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Berlin: Zahn- und Mundgesundheitsforum: Karies auf dem Rückzug - In Berliner Zahnarztpraxen wird immer weniger gebohrt

Christian Bolstorff, der Präsident der Zahnärztekammer Berlin, sieht ein sich wandelndes Berufsbild für Zahnärzte. Herr Bolstorff, wie steht es um die Berliner Zähne?

Christian Bolstorff, der Präsident der Zahnärztekammer Berlin, sieht ein sich wandelndes Berufsbild für Zahnärzte.

Herr Bolstorff, wie steht es um die Berliner Zähne?

Noch nicht ideal - leider. Zwölfjährige Berliner Kinder zum Beispiel hatten 1997 durchschnittlich 2,1 erkrankte, gefüllte oder sogar fehlende Zähne. Der Bundesdurchschnitt lag bei 1,7. Doch auch Berlin ist auf dem Weg der Besserung: Die Zahnschäden der Kinder gehen kontinuierlich zurück.

Das heißt, die Zahnärzte haben immer weniger zu tun?

Oh nein, Arbeit gibt es nach wie vor genug. Zahnärzte haben aber immer weniger mit Reparaturen zu tun, dafür immer mehr mit Vorbeugung. Das Bewusstsein der Menschen hat sich geändert. Die Kinder lernen heute schon im Kindergarten den richtigen Umgang mit der Zahnbürste.

Dennoch sind die Ausgaben der Krankenkassen für zahnärztliche Behandlungen im vergangenen Jahr gestiegen.

Das ist nicht verwunderlich. Zum einen kostet auch Prävention Geld. Die Entfernung von Zahnstein oder die Beratung der Patienten durch den Zahnarzt muss schließlich auch bezahlt werden. Zum anderen profitieren die älteren Jahrgänge nicht von den guten Zähnen der Jungen. Hier muss nach wie vor repariert werden.

Mundgesundheit hängt auch von der Ernährung ab. Worauf sollte man achten?

Der Mensch ist zwar als "Allesfresser" geboren, für gesunde Zähne braucht er aber zum Beispiel überhaupt kein Fleisch. Stattdessen sollte man regelmäßig Milch trinken. Deren natürlicher Kalziumgehalt ist wichtig für stabile Knochen, auch für den Kieferknochen. Auf Zucker sollte man nach Möglichkeit verzichten. Er bietet Bakterien, die den Zahnschmelz angreifen, Nahrung. Zucker steckt übrigens auch in Honig oder Obst.

Aber auf Obst sollte man doch wohl kaum verzichten?

Nein, nein. Eine ausgewogene, vitaminreiche Nahrung ist unersetzlich, auch für das Zahnfleisch. Aber auch die Säuren aus Obst und Gemüse schaden dem Zahnschmelz. Ein Schluck Milch hinterher hilft, das Übermaß an Säure schneller zu neutralisieren.

Mit Milch gegen Karies?

Das wäre übertrieben. Die sinnvolle Vorbeugung besteht immer aus einem Zusammenspiel von Ernährung und Pflege. Grundsätzlich sollte man vor dem Schlafengehen und nach dem Frühstück die Zähne putzen und idealerweise nach den Mahlzeiten während des Tages ...

was aber nicht immer so einfach zu machen ist, im Büro zum Beispiel.

Das stimmt. Aber auch unterwegs kann man mit einfachen Mitteln die Zähne schützen. Es gibt nicht-gezuckerte Kaugummis, die pflegen oder kleine Zahnbürsten, die man dabei haben kann. Ganz einfach aber ist es, nach dem Essen den Mund auszuspülen. Allein das hat schon einen Reinigungseffekt. Ganz wichtig ist die Härtung des Zahnschmelzes mit Fluorid. Fluorid gibt es als Tabletten, als Lösung zum Spülen oder in Zahnpasten und sogar schon als Zusatz zu Speisesalz.

Vorbeugung ist also auch von der Wirtschaft entdeckt worden?

Mittlerweile ist einiges auf dem Markt, auch weil von den Verbrauchern eine stärkere Nachfrage kommt - oft aus ästhetischen Gründen. Dennoch gibt es hier immer noch Entwicklungspotenzial. Wenn Sie zum Beispiel in den USA in einen Supermarkt gehen, können Sie zwischen zehn verschiedenen Sorten Zahnseide auswählen. Das ist dort ganz selbstverständlich. Wir können in dieser Hinsicht noch einiges lernen.

Herr Bolstorff[wie steht es um die Berliner Z&aum]

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