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Ein Polizeifahrzeug fährt auf der Bonanza Creek Ranch an einem Gebäude vorbei, das von einem gelben Polizeiabsperrungsband umgeben ist.

© Roberto E. Rosales/Albuquerque Journal via ZUMA/dpa

Update

Alec Baldwin erschießt Kamerafrau: Vorwürfe gegen Regieassistenten Dave Halls

Nach dem tödlichen Schuss am Filmset von Alec Baldwin hat die Polizei Details veröffentlicht. Vor dem Vorfall soll es Ärger am Set gegeben haben.

Nach dem Tod der 42-jährigen Chef-Kamerafrau Halyna Hutchins durch eine versehentlich ausgelöste Requisitenwaffe an einem Western-Set in New Mexiko hat die Polizei Details aus zwei Untersuchungsberichten veröffentlicht. Demnach hatte der Regieassistent Dave Halls Schauspieler Alec Baldwin bei der Übergabe der Pistole versichert, dass es sich um eine „kalte Waffe“ ohne Munition handele. Halls habe nicht gewusst, dass eine Patrone in der Waffe steckte, heißt es in dem Bericht weiter.

Eine Produktionsfirma hat allerdings Vorwürfe gegen den Regieassistenten erhoben, der Baldwin die Waffe gab. Dave Halls soll bereits 2019 aus der Produktion zu dem Film "Freedom's Path" wegen eines Schusswaffenunfalls entlassen worden sein, sagte ein Produzent des Films der Nachrichtenagentur AFP am Montag. Bei dem Zwischenfall sei ein Teammitglied leicht verletzt worden.

Die Polizei untersuchte den Vorfall. Im Fokus der Ermittlungen steht neben Halls auch die Film-Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed. Die 24-Jährige soll während des Drehs für die Sicherheit der Requisitenwaffen verantwortlich gewesen sein.

Medienberichten zufolge hatten Mitglieder des Filmteams am Morgen vor dem tödlichen Schuss auf Hutchins Schießübungen mit scharfer Munition gemacht.

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Der zweite Bericht zitiert Aussagen des bei dem Unfall ebenfalls verletzten Regisseurs Joel Souza. Dieser hatte bestätigt, dass am Donnerstagmorgen eine neue Kameracrew engagiert werden musste, weil ein davor eingesetztes Team die Produktion verlassen hatte. Am Mittwoch will die Polizei bei einer Pressekonferenz über die Ermittlungen informieren.

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Die „Los Angeles Times“ hatte am Freitag berichtet, es soll wenige Stunden vor dem tödlichen Unfall Spannungen am Set gegeben haben. Sechs Mitglieder des Filmteams verließen demnach aus Ärger über die Arbeitsbedingungen die Dreharbeiten. Dem Bericht zufolge hatte auch Hutchins bessere Sicherheitsmaßnahmen gefordert. Die in Hollywood üblichen Sicherheitsprotokolle seien nicht strikt befolgt worden, hieß es.

Die Kamerafrau Halyna Hutchins.
Die Kamerafrau Halyna Hutchins.

© Fred Hayes/Getty Images

Der tödliche Schuss-Unfall war nicht der erste Zwischenfall mit Schusswaffen am Set. Dem Bericht zufolge hatte bereits am Samstag letzter Woche Baldwins Stuntdouble versehentlich zwei Schüsse abgegeben, obwohl die Waffe eigentlich nicht hätte geladen sein sollen.

Bereits bei früherer Produktion Sicherheitsstandards verletzt

Der Regieassistent, der Baldwin die Waffe gab, habe bereits bei einer früheren Produktion Sicherheitsstandards verletzt, hatte am Sonntag eine Technikerin für Spezialeffekte und Pyrotechnik dem Sender NBC gesagt. Sie hatte mit dem Assistenten demnach 2019 für die Reihe „Into the Dark“ beim Streaminganbieter Hulu gearbeitet. Das Produktionsteam dort erklärte, dass keine Beschwerden damals vorgebracht worden seien.

US-Medien berichteten zudem über Kritik an der 24 Jahre alten Waffenmeisterin, die für die ordnungsgemäße Handhabung aller Waffen am Set zuständig war. „Rust“ war erst der zweite Film, an dem sie in dieser Funktion beteiligt war.

Ein Blumenstrauß hängt vor der Bonanza Creek Film Ranch.
Ein Blumenstrauß hängt vor der Bonanza Creek Film Ranch.

© Andres Leighton/AP/dpa

Die Produktionsfirma Rust Movie Productions wies die Vorwürfe zurück. Es seien keine offiziellen Beschwerden über die Sicherheit von Waffen oder Requisiten am Set bekannt gewesen, zitierte die „New York Times“ aus einer Mitteilung. Die Dreharbeiten zu dem Low-Budget-Western, bei dem Baldwin auch als Produzent mitwirkte, hatten Anfang Oktober auf der Bonanza Creek Ranch begonnen und sind nach dem Unfall unterbrochen worden.

