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Berlin: Zierwein wie zu Kaisers Zeiten

Altes Palais erhält hölzernen Anbau

Hinter einer bunten Plane geben Bauleute dem ehemaligen Palais des deutschen Kaisers Wilhelm I. an der Ecke Unter den Linden/Bebelplatz den letzten Schliff. Bis zum Sommer 2007 erhält das unlängst restaurierte und frisch gestrichene Palais einen Anbau aus Holz nach historischem Vorbild. Es handelt sich um die Rekonstruktion einer 14 Meter langen Pergola, die sechs Meter in den Bebelplatz hinein reicht. Auf diesen Anbau pflegte der alte Kaiser Wilhelm zu treten, wenn er sich vom Aktenstudium in seinem Arbeitszimmer erhob, um frische Luft zu schnappen. Ursprünglich war der hölzerne Anbau, der dem Opernplatz eine südländische Note verlieh, mit Rankenpflanzen bewachsen, und wenn er errichtet sein wird, soll sich wie zu Kaisers Zeiten wieder ein Zierwein um die Bohlen aus Eichenholz ranken.

Die Rekonstruktion erfolgt im Auftrag der Stiftung Denkmalschutz Berlin. Um größte Authentizität zu erreichen, werden historische Baupläne und Abbildungen sowie Ergebnisse archäologischer Grabungen für den Wiederaufbau der Pergola herangezogen. Zurzeit werden Modelle für die Terrakottaköpfe geschaffen, die die drei Sandsteinpfeiler bekrönen. Sie geben der Holzkonstruktion Halt und repräsentatives Aussehen. Das Fundament erhält derweil eine Verkleidung aus geschliffenen Granitplatten.

Dass im Alten Palais neben der „Kommode“ – der ehemaligen Königlichen Bibliothek, die heute von der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität (HU) genutzt wird – im 19. Jahrhundert Geschichte gemacht wurde, ist kaum noch bekannt. Tatsächlich war das ehemals prächtig ausgestattete Eckgebäude in der Ära Wilhelms I. das Herz Preußens und des deutschen Kaiserreichs. Helmut Engel, Geschäftsführer der Stiftung Denkmalschutz, wünscht sich, dass die HU an die Vergangenheit des Gebäudes erinnert, indem sie etwa in einem der Räume hinter der Pergola die hier erarbeitete deutsche Reichsverfassung von 1871 und andere Zeugnisse ausstellt. HC

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