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Auch in Kreuzberg werden neue Wohnungen gebaut. Niedriger werden die Mietpreise deswegen nicht.

© dpa

Wohnungsmarkt: Neubauboom in Berlin - Preise steigen trotzdem

An der Preisentwicklung auf dem Wohnungsmarkt wird der Neubauboom in der Hauptstadt laut Stadtentwicklungssenator Michael Müller nichts ändern. Die Preise für Wohneigentum und Mieten werden trotzdem weiter steigen.

In der deutschen Hauptstadt werden so viele Wohnungen neu gebaut wie seit Jahren nicht mehr. Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg meldet für die ersten sechs Monate eine Zunahme der genehmigten Neubauwohnungen um 14,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Bau von knapp 3000 Wohnungen sei damit auf den Weg gebracht. Zusammen mit Dachaufbauten bestehender Gebäude seien sogar 4221 Wohnungen neu genehmigt worden.

Auch die Investitionen steigen: bei den überwiegend landeseigenen Firmen des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Unternehmen (BBU) allein um knapp 160 Prozent. Bemerkenswert ist, dass der Neubauboom nicht mehr wie in vergangenen Jahren überwiegend von wohlhabenden Haushalten getragen wird, die Villen oder Doppelhaushälften errichten. Den starken Anstieg führt das Amt für Statistik allein auf den Neubau von Mehrfamilienhäusern zurück. Deren Zahl stieg drastisch an, um ein Drittel, während bei den Ein- und Zweifamilienhäusern sogar ein Rückgang verzeichnet wurde.

Berlins Senator für Stadtentwicklung Michael Müller (SPD) sprach von einem „ermutigenden Signal“. Die Zahlen zeigten, dass der Senat sein politisches Ziel von 30 000 neu gebauten Wohnungen in dieser Legislaturperiode erreichen könne. Müller sagte aber auch, dass „die Preise von Wohneigentum und Mieten weiter steigen werden“. Dies sei nicht nur in Berlin so: In vielen Metropolen steige mit der Zahl der Haushalte auch die Nachfrage nach Wohnungen, weil die Menschen Kultureinrichtungen, Ärztehäuser und einen guten öffentlichen Nahverkehr in Großstädten schätzten.

Video: Mit Lärm gegen steigende Mieten am Kottbusser Tor:

Dagegen warfen Experten der Berliner Grünen-Fraktion dem Senat vor, „den Ernst der Lage offenbar nicht erkannt“ zu haben. Berliner Haushalte gäben ein Viertel ihres Einkommens für Mieten aus, so viel wie die Bewohner von München. Nach einer jüngst vorgestellten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) waren auch die Preise für Eigentumswohnungen in Berlin von 2003 bis 2011 um 39 Prozent gestiegen.

Arnt von Bodelschwingh vom Forschungsinstitut Regio-Kontext nannte den Boom im Neubau von Wohnungen „eine Trendwende“. In den Jahren zuvor seien viel zu wenig Geschosswohnungen neu entstanden, um die Nachfrage durch die wachsende Bevölkerung bedienen zu können. Von einem Durchbruch im Kampf gegen steigende Mieten könne daher noch nicht gesprochen werden, denn in den vergangenen Jahren wurde ein großer Teil des neu geschaffenen Wohnraums als Immobilieneigentum verkauft und stand daher nicht als zusätzlicher Mietwohnraum zur Verfügung.

Ähnlich äußerte sich BBU-Vorstandsmitglied Maren Kern: „Trotz der guten Nachricht ist es unerlässlich, dass der Senat schnellstmöglich das Bündnis für bezahlbare Mieten sowie die neue Liegenschaftspolitik beschließt.“ Es würden bei Weitem nicht genügend Wohnungen gebaut, um Haushalte mit kleinen Einkommen zu versorgen. Ulrich Pfeiffer vom Forschungsinstitut Empirica sprach angesichts der steigenden Neubauzahlen von einer überfälligen Entwicklung.

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