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Berlin: Zwischen Las Palmas und Bad Lippspringe

Das Deutsche Turnfest wird immer internationaler, vor allem im Jugendcamp ist das zu sehen

Was ist denn das für eine Disziplin? Da setzt sich eine kleine Turnerin aus Mexiko auf die Kante der Weichbodenmatte, und ihre Sportkameradinnen stemmen Matte samt Mädchen hoch. Nun, die Übung in der Turnhalle der Friedensburg-Oberschule steht wohl für den Spaß am Sport. In der Schule an der Charlottenburger Goethestraße sind 500 Teilnehmer aus elf Nationen beim Internationalen Turnfest-Jugendlager untergebracht. Noch bis zum 21. Mai trainieren Mädchen vom Essener Turnerbund mit Altersgenossinnen vom spanischen Gimnasio Las Palmas, üben Nachwuchstalente der kanadischen Truppe „Jumpsations“ mit Sportfreunden aus Bad Lippspringe.

Ob Polen oder Holländer, Ungarn oder Schweizer: Beim Volleyball und Radschlagen versteht man sich auch ohne Worte. Egal, aus welcher Ecke der Welt sie kommen – alle haben ein Ziel. „Ich will mal bei Olympia mitmachen“, sagt die kleine Anna aus Mexiko. Seit drei Jahren geht das Mädchen in die Amezaga-Turnakademie in Veracruz, 300 Kilometer östlich von Mexiko-Stadt. Jetzt freut sie sich wie die anderen 15 Turner des Teams Mexiko auf die Showauftritte. 25 000 Pesos kostet die Berlin-Reise, etwa 1700 Euro. „Das ist viel Geld; die Stunde in der Turnakademie kostet nur 2,50 Euro“, sagt die gebürtige Mexikanerin Laura Urzua, die den Nachwuchs beim TV Hallstadt trainiert und den Kontakt nach Mexiko knüpfte. Die Regierung gab einen Reisezuschuss, aber letztlich stammen die meisten Turnerinnen aus wohlhabenden Familien.

Wie die Mitglieder der Namibian Gymnastics Federation. Die 18 Mädchen und Jungen haben sich schon Wochen vor dem Deutschen Turnfest im Bundesleistungszentrum Kienbaum in Brandenburg fit gemacht. „Einige Turnerinnen müssen bei den Wettkämpfen in Berlin Punkte sammeln, weil sie nächstes Jahr bei den Commonwealth-Spielen in Melbourne teilnehmen möchten“, sagt Turnverbands-Vizepräsidentin Dongina Risser. In ihrer Heimat Namibia, wo ansonsten viele Jungs meist barfuß Fußball spielen, gehören gerade mal 1000 größtenteils weiße Kinder dem Turnverband an.

Wenn die Sportler mal nicht für die Bühnenshows auf der „Inner-City-Stage, Schlossplatz“, trainieren, machen sie bei „Multi-Kulti-Tours“ durch Berlin oder Potsdam mit. Pfingstmontag pausierten viele vorm Bildschirm im Schulfoyer: Da wurden Fotos vom Training gezeigt, und Porträts der Geburtstagskinder im Camp. Eine Disziplin ist beim Jugendcamp sehr beliebt: Party machen. „Von meiner Mannschaft schlafen viele noch, denn es gibt abends immer eine Disko“, sagt Raluca Munteanu von der „Romania Sport and Culture Association“.

Öffentliche Shows mit Teilnehmern des Internationalen Jugendcamps: Di. und Do. 16 Uhr, Bühne Schlossplatz, Mitte. Fr., 14 Uhr, Messehalle 17.1, Eintritt jeweils frei

Annette Kögel

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