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Berlin: Zehn Tage zum Verlieben …

Es war Sommer. Am Ostseestrand von Ahlbeck sah der Berliner Angestellte des Ullsteinverlags die Buchhändlerin aus Leipzig zum ersten Mal.

Es war Sommer. Am Ostseestrand von Ahlbeck sah der Berliner Angestellte des Ullsteinverlags die Buchhändlerin aus Leipzig zum ersten Mal. Damals, 1935, hatten sie zehn Tage, um sich ineinander zu verlieben. „Es hat gereicht“, sagt Käthe Barth, heute 88 Jahre alt. Glücklich fuhren sie zurück nach Berlin und Leipzig. Damals wussten sie noch nichts von den Problemen, die sie in den nächsten Jahren erwarteten. „Wir haben uns den Optimismus immer bewahrt“, sagt Heinz Barth, heute 90. Und seine Frau Käthe sagt, „bei allen Schwierigkeiten um uns herum, wir sind immer gut miteinander gelaufen“. Wer wollte das nach 60 Jahren Ehe bestreiten. Am 30. Juni haben sie in Berlin Diamantene Hochzeit gefeiert.

Im Jahr 1935 ließen die Widrigkeiten nicht auf sich warten. Wochen, manchmal Monate vergingen, bevor Heinz und Käthe sich besuchen konnten. Das Geld war knapp und die Arbeitstage lang. Für Vergnügungen, Tanzveranstaltungen und abendliches Spazieren blieb meist keine Zeit. 1939 wird er zum Kriegsdienst eingezogen. Zu Weihnachten verloben sich die beiden, dann muss Heinz wieder zum Militär. Käthe bleibt bei ihren Eltern in Leipzig. 1942 endlich heiraten sie während eines Kurzurlaubes. Heinz hat sich Frack und Zylinder besorgt. Ein Verwandter organisiert Belgische Spitze aus Lüttich fürs Hochzeitskleid. Fürs Hochzeitsessen waren Essensmarken gesammelt worden. Ein Freund spendierte Hühner. An das Festessen in Notzeiten erinnern sich beide noch gut.

1947. Käthe ist schwanger. Erst jetzt zieht sie in die Wohnung der Schwiegermutter nach Tempelhof. Heinz kommt kurz danach aus der Gefangenschaft zurück. Endlich wohnen die beiden zusammen. Doch das Leben zu viert in zwei Zimmern ist nicht einfach. Zwölf Jahre wird es dauern, bis Heinz und Käthe mit Sohn und Tochter alleine unter einem Dach wohnen. Zwölf Jahre, die im Nachhinein als die schwersten in ihrer langen Ehe erscheinen. „Es ging damals gar nicht anders“, sagt Heinz Barth. „Wir waren froh, dass wir bei meiner Mutter leben konnten.“ Aber er gibt auch zu, dass er in dieser Zeit manchmal nicht ganz so traurig war, tagsüber nicht zu Hause zu sein. Ihre Ehe wird davon nicht erschüttert. Im Gegenteil: „Wir haben gelernt, Differenzen auszuhalten, und wir haben viel miteinander geredet“, sagt Käthe Barth. „Vor allem aber waren wir immer optimistisch und haben uns an den schönen Tagen gefreut.“

1961 beschließen die Eheleute nach langer Diskussion, dass Heinz sich selbstständig machen soll. Er wird Steuerberater, Käthe hilft ihm im Büro. 1977 beschließen die beiden erneut eine weitreichende Veränderung. Sie verkaufen die Steuerberaterpraxis und ziehen nach Bayern ins Altmühltal. „Wir wollten weniger Stress und das Leben miteinander genießen", sagt Heinz. In Bayern hat man das kontaktfreudige Paar freundlich aufgenommen. Heinz und Käthe Barth sind Mitglieder in den unzähligen Vereinen ihrer kleinen Stadt. Der Kontakt zu Berlin ist dennoch nie abgerissen – schon der Kinder und Enkelkinder wegen. Und beerdigt werden wollen sie hier auch. Ursula Engel

HOCHZEIT DER WOCHE

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