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Berlin: „Wir sind eure Wurzeln, ihr habt uns verraten!“

17 000 Anhänger der Friedensbewegung haben laut Polizei am Dienstag friedlich gegen die Politik der US-Regierung demonstriert. Die Veranstalter sprachen von 100 000 Teilnehmern.

17 000 Anhänger der Friedensbewegung haben laut Polizei am Dienstag friedlich gegen die Politik der US-Regierung demonstriert. Die Veranstalter sprachen von 100 000 Teilnehmern. Der Zug setzte sich am Nachmittag, einen Tag vor der Ankunft des Präsidenten George W. Bush, auf der Straße Unter den Linden in Bewegung. Zur Demonstration hatte die „Achse für den Frieden“ aufgerufen, ein Bündnis aus Organisationen der Friedensbewegung, Globalisierungskritikern, Parteien und Gewerkschaften. Bis zum späten Abend gab es laut Polizei-Einsatzleiter Michael Knape lediglich eine Hand voll Festnahmen. Am Alexanderplatz wurde auf einem Flachdach ein von Autonomen vorbereitetes Lager mit Wurfgeschossen, Steinen und Flaschen entdeckt.

Am Nachmittag hatten die PDS und die Grünen zu getrennten Kundgebungen aufgerufen. Allerdings wurde den Bündnisgrünen nicht viel Zeit gegeben für ihren friedlichen Protest. Kaum hatte der US-Sozialwissenschaftler Norman Birnbaum an der Charlottenstraße das Wort ergriffen, kamen auch schon die ersten Zwischenrufe. „Wir sind eure Wurzeln, ihr habt uns verraten!“, skandierten rund 50 Protestler und stürmten das Podium, wo auch Partei-Chefin Claudia Roth und Ex-Justizsenator Wolfgang Wieland standen. Nach einigen Minuten Gerangel, wurde die Veranstaltung abgebrochen. Nachdem sich Polizisten vor der Bühne postiert hatten, höhnte die Menge: „Grün schützt Grün!“ Auf Bitten der Grünen zog sich die Polizei darauf zurück.

Derweil hatte am Bebelplatz bereits die Veranstaltung der PDS begonnen. Hier bestimmten Alternative und Punks, Kuba-Fahnen und Che-Guevara-Shirts das Bild zwischen den PDS-Anhängern. „Als einzige Supermacht können die USA sich jetzt alles erlauben“, sagte ein ehemaliger Grenzzöllner, 65 Jahre alt und nach eigenen Angabene ehemaliger Grünen-Sympathisant. Gegen 16 Uhr hatten sich nach Angaben der Polizei rund 5000 Demonstranten auf dem Bebelplatz versammelt. Ein Plakat („Bush Kindermörder“) und ein Satz Flugblätter („Unwanted: Bush der größte Terrorist der Welt“) waren bereits eingezogen worden. Während auf der PDS-Bühne ein Redner Außenminister Joschka Fischer (Grüne) „Feigheit vor dem Freund“ vorwarf, schwenkte das Publikum die Transparente: „Die Achse des Bösen verläuft durchs Pentagon“ stand darauf.

Zur selben Zeit demonstrierte die Junge Union am Checkpoint Charlie mit etwa 100 Anhängern. Auch auf der Bühne: CDU-Landeschef Christoph Stölzl und Fraktionschef Frank Steffel. „Müssten wir nicht alle gegen Hussein statt gegen die USA demonstrieren“, fragte unter lautem Beifall der CDU-Bundestagsabgeordnete Friedbert Pflüger.

Nach der Kundgebung am Bebelplatz schloss sich die Menge der „Achse für den Frieden“ an. Entlang der Demonstrationsstrecke bis zum Alexanderplatz hatte die Polizei massiv Kräfte zusammengezogen, hielt sich jedoch weitgehend zurück. Dies könnte sich in den nächsten Tagen ändern: Am Dienstagabend kündigte das „Plenum der linken Gruppen“ an, während des Bush-Besuchs zum Protest in das gesperrte Gebiet in der Innenstadt eindringen zu wollen. fan /Ha / kf

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