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Berlin: Zusammen machen sie ihren Schnitt

Junge Designer haben es schwer – deshalb vermarkten sie sich gemeinsam

Zwischen Stoffrollen, einer Anziehpuppe und Schnittmustern sitzt Liz Akuéson in ihrem Atelier in Mitte. Bis zu den Modemessen an diesem Wochenende hatte die Designerin alle Hände voll zu tun – Kleider fertig schneidern, Teile für eine Modenschau auswählen und ihren Auftritt auf der Premium gestalten.

Weil ein eigener Stand um die 200 Euro pro Qudratmeter kostet, hat sie sich mit mehreren Designern des Geschäftes „Berlinomat“ zusammengetan. Auf 140 Quadratmetern präsentieren dort Berliner Designer ihre Mode. „Ich bin heilfroh, dass ich mich nicht alleine um alles kümmern muss“, sagt die 31-jährige Absolventin des Lette-Vereins. Vor vier Jahren machte sie dort ihren Abschluss. „Man lernt wenig betriebswirtschaftliche Fakten, die einen auf die Selbstständigkeit vorbereiten“, sagt sie. Erst nach ihrem Abschluss hat sie festgestellt, dass Vertrieb, Stoff- und Produktionsrecherche einen Großteil ihres Berufs ausmachen.

Jörg Wichmann hat den gemeinsamen Stand der Berliner Designer auf der Premium organisiert. Seit zwei Jahren betreibt er das Designkaufhaus Berlinomat an der Frankfurter Allee 89 (www.berlinomat.com). Nicht nur Kleidung, auch Möbel, Schmuck und Alltagsgegenstände geben die Designer hier in Kommission. „Wir sind mit 32 Designern gestartet, heute haben wir 135 im Angebot“, sagt er.

Als Alternative zu den großen Messen wie der Premium und der Bread & Butter bietet das Netzwerk „Berliner Klamotten“ (www.berlinerklamotten.de) eine Plattform, auf der sich Designer präsentieren können. Zweimal im Jahr öffnen sie an wechselnden Orten für wenige Wochen einen Laden, zurzeit in der Friedrichstraße 181-183. Hier auch finden die Fachbesucher in diesem Jahr den Showroom der Messen. „Mittlerweile machen wir für viele die PR und Modeshootings“, sagt Lennart Jondral, der die Plattform mit einer Fotografin und einem Grafiker leitet. Im November will der Zusammenschluss einen eigenen Laden eröffnen. „Unser Konzept soll dann internationalisiert werden.“

Eine Designerin, die von Anfang an bei Berliner Klamotten mitwirkt, ist Anne Schmuhl. Tragbare, weite Schnitte zeichnen die Entwürfe der 29-Jährigen aus. „Besonders schwierig ist es, außerhalb Berlins Läden zu finden, die meine Mode verkaufen“, sagt die FHTW-Absolventin. Sie erhofft sich von dem Showroom an der Friedrichstraße Kontakte zu auswärtigen Ladenbesitzern.

Weil wie die meisten Läden sowohl das Berlinomat als auch Berliner Klamotten eine Kommission für den Verkauf kassieren, müssen die Designer erst einmal in Vorkasse gehen. „Entweder man finanziert sich über Nebenjobs oder hat nette Freunde, die einem das Geld vorschießen“, sagt Liz Akuéson. „In Belgien und Holland gibt es für junge Designer günstige Kleinkredite“, sagt Klaus Metz von der Modeschule Esmod. „Das wünsche ich mir auch für Berlin“ – auch wenn es die jungen Existenzgründer in Berlin wegen der günstigen Mieten leichter haben als in München oder Köln.

In den Galeries Lafayettes soll bald eine dauerhafte Verkaufsfläche für Berliner Designer aus dem Berlinomat entstehen. Momentan wechseln sich auf 30 bis 40 Quadratmetern Absolventen der Esmod und anderer Schulen beim „Labor Mode“ ab. Aber auch international sollen die Käufer Lust auf Mode aus Berlin bekommen. Nikolas Gleber hat mit seiner Firma Engee Berlin (www.engee.de) das Projekt „Style Embassy“ ins Leben gerufen. „Wir organisieren in deutschen Botschaften im Ausland Modenschauen mit Berliner Designern“, sagt er.

Auch Liz Akuéson ist mit ihren klassischen Entwürfen mit einem Hang zu verspielten Details dabei. „Für mich sind die Messen ein gesellschaftliches Ereignis“, sagt sie. „Das Geschäftliche passiert eher nebenbei.“

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