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Zivilcourage: Zeugin rettete Kind vor Sexualtäter

Irgendetwas kam der Frau verdächtig vor, als sie den Mann und das kleine Mädchen sah. Ihr Misstrauen sollte das Kind vor einem Sexualstraftäter retten. Dieser steht jetzt vor Gericht.

Anke H. sah den Mann mit einem Mädchen an seiner Seite und spürte: „Etwas stimmt da nicht.“ Sie ist eine Frau, die einen Blick für ihre Umgebung hat. „Sie gingen dann auf ein abgesperrtes Geländer, da wurde ich stutzig“, sagte die 46-jährige Sekretärin am Dienstag vor Gericht. Sie war Zeugin im Prozess gegen einen 52-jährigen Sexualtäter. Anke H. hatte Zivilcourage gezeigt und den Mann verfolgt. Uwe K. ließ von dem zehnjährigen Kind ab, als er ihre Stimme hörte.

Das Mitfühlen ist für die Frau, die an einer Schule arbeitet, selbstverständlich. Kurz und bescheiden schilderte sie, wie sie sich am frühen Nachmittag des 5. April letzten Jahres für das Mädchen einsetzte. Anke H. kannte weder den Mann noch das Kind. Beide liefen vor Anke H., die mit ihrem Hund unterwegs war. „Aber sie kamen mir ungleich vor, sie sprachen auch nicht.“ Anke H. beobachtete, dass er die Hand der Schülerin ergriff. „Sie zog die Hand weg, blieb jedoch weiter an seiner Seite.“ Der Mann führte das Kind auf einen einsamen Lagerplatz. Anke H. wurde stutzig, ließ ihn nicht aus den Augen. Als er mit der Schülerin in eine Baracke ging, „läuteten alle Alarmglocken“. Nach einem Schrei alarmierte Anke H. Hilfe und ging zur Baracke.

Uwe K. ist 52 Jahre alt und hat bereits neun Vorstrafen. Er arbeitete früher als Tierpfleger, in den letzten Jahren aber war der Mann aus Lichtenberg arbeitslos. „Ich habe mich gegenüber dem Kind schuldig gemacht“, gestand er. Er sei wie so oft stark alkoholisiert gewesen. Die Zehnjährige war auf dem Heimweg, als er sie in der Nähe des S-Bahnhofes Nöldnerplatz ansprach. Er habe da ein Handy, das er ihr zeigen wolle. Das King ging mit. Es ist für ihre Eltern bis heute ein Rätsel, warum es sich locken ließ. Nicht mit Fremden mitgehen, nichts von Fremden nehmen – „das haben wir sie immer wieder gemahnt“, sagte die Mutter.

Das als schüchtern beschriebene Mädchen aber war neugierig. Oder es traute sich nicht, dem Fremden zu widersprechen. Als er in die Hose der Zehnjährigen fasste, schrie sie. „Der Schrei war schrecklich – wie in Todesangst“, sagte Anke H. Der Sextäter hörte Sekunden später ihre Stimme: „Was machen Sie da?“ Als sie die Tür zur Baracke öffnen wollte, kam er ihr entgegen und floh. Kurz nachdem er im Juni eine 16-Jährige belästigt hatte, wurde er gefasst. Die Anklage strebt gegen K. Sicherungsverwahrung an. (K.G.)

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