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Berlin: Zornesmarsch der Zimmerleute

Mehrere tausend Bauarbeiter demonstrierten in Mitte gegen Einschnitte bei der Eigenheimzulage

Mehrere tausend Bauarbeiter aus dem gesamten Bundesgebiet haben gestern gegen die Pläne der rot-grünen Bundesregierung demonstriert, die Eigenheimzulage zu kürzen. Mit Trillerpfeifen und hunderten Baufahrzeugen zogen sie vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor, wo sie die Branche mit Särgen symbolisch zu Grabe trugen. Damit legten sie in der City-Ost zum Teil für Stunden den Verkehr lahm, wie die Polizei mitteilte. Zudem übergaben die Demonstranten eine Petition an Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD).

Die Baubranche klagt über Billiganbieter aus dem europäischen Ausland und leidet seit Jahren unter einer Flaute. Nun, da die Bundesregierung die Eigenheimförderung kürzen und sie in Zukunft nur noch an Bauherren mit Kindern auszahlen will, steigt die Angst vor einem weiteren Abschwung.

„Bauen muss bezahlbar bleiben“ und „Ihr treibt uns in die Schwarzarbeit“, hieß es auf Pappschildern, und auch ganz schlicht: „Immer blöder mit Schröder“. Zu der Demonstration aufgerufen hatte das niedersächsische Bauunternehmen Viebrockhaus AG, das auf den Bau von Einfamilienhäusern spezialisiert ist und etwa 180 Maurer beschäftigt. Unterstützt wurde Viebrockhaus vom Zentralverband des Baugewerbes (ZDB). „Die Bundesregierung legt mit ihren Beschlüssen die Axt an die mittelständische deutsche Bauwirtschaft“, sagte ZDB-Präsident Arndt Frauenrath auf der Abschlusskundgebung. Sein Verband befürchtet, dass wegen der geplanten Kürzung 50 000 Häuser weniger pro Jahr gebaut werden. Das würde weitere 50 000 Bauarbeiter den Job kosten, heißt es. Der Sprecher des Bundesbauministeriums, Felix Stenschke, sagte auf Anfrage, der Verband zeichne „ein Horrorszenario“. Von der Eigenheimzulage würden auch weiterhin wirtschaftliche Impulse ausgehen.

Die Arbeiter – darunter Zimmermänner, Maurer, Heizungsbauer, Fliesenleger – verwandelten die Straße Unter den Linden am Mittag kurzzeitig in ein buntes Meer aus Bauhelmen. Viele Demonstranten hatten sich in den frühen Morgenstunden mit Bussen und Firmenwagen auf nach Berlin gemacht. „Vor zwei Jahren haben wir noch 520 Einfamilienhäuser gebaut“, sagte einer der Maurer von Viebrockhaus. „Jetzt gibt es kaum noch Bestellungen“. Wenn die Kürzungen kämen, „ist es ganz vorbei“.

Tobias Arbinger

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