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Zug der Erinnerung: Verein wirft Bahn Raffgier vor

Im Konflikt um den Aufenthalt der mobilen Ausstellung "Zug der Erinnerung" hat der "Verein unzufriedener Bahnkunden" das Verhalten der Deutschen Bahn scharf kritisiert.

Der Umgang der Deutschen Bahn mit dem "Zug der Erinnerung" bestätigt nach Ansicht des Vereins das negative Image des Konzerns. "Es bleibt das alte Bild von der Bahn: Sie ist raffgierig und unzuverlässig", sagte Vereinssprecherin Helga Frisch im Interview mit der Nachrichtenagentur ddp. Die Bahn hätte durch die kostenlose Unterstützung des Projekts zur Erinnerung an deportierte Kinder während der NS-Zeit endlich einmal die Möglichkeit gehabt, "in einem anderen Licht" zu erscheinen. Doch der Konzern habe die Chance nicht genutzt.

Nutzungsgebühren trotz Milliardenumsätzen

Die Bahn entziehe sich ihrer historischen Verantwortung, betonte die Sprecherin. Das Unternehmen fahre Milliardengewinne ein und verlange von einer Bürgerinitiative Gebühren für die Nutzung von Trassen und Bahnhöfen. "Das ist unglaublich", sagte Frisch. Es gehe dem Konzern stets um Geld, nie um die Bedürfnisse der Kunden. Die Sprecherin glaubt, dass viele Bahnreisende gerne die Möglichkeit zur Besichtigung der mobilen Ausstellung nutzen würden.

Begründungen der Bahn nicht tragbar

Hintergrund der Debatte war die Weigerung der Bahn, der Ausstellung Stopps in den Bahnhöfen Grunewald und Hauptbahnhof zu gestatten. In den Konflikt hatte sich zuletzt sogar Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) eingeschaltet. Es sei nicht tragbar, dass der Konzern dem "Zug der Erinnerung" aus verkehrstechnischen Gründen den Aufenthalt im Berliner Hauptbahnhof verweigere sagte die Vereinssprecherin im Interview. Nach Ansicht von Frisch gibt es in dem neuen Gebäude genügend ungenutzte Gleise. Viele Fernzüge hielten mit Absicht 20 Minuten - "damit nicht der Eindruck entsteht, der Bahnhof würde leerstehen", sagte die Sprecherin. Das Argument, die Dampflok würde die Feuermelder auslösen, sei ebenfalls nur vorgeschoben.

Der "Zug der Erinnerung" mit Fotos und Lebenszeugnissen von Kindern aus ganz Europa, die während der NS-Zeit mit der Reichsbahn in Vernichtungslager deportiert wurden, soll auf seinem Weg zur Gedenkstätte Auschwitz am Sonntag in Berlin eintreffen und zehn Tage lang bleiben. (th/ddp)

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