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Berlin: Wohnungsbaugesellschaft: Rettungsaktion für Marzahner WBG

Die finanziell angeschlagene Wohnungsbaugesellschaft Marzahn (WBG) soll an die DeGeWo verkauft werden - zum symbolischen Preis von einem Euro. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) will dadurch das marode Unternehmen wieder in Schwung bringen, wie seine Sprecherin Petra Reetz vorsichtig formuliert.

Die finanziell angeschlagene Wohnungsbaugesellschaft Marzahn (WBG) soll an die DeGeWo verkauft werden - zum symbolischen Preis von einem Euro. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) will dadurch das marode Unternehmen wieder in Schwung bringen, wie seine Sprecherin Petra Reetz vorsichtig formuliert.

Die Fakten sprechen für sich: Das landeseigene Unternehmen steht vor einem Schuldenberg von rund 1,5 Milliarden Mark. "Diese Summe ergibt sich aus Krediten, die wir in den vergangenen Jahren aufnehmen mussten, um unseren Bestand zu sanieren", erklärt WBG-Pressesprecherin Erika Kröber. Und sie betont, dass es anderen landeseigenen Wohnungsgesellschaften nicht viel besser gehe. Allerdings sei kein anderes Unternehmen so einseitig wie die WBG mit Plattenbau-Hochhäusern ausgestattet: 42 solcher Riesen mit mehr als 18 Geschossen sind zu verwalten. "Ob saniert oder unsaniert, dafür lassen sich in der heutigen Zeit nur schwer Mieter finden", erklärt Erika Kröber den hohen Leerstand. Tatsächlich stehen von den insgesamt 32 000 Wohnungen der Gesellschaft etwa 13 Prozent leer.

Jedes siebente Quartier ist davon betroffen. Der massive Wegzug begann nach Aussage von Kröber vor etwa drei Jahren. Schließlich gebe es auf dem Berliner Wohnungsmarkt inzwischen genügend Alternativen. So bietet die Wohnungsbaugesellschaft Hellersdorf beispielsweise seit längerem sanierte Wohnungen in Fünf- oder Sechsgeschossern mit veränderten Grundrissen an. Auch in Marzahn gebe es solche Varianten, betont die Sprecherin. "Aber nicht in dieser Vielfalt." Als Anfang der 90er Jahre die Gesellschaft ihr umfangreiches Sanierungsprogramm startete, sei das noch kein Thema gewesen. "Wir wollten damals ein Zeichen setzen und den vorhandenen Bestand attraktiver gestalten", betont Kröber. Rund 20 000 Quartiere präsentieren sich mittlerweile in einem neuen Outfit.

Mit verschiedenen Aktionen versucht die Gesellschaft seit Jahren, die Flucht aus den Plattenbauten zu stoppen. Eine aktuelle Kampagne richtet sich besonders an Familien mit Kindern. Unter dem Motto "Wir zahlen schon jetzt mehr Kindergeld" wird Familien, die einen Mietvertrag abschließen, pro Kind 150 Mark Miete erlassen. Der maximale Rabatt beträgt 450 Mark.

Allein im vergangenen Jahr konnte die Gesellschaft insgesamt etwa 5000 neue Mietverträge abschließen. Eine Alternative zum Leerstand sieht das Unternehmen inzwischen im Abriss von Gebäuden. So wurde beschlossen, die beiden Doppelhochhäuser an der Marchwitzastraße 1/3 zu entfernen. Nur noch 20 Prozent der 296 Wohnungen sind belegt. Einen Abrisstermin gibt es noch nicht. Im Gespräch ist außerdem, zwei Hochhäuser an der Oberweißbacher Straße 2/4 und der Kienbergstraße 1/3 abzuräumen. Aber nicht überall stoßen diese Pläne auf eine positive Resonanz. Günter Peters, einst Stadtbaudirektor von Ost-Berlin und am Aufbau Marzahns beteiligt, beurteilt das Vorhaben skeptisch. "Die beiden Hochhäuser an der Marchwitzastraße bilden das Eingangstor des Bezirks", sagt der Fachmann.

Auch der Marzahn-Hellersdorfer Stadtentwicklungsdezernent Heinrich Niemann (PDS) wendet sich gegen einen umfassenden Rückbau. "Abriss muss das letzte Mittel sein, es muss nach Alternativen gesucht werden", sagt der Politiker. Der Geschäftsführer der DeGeWo, Thies-Martin Brandt, wollte sich zunächst nicht öffentlich zur geplanten Übernahme der WBG äußern.

Steffi Bey

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