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Zehlendorf: Glücklich mit der Pleite

Die McNair-Siedlung ist ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Doch für viele Anwohner ging es seit der Insolvenz des Bauträgers bergauf.

Die früheren Verantwortlichen der wegen Baumängeln und kontaminiertem Boden in die Diskussion geratene McNair- Siedlung in Lichterfelde-West sind ins Visier der Staatsanwaltschaft gekommen. Die Ermittler prüfen, ob der Insolvenzantrag für die Bauträgergesellschaft im Jahr 2004 rechtzeitig gestellt – oder möglicherweise verschleppt wurde. Die insolvent gegangene Firma „Prometheus“ war eine Tochter der früher landeseigenen Bankgesellschaft Berlin.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, dass im Zuge der Ermittlungen auch Unterlagen bei beteiligten Firmen beschlagnahmt worden seien. Das Immobiliengeschäft der Bankgesellschaft wird derzeit abgewickelt; die in Landesbesitz verbleibenden Teile werden jedoch von der neu gegründeten landeseigenen Berliner Immobilien-Holding verwaltet. Dort hieß es, bei der Insolvenz handele es sich um „historische Vorgänge“, die man nicht kommentiere, sagte Sprecher Stefan Siebener.

Zur Insolvenz der Firma „Prometheus“ kam es im Zuge der Abwicklung des Immobiliengeschäftes der Bankgesellschaft nach dem Bankenskandal. Beim Bau der McNair-Siedlung stiegen die Kosten unerwartet an, weil der Boden mit Quecksilber belastet war und Hauskäufer Baumängel reklamiert hatten. In Abstimmung mit dem Berliner Senat drehte die landeseigene Bank schließlich den Geldhahn zu und schickte die Firma in die Insolvenz.

Die McNair-Siedlung liegt zwischen Goerzallee und Teltower Damm. Dort wurde 1999 der Grundstein für ein Quartier mit 520 individuell gestalteten Reihen-, Doppel- und Terrassenhäuser gelegt. Die Neubauten sollten vor allem Bundesbediensteten angeboten werden, die mit dem Wechsel des Regierungssitzes von Bonn nach Berlin kamen. Doch die waren wenig interessiert. Der Bauträger konnte nur 150 Wohneinheiten verkaufen – und musste Mitte 2004 Insolvenz anmelden.

Zu diesem Zeitpunkt stand aber bereits ein großer Teil aller geplanten Häuser im Rohbau auf dem Gelände. Nach der Insolvenz gelang es dem Verwalter dann recht schnell, die verbleibenden Immobilien im unfertigen Zustand zu verkaufen. „Die Pleite war ein Glücksfall für die Siedlung“, sagt einer der Hauseigentümer heute. Denn inzwischen seien fast alle Immobilien bewohnt, die Kindertagesstätte eröffnet und für das Kasernengebäude auf dem Areal ein Investor gefunden. Nun solle auch noch eine Schule auf dem Gelände entstehen.

Allerdings blieben auch viele Eigentümer auf Bauschäden sitzen – weil sie nach der Insolvenz niemanden mehr dafür in Haftung nehmen können. ball

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