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Berlin: Zünftig in die Zukunft

Der Bertelsmannkonzern weihte gestern seine Repräsentanz mit viel Pominenz Unter den Linden 1 ein

Einzig Cherno Jobatey wollte sich nicht in den festlichen Bann des 19. Jahrhunderts ziehen lassen. Der Moderator kam wie die meisten Gäste im schwarzen Anzug, hatte dazu aber wie immer weiße Turnschuhe angelegt. „Ich halte es mit dem englischen Motto ,no brown shoes until seven’ und bin extra vor sieben hergekommen“, definierte Jobatey sein Outfit.

Für alle anderen war es ein Ausflug in die Vergangenheit, als gestern Abend die Hauptstadtrepräsentanz der Bertelsmann AG und der Bertelsmann-Stiftung eingeweiht wurde. Der Hausherr hatte sich alle Mühe gegeben, seine Besucher in die Gründungszeit des Konzerns vor 170 Jahren zu versetzen. In Biedermeierkostüme gewandete Damen und Herren empfingen die Gäste vor der originalgetreu rekonstruierten Fassade der ehemaligen Stadtkommandantur von 1874.

Unter den Linden 1 – eine „wunderbare Adresse“, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Frauenrechtlerin Alice Schwarzer gab sich gewohnt pragmatisch und nannte das Gebäude „für den Konzern angemessen“. Das Lob der übrigen Prominenz fiel großzügiger aus. Fernsehmoderator Oliver Geissen war eigens schon am Tage vorbeigefahren, um sich das Haus „in Ruhe ansehen zu können“. „Superstar“ Alex sprach gar von einem „historischen Tag“, Auch Fernsehmoderator Günther Jauch, der frühere Tennisprofi Boris Becker sowie die Fernsehstars Iris Berben und Verona Feldbusch fühlten sich sichtlich wohl in dem klassizistischen Bau. Die Versammlungsvorsitzende der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft, Liz Mohn, begrüßte die große Dame des Verlagswesens, Friede Springer. Nach der Wirtschaft traf die Politik ein: Neben Wowereit erschienen die Parteivorsitzenden von CDU und FDP, Angela Merkel und Guido Westerwelle, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und auch Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Schröder nannte es „sicher ein gutes Zeichen“, dass der Weltkonzern, der für „ständig neue Entwicklung“ stehe, an der Prachtmeile der Hauptstadt einziehe. Er erhoffe sich von der neuen Adresse, die ja eine ganz alte sei, „eine Bereicherung des politisch-kulturellen Dialogs“.

Martín E. Hiller

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