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Berlin: Wo Luise mit Bauern tanzte In Paretz erinnert vieles an die beliebte Königin

Zuerst spielten die Dorfmusikanten, danach die Militärkapelle. Burschen und Mädchen tanzten sich außer Atem, dann mischten sich König und Königin unter die Landleute und drehten sich auf dem Tanzplatz: So feierte man in Paretz Ende des 18.

Zuerst spielten die Dorfmusikanten, danach die Militärkapelle. Burschen und Mädchen tanzten sich außer Atem, dann mischten sich König und Königin unter die Landleute und drehten sich auf dem Tanzplatz: So feierte man in Paretz Ende des 18. Jahrhunderts ausgelassene Erntefeste. Bauern und Adel vergnügten sich zusammen, die Etikette war außer Kraft , das erregte Aufsehen. Aber es gehörte zum neuen Stil von Friedrich Wilhelm III. und seiner Gattin Luise, des bürgerlichsten aller preußischen Königspaare.

Die beiden tanzten in vielerlei Hinsicht aus der Reihe. Zum einen waren sie verliebt, was unter den gekrönten Paaren Preußens höchst selten vorkam. Außerdem hatte besonders der König eine Vorliebe für die stillen Genüsse des Landlebens und einfache Menschen. Also schufen sie sich in Paretz ein Refugium – einen Landsitz für heitere Sommervergnügen, in dem die beliebte preußische Königin Luise vor ihrem frühen Tod im Jahre 1810 mit ihrer Familie die glücklichsten Tage ihres Lebens verbrachte.

1797 beauftrage Friedrich Wilhelm III. den Baumeister David Gilly, das alte Gutshaus von Paretz in ein schlichtes Landschlösschen zu verwandeln. Doch auch die weiteren Gutsgebäude und das Dorf drumherum sollten dem Bild des idealen Landlebens entsprechen. Deshalb siedelte man die Bauern vorübergehend aus, riss ihre Katen ab und baute für sie solide Gehöfte. Auch die Kirche wurde für dieses Musterdorf preußischer Landbaukunst neugotisch umgestaltet.

Mit wie viel Liebe das Königspaar im Schlösschen sein eigenes persönliches Reich gestaltete, lässt sich seit der kompletten Restaurierung des Gebäudes gut nachempfinden. Nichts wirkt inszeniert. Die Aura der lichtdurchfluteten Salons, deren farbenfrohe Papiertapeten und ausgesucht schöne Ausblicke in den Park fügen sich harmonisch zusammen und bringen die beiden auch menschlich näher.

Was ihr dieses „Schloss Still-im-Land“ bedeutete, hat Luise so ausgedrückt: „Ich muss den Saiten meines Gemüts jeden Tag einige Stunden Ruhe gönnen…, damit sie den rechten Ton und Anklang behalten.“ Das war in ihrem Sommersitz Paretz gut möglich. cs

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