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Berlin: Wowereit eröffnet spezielles Stadtmöbel

Café Achteck als gusseisernes Relikt einer verschämten Zeit

Dem Unternehmer Hans Wall hat es ein spezielles Berliner Stadtmöbel ganz besonders angetan: das „Café Achteck“, oder weniger poetisch Klohäuschen. Seit 1995 hat er neun dieser gusseisernen Relikte einer verschämten Zeit äußerlich restauriert und innerlich den hygienischen Bedürfnissen der Moderne angepasst. Gestern eröffnete der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit das zehnte am Gendarmenmarkt – dort, wo vor 110 Jahren schon mal eines stand.

Doch ihre große Zeit ist trotzdem längst vorbei: die öffentlichen Bedürfnisanstalten, die daherkommen wie griechische Tempel, sind selten geworden. Dabei sind die gusseisernen Pissoirs von zeitloser Robustheit. 1879 wurden die ersten beiden dieser Wasserklosetts in Berlin aufgestellt – auf dem Weddingplatz und dem Arminiusplatz in Moabit, 32 Jahre später waren es schon 139. Der Volksmund machte aus den Bedürfnisanstalten schnell ein Café, ein „Café Achteck“. Offiziell aber hießen die grasgrünen Modelle der Firma Rössemann & Kühnemann „Waidmannslust“. Sie boten Platz für sieben Herren, die gleichzeitig urinieren konnten. In das Vorläufermodell passten nur zwei. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts bekam der Spitzname „Café“ noch eine weitere Bedeutung, denn die öffentlichen Bedürfnisanstalten galten als Treffpunkte für Homosexuelle, die sich zu der Zeit noch verstecken mussten. Tsp

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