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Berlin: Wowereits Dienstreise nach Hollywood

Berlins Regierender wirbt in Los Angeles für Berlin

Ganz gleich, wohin die Auslandsdienstreisen des Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit gingen: Sie sorgten in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen. Vor allem seine Reisen in die Partnerstadt Los Angeles muteten mehr als Spaßtrip denn als Arbeitszeit an. So drehte Wowereit 2002 im Feuerwehrauto am Billy-Wilder-Square eine Ehrenrunde, besuchte Filmstudios und ein Max-Raabe-Konzert. 2004 war Wowereit unter anderem zu Gast bei seinem Freund Thomas Gottschalk und trat als Redner bei der Abschlussfeier von Gottschalks Sohn auf einer Highschool in der Kleinstadt Calabasas auf. Jetzt fährt Wowereit wieder nach Los Angeles. Die Opposition frotzelt: „Es darf nicht nur ein Kindergeburtstag bei Gottschalks dabei herauskommen“, sagt FDP-Fraktionschef Martin Lindner.

Eine Woche lang besucht Berlins Regierender mit einer fünfköpfigen Delegation auf Einladung des Bürgermeisters von Los Angeles, Antonio Villaraigosa, vom 10. bis 17. März Kalifornien. Anlass ist die Städtepartnerschaft mit Los Angeles, die vor 40 Jahren während der damaligen Berlinale geschlossen wurde, wie der stellvertretende Senatssprecher Günter Kolodziej sagte. Die Filmwirtschaft ist eines der verbindenden Elemente beider Städte: So steht ein Empfang für Produzenten und Vertreter von Hollywood-Studios auf dem Reiseplan. Nach dem deutschen Erfolg bei der Oscar-Verleihung und der für die Städteverbindung Berlin – Los Angeles symbolträchtigen Berlinale liegt es laut Kolodziej auf der Hand, „dass Filmwirtschaft ein Schwerpunkt ist“.

Geplant sind außerdem ein Treffen mit Wowereits Amtskollegen Villaraigosa, Arbeitsessen mit Vertretern der Tourismusbranche und der Wirtschaft, ein Konzertbesuch von Ute Lemper, ein Treffen mit Vertretern des Anschutz-Entertainment-Konzerns, der in Berlin das Areal um die O2-Arena am Ostbahnhof bebaut. Außerdem will Wowereit mit einer Grundsatzrede eine internationale Konferenz des Vereins Atlantikbrücke und des Pacific Council on International Policy eröffnen. Reiseziel ist nach Angaben des Sprechers, Berlin als Medien- und Tourismusstandort zu präsentieren. Warum die Reise einschließlich Flug aber sieben Tage dauert, begründet Kolodziej damit, dass „die Flüge am Wochenende preisgünstiger sind“. Anreisetag ist Sonnabend, der Sonntag ist programmfrei.

Grundsätzlich sind CDU, FDP und Grüne nicht gegen Wowereits Dienstreisen. Doch mahnt CDU-Generalsekretär Frank Henkel an, der Los-Angeles-Besuch dürfe nicht zur einer „Lustreise wie sein Namibia-Trip“ werden. Ende November hatte Wowereit Berlins Partnerstadt Windhuk besucht. Die Reise war von der Opposition kritisiert worden, weil sie „keinerlei wirtschaftlichen Hintergrund“ gehabt habe. Henkel und Lindner fordern jetzt von Wowereit, er müsse sich in Los Angeles um Wirtschaftsansiedlungen für Berlin bemühen. „Und er muss Gespräche über Klimaschutz, Verkehr, Integration und Bekämpfung der Jugendgewalt führen“, sagen die grünen Fraktionschefs Franziska Eichstädt-Bohlig und Volker Ratzmann. Mit seinen Kontakten werde es Wowereit wohl nicht schwer fallen, so Ratzmann, sich mit dem kalifornischen Gouverneur Arnold Scharzenegger zu treffen: Der hat eines der strengsten Gesetze in den USA zur Reduzierung von Treibhausgasen auf den Weg gebracht. Und was die Filmwirtschaft betrifft, hat der „Terminator“ auch ein gewichtiges Wort in Los Angeles mitzureden. sib/lvt

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