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Spritztour. Während im Tiergarten regelmäßig im Auftrag des Bezirksamts gewässert wird, brauchen viele Straßenbäume die Hilfe des Bürgers.

© Kai-Uwe Heinrich

Zwischen Sommerfreude und Sommerärger: Berlins Straßengrün leidet unter der Hitze

Seit dem zweiten Juli hat es in der Hauptstadt nicht mehr geregnet. Während die Berliner das Sommerwetter genießen, leiden die Straßenbäume unter der Hitze. Junge Bäume, deren Wurzeln noch nicht reif sind, sind besonders schwer betroffen. Die Bürger werden deswegen aufrufen, beim Gießen zu helfen.

Am 2. Juli fiel das letzte Mal ein kurzer Regenschauer auf die Dächer der Hauptstadt. Seitdem sind am hellblauen Himmel nur noch selten Wolken zu sehen. Während die menschlichen Stadtbewohner das strahlende Wetter in der Eisdiele oder im Biergarten in vollen Zügen genießen, bleiben andere durstig. „Wir nähern uns einem kritischen Punkt“, sagt Christian Hönig, Referent für Baumschutz des BUND-Berlin. In den Parks und an den Baumscheiben könne man bereits vereinzelt sehen, wie sehr die anhaltende Dürre den Gehölzen zusetze. „Wenn Bäume an Trockenheit leiden, werfen sie Blätter ab, die Wipfel werden dann dünner“, erklärt Hönig die ersten Symptome. „Gleichzeitig werden die übrigen Blätter kleiner und heller.“ Besonders Eichen, nach Linden und Spätahorn die dritthäufigste Baumart an Berliner Straßen, hätten große Probleme mit der Dürre.

Bezirke springen für die Gärtner ein

Zuständig für die Pflege der Grün- und Freizeitanlagen sowie für die Instandhaltung des sogenannten Straßenbegleitgrüns sind die Bezirke. Sie reagieren auf die anhaltende Trockenperiode mit zusätzlichem Einsatz, so zum Beispiel in Tempelhof-Schöneberg und Charlottenburg-Wilmersdorf. Private Garten- und Landschaftsbaufirmen kümmern sich in den ersten drei Lebensjahren der Stadtbäume um die Bewässerung.

Deshalb konzentriere sich der Bezirk jetzt verstärkt auf die Gehölze im vierten und fünften Lebensjahr, die immer noch wachsen und viel Wasser benötigen, sagt Marc Schulte (SPD), Stadtrat für Stadtentwicklung in Charlottenburg-Wilmersdorf. Empfindliche Gewächse wie die Rhododendronbüsche im Lietzenseepark müssen in dieser Hitze öfter gewässert werden. Die Bäume auf den drei Millionen Quadratmetern Grünflächen und 600 000 Quadratmetern Begleitgrün werden mittlerweile einmal alle zwei Wochen gegossen – eine höhere Frequenz sei mit den rund siebzig Gärtnern, die in den Sommermonaten für den Bezirk im Einsatz seien, einfach nicht zu leisten. Den Verlust der Jungbäume müsse man auf jeden Fall verhindern, andere Arbeiten wie die Pflege der Rasenflächen auf Mittelstreifen seien vorerst aufgehoben – das betrifft zum Beispiel den Kurfürstendamm, wo der Rasen langsam verdorrt. „Wir haben mit diesen Flächen immer ein Dilemma“, sagt Stadtrat Schulte. „Wenn es zu viel regnet, sollen wir sofort mähen, und wenn es zu wenig regnet, sofort gießen.“

Bürger werden auch um Hilfe gebeten

Trotz des verstärkten Einsatzes begrüßt der Bezirk das Engagement von Bürgern, die selbst für das Grün vor der Haustür Verantwortung übernehmen. „Uns ist jeder willkommen, der die Jungbäume pflegt. Drei Eimer am Tag wären ideal“, sagt Dagmar Elbrandt, Leiterin des Grünflächenamtes in Charlottenburg-Wilmersdorf. „Man erkennt die Jungbäume daran, dass man noch mit beiden Händen den Stamm umfassen kann.“ Auch Christian Hönig vom BUND Berlin ruft die Berliner dazu auf, die Gießkanne ruhig selbst in die Hand zu nehmen. „Wenn man eine junge Eiche sieht, sollte man sie auf jeden Fall gießen!“ sagt Hönig. Wer keine Wasserpumpe auf der Straße hat, sollte beim Vermieter nachfragen, ob er den Schlauch im Innenhof anschließen darf, rät Hönig.

Am besten schnappt man sich dann auch gleich den Nachbarn, der aus dem Biergarten heimkehrt. Schließlich tragen sich die Eimer Wasser zu zweit deutlich schneller.

Kalle Harberg

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