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Zahlungskriminalität: Betrüger zocken Berliner an EC-Automaten ab

Die Polizei warnt Bankkunden vor neuen Methoden der Trickdiebe. Sie schädigten im vergangenen Jahr rund 3500 Kontoinhaber an Geldautomaten.

Versteckte Kameras, falsche Tastaturen oder Teppichleisten mit Klebeband – wer nicht aufpasst, kann an Geldautomaten auf Trickdiebe hereinfallen. Tausende Fälle hat die Berliner Polizei im letzten Jahr registriert. Bundesweit ergaunerten die Betrüger mehr als 40 Millionen Euro.

„Die häufigste Form ist das sogenannte Skimming“, sagt Margit Schneider. Als Leiterin für das Sicherheitsmanagement der Euro Kartensysteme GmbH ist sie für 56 000 Geldautomaten in ganz Deutschland verantwortlich und kennt alle Tricks der Automatenbanden. „2009 hatten wir insgesamt 1700 manipulierte Geräte, davon 224 in Berlin“, sagt sie. Die Täter setzen einen täuschend echt aussehenden Kartenschlitz und ein Zahlenfeld auf den Automaten. So werden in Sekunden die Daten des Magnetstreifens ausgelesen und die eingegebene PIN abgespeichert. Die Informationen werden dann sofort an Komplizen in Südamerika oder Afrika gesendet. Mit einer duplizierten EC-Karte wird anschließend so lange Geld abgehoben, bis das Tageslimit erreicht ist. Doch auch ohne teure technische Ausrüstung funktioniert die Methode. „Ein Täter schaut beim Eintippen die Geheimzahl ab, dann wird der Kunde abgelenkt und seine Bankkarte im Automaten durch eine falsche ausgetauscht“, sagt Schneider. Auch mit versteckten Minikameras arbeiten die Betrüger.

Oft merkt der Kunde erst Tage später, dass er Opfer von Skimming geworden ist, wenn plötzlich im Ausland hohe Summen von seinem Konto abgehoben werden. Immerhin wird der Schaden vom Kreditinstitut ersetzt. Doch für Schneiders Team geht die Arbeit erst richtig los, wenn ein Betrugsfall bekannt wird. Schnell muss der manipulierte Automat ausfindig gemacht und ausgewertet werden. Anschließend erhalten alle Kunden, die an dem Tag den Automaten genutzt haben, einen Brief und eine neue EC-Karte. Euro Kartensysteme arbeitet eng mit den Behörden zusammen. Obwohl die Täter schwer zu erwischen sind, konnten laut Schneider 2010 rund 300 Tatverdächtige gefasst werden, ein Drittel davon im Ausland.

Trotzdem schlagen die Banden immer häufiger zu. „Im letzten Jahr hatten wir allein in Berlin rund 3500 Geschädigte“, sagt Michael Schultz, Dezernatsleiter der Abteilung für Zahlungskriminalität beim Landeskriminalamt. Schultz rät Bankkunden, an Automaten besonders aufmerksam zu sein. „Erst hilft ein höflicher, junger Mann einer alten Dame am Automaten, und später ist plötzlich die Handtasche weg.“ Im Zweifelsfall solle man lieber zu einer anderen Filiale gehen oder am Schalter Geld abheben.

Schultz warnt vor der allerneuesten Methode der Betrüger: Alles, was man dazu braucht, ist ein graues Stück Teppichleiste und doppelseitiges Klebeband. Die Täter kleben die Leiste über den Geldausgabeschlitz. Die Scheine bleiben am Klebeband hängen. Der Kunde glaubt an einen Fehler des Automaten und geht. Danach kommen die Betrüger zurück und kassieren das Geld von der Leiste.

Erst vor kurzem wurden in Berlin mehrere Männer in einem Auto geschnappt. Bei der Durchsuchung fanden die Beamten fertige Teppichleisten mit Resten von Geldscheinen daran. „Die Methode schwappt derzeit von Süden nach Berlin“, sagt Schultz. Bislang seien vor allem Fälle aus Bayern gemeldet worden, jetzt ist der Trend in der Hauptstadt angekommen. Allein seit Jahresanfang wurden mehr als 50 Fälle des so genannten Cash Trapping bekannt. Aber was tun, wenn man das Gefühl hat, Opfer des Klebeleisten-Tricks zu werden? „Auf jeden Fall am Automaten stehen bleiben“, sagt Schultz. Meist sei am Bankautomaten eine Notfallnummer der Filiale angegeben, die man anrufen kann. Zur Not könne man sich auch direkt bei der Polizei melden, denn klar ist: Irgendwo in der Nähe lauern die Täter auf die festgeklebte Beute.

Infos zum Schutz vor Betrügern: www.kartensicherheit.de. Die Sperrnotrufnummer für alle Karten ist die 116 116.

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