zum Hauptinhalt

Berlin: Wirt und Kommunikator Jochen Bott im Alter

von 68 Jahren gestorben.

Er war ganz offenbar nicht bloß ein Wirt. Derart viele bekannte Leute haben ihre Namen unter die Traueranzeige für Jochen Bott gesetzt, dass der Fernsehjournalist Hans-Joachim Lorenz wohl richtig liegt mit dem Satz, Jochen Bott sei „ein wirklicher Kommunikator“ gewesen, „der Leute aus unterschiedlichsten Sparten zusammengebracht hat“.

Unter der Traueranzeige, die am gestrigen Sonntag im Tagesspiegel zu lesen war, stehen Namen wie Egon Bahr, Götz George, Manfred Krug, Klaus Landowsky, Lilo Pfitzmann, Ingrid Rexrodt, Regina Ziegler. Politiker, Schauspieler, Künstler, Filmproduzenten trafen sich in den Wirtschaften, die Bott im Berliner Westen, vorzugsweise in Halensee, über die Jahre betrieb: Erst die „Hundekehle“, dann das „Landhaus Bott“, schließlich die „Restauration Bottschaft“.

Dass es ihn von Bad Kreuznach in die geteilte Stadt verschlug, bewirkte der CDU-Politiker und Weinhändler Elmar Pieroth, erzählt Ha-Jo Lorenz. Schon in und mit der „Hundekehle“ hat Bott laut Ha-Jo Lorenz sein Talent als Kommunikator, Kontaktstifter und als „freundlicher Regent“ entwickelt: durch die Erfindung eines Montags-Stammtischs mit festem Sitzrecht, der der Anstrengung des ersten wöchentlichen Arbeitstags entgegenwirken sollte. Gegen den Montag und dessen Tristesse habe Bott „so ’ne Art Konter gesetzt“, sagt Lorenz, der bei Bott und durch dessen kommunikative Fähigkeiten unversehens mit Leuten ins Gespräch kam, die er zuvor nicht kannte – dem berühmten „Bahnchef“ Hartmut Mehdorn beispielsweise oder dem Air-Berlin Gründer Joachim Hunold.

In den 90ern musste Bott damit umgehen, dass plötzlich alle Welt nur noch in Mitte ausgehen wollte. Mit der „Bottschaft“ schaffte es der Mann, der selbst so gern gut aß, trank und danach rauchte, wie es sich für einen Wirt gehört, offenbar wieder in die Erfolgszone – jedenfalls dahin, dass seine Kneipe Berliner Prominenz magnetisch anzog. Unternehmer, Musiker wie Frank Zander, auch Helmut Kohl in seiner ersten Nachkanzler-Phase, kamen zum Essen und Trinken in die Bottschaft.

Das „positive West-Berlin“ habe sich dort getroffen, sagt Lorenz und verweist darauf, dass er „West-Berlin“ nicht nostalgisch meine oder mit „alt“ in Verbindung bringen wolle – auch viele junge Leute kämen in die Kneipe an der Caspar- Theyß-Straße in Halensee. Vor zwei Wochen ist Jochen Bott mit 68 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Am kommenden Freitag um 12 Uhr soll er auf dem Waldfriedhof Heerstraße in Charlottenburg beerdigt werden. wvb.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false