. Genau das machen wir aber nicht.

Jetzt klagt auch noch der Sozialverband VdK: Das Mahnmal sei nicht behindertengerecht.

Das Kuratorium ist zu Recht der Auffassung, dass es sich beim Mahnmal um ein Kunstwerk handelt. Der Eindruck, den es macht, hängt auch mit dem Abstand der Stelen zusammen. Die meisten Bereiche können Rollstuhlfahrer mit Begleitung befahren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Holocaust-Mahnmal fast 60 Jahre nach Ende des Hitlerfaschismus an dieser Klage scheitert.

Werden auch die Betonarbeiten am Topographie-Neubau neu ausgeschrieben, oder gibt es einen einfachen Bau ohne Zumthor?

Es wird jetzt neu ausgeschrieben, und natürlich wird Zumthor realisiert. Baubeginn soll wie beim Mahnmal im nächsten Frühjahr sein, wenn wir im Budget bleiben.

Die Fragen stellte Amory Burchard.

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