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Berlin: Wo die einen laufen – und die anderen nicht mehr vorwärts kommen Ausverkauf auf Spanisch

Für Jogger und Skater geht es bei den „25 Kilometern von Berlin“ vom Olympischen Platz durch die ganze Innenstadt und zurück / Behinderungen für Autofahrer Thomas Rübens schließt seine „Romanische Buchhandlung“ – und alles muss raus

Insgesamt 10000 Teilnehmer aus 41 Ländern erwartet der Berliner Leichtathletik-Verband heute bei den „25 km von Berlin“. Rund 7000 Läufer und 1600 Skater sind für den sonntäglichen Frühlingslauf quer durch Berlin gemeldet, Kinder und Jugendliche probieren sich über kürzere Distanzen. Am Zielpunkt, rund um den Glockenturm, gibt es ein Fest für die Sportler und ihre Fans. Auch entlang der Strecke hat man Musikbands aufgestellt, die den Läufern Beine machen sollen. Für Autofahrer bedeutet der Lauf, dass sie zwischen 8.45 Uhr und 12.15 Uhr entlang der gesamten Strecke mit erheblichen Behinderungen und langen Umwegen rechnen müssen. Wenn möglich sollten sie auf die Stadtautobahn ausweichen. Tsp

In seinem ersten Leben hat Thomas Rübens viel Geld verdient. 1966 ist er aus Chile nach Berlin gekommen, dann war er Bauleiter in Saudi-Arabien, später leitete er eine Baufirma in Berlin. „Aber das war langweilig“, sagt der kleine Mann mit dem grauen Vollbart. Also wurde er Buchhändler. Das war vor 16 Jahren, Rübens war Mitte 40. Er hat die „Romanische Buchhandlung“ in Charlottenburg übernommen, sie zu einem Fixpunkt des spanischen Berlins gemacht. Aber nun ist es vorbei: Morgen beginnt der Ausverkauf der 10 000 Titel zu verbilligten Preisen, die drei Angestellten sind entlassen, Ende Mai muss der Buchladen schließen.

Rübens hat dennoch allen Grund, stolz zu sein. Denn die Romanische Buchhandlung war mehr als ein Buchladen. Hier haben Dichter und Botschafter wie Antonio Skarmeta ihre Bücher gekauft, andere wie der Italiener Alessandro Barrico, der Brasilianer Joao Ubaldo Ribeiro oder der junge peruanische Autor Jorge Eduardo Benavides haben aus ihren Büchern gelesen. Und dann kamen sie alle, die Spanier und Portugiesen, Franzosen und Italiener, Exil-Chilenen, Argentinier, Mexikaner. Denn hier, zwischen den Büchern in ihrer Sprache, den Zeitschriften und der Ecke mit den lateinamerikanischen Weinen fühlten sie sich zu Hause. Und es kamen viele Studenten. Aber sie haben zu wenig gekauft, zumindest seit Mitte der 90er Jahre. Als vergangenes Jahr auch noch Kiepert um die Ecke dichtmachte, wurde es ganz schlecht, in den vergangenen drei Monaten vor dem Ausbruch des Irak-Krieges „katastrophal“. Inzwischen kaufen die Leute zwar wieder, „aber ohne finanzielle Rücklagen kann man so eine Durststrecke nicht überstehen“, sagt Rübens. Er hofft, dass vielleicht „doch noch ein Wunder geschieht“ und sich ein Partner findet, der mit ihm zusammen einen Versandbuchhandel für romanischsprachige Bücher aufbaut, damit auch der Leser in Greifswald von seinen Kontakten in die lateinamerikanische, spanische und französische Literaturszene profitieren kann. clk

Romanische Buchhandlung, Goethestraße 69, geöffnet wird um zehn Uhr

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