Zunächst keine Details zur Patrone

Unklar war weiter, um welche Art Munition oder welche Fehlfunktion der Requisite es sich bei dem tödlichen Schuss handelte. „Wir haben noch keine Details zur Patrone, die in der Waffe war“, hatte der Polizeisprecher dazu der dpa am Freitag erklärt.

Die Gewerkschaft IATSE schrieb nach Angaben der „Los Angeles Times“ in einer Mail, dass die Waffe mit einer einzigen Patrone bestückt gewesen sei, einer „single live round“. Dieser Begriff sei eine gebräuchliche Umschreibung in der Branche, die sowohl eine scharfe als auch eine Platzpatrone beschreiben kann.

Üblicherweise ist ein Requisiteur oder ein lizenzierter Waffenmeister für die am Set benutzten Waffen zuständig, so das Blatt. Scharfe Munition sei am Set verboten. Strafrechtliche Vorwürfe wurden nach Polizeiangaben bisher nicht erhoben. Der Dreh wurde vorerst eingestellt.

Vorfälle, die Besorgnis bei Crewmitgliedern auslösten

Die Nachrichtenseite „Daily Beast“ berichtete unter Berufung auf zwei an der Produktion beteiligte Quellen, dass es bei dem Film „The Old Way“ mit Nicolas Cage und Clint Howard Vorfälle gegeben haben soll, die Besorgnis bei Crewmitgliedern ausgelöst hätten.

Schauplatz des tödlichen Zwischenfalls am Drehort in Santa Fe
Schauplatz des tödlichen Zwischenfalls am Drehort in Santa Fe

© dpa/AP/KOAT 7 News/Uncredited

So soll die Produktion kurzzeitig gestoppt worden sein, nachdem die 24-Jährige einer elfjährigen Schauspielerin eine Waffe gegeben habe, ohne sie vorher ordnungsgemäß zu prüfen. Der Requisiteur des Films sagte der „Los Angeles Times“, dass er von ihr trotz anfänglicher Skepsis einen positiven Eindruck gehabt habe und überrascht sei, dass der tödliche Vorfall nun unter ihrer Aufsicht passiert sei.

Hutchins wurde in die Brust getroffen

Dem Polizeibericht zufolge wurde Hutchins in die Brust getroffen und erlitt tödliche Verletzungen, der hinter ihr stehende Regisseur Joel Souza (48) wurde in der Schulter getroffen und ins Krankenhaus gebracht.

Hutchins wurde zunächst mit einem Hubschrauber in ein nahes Krankenhaus geflogen und dann dort für tot erklärt. Souza kam mit einem Krankenwagen in eine Klinik in Santa Fe. Über die Schwere seiner Verletzung war zunächst nichts bekannt, er soll das Krankenhaus aber inzwischen wieder verlassen haben.

[Waffenmeister zum Fall Alec Baldwin im Interview: „In Deutschland ist scharfe Munition am Set verboten“ (T+)]

Souza hat am Samstag erstmals in einem Statement auf den Tod der Chef-Kamerafrau des Films reagiert. „Ich bin tieftraurig über den Tod meiner Freundin und Kollegin Halyna“, erklärte Souza der Film-Webseite „Deadline“ und weiteren US-Medien. „Sie war freundlich, lebhaft, unglaublich talentiert, hat um jedes Detail gekämpft und mich immer ermuntert, mehr zu geben.“

Hutchins' Ehemann Matt dankte per Twitter im Namen der Familie für die öffentliche Anteilnahme. Er bat um Spenden für ein Stipendienprogramm für Kamerafrauen, das vom Amerikanischen Filminstitut AFI im Namen der Verstorbenen ins Leben gerufen wurde.

Italowestern-Star Nero äußert sich ratlos

Italowestern-Star Franco Nero („Django“) äußerte sich angesichts des Vorfalls ratlos. „Ich habe viele Filme mit Pistolen gemacht, und da ist nie etwas passiert“, sagte der 79-Jährige der Zeitung „La Repubblica“ (Sonntag). Bei dem, was Baldwin passiert sei, gebe es noch viel zu erklären.

Ganz ungefährlich sind die Requisitenwaffen aber wohl nicht. Nero: „Manchmal kann es bei Pistolen mit Platzpatronen passieren, dass durch den Schuss Splitter mitkommen.“ Am Set eines Westerns habe er selbst erlebt, dass ein Hilfsarbeiter verletzt wurde, als ein Schuss nahe der Filmkamera abgefeuert wurde.

Auf dem Gelände nahe einer früheren Goldgräberstadt in der Wüste New Mexicos wurden in der Vergangenheit viele Filme wie „Cowboys and Aliens“ und „Feinde – Hostiles“ produziert. Nun sollte „Rust“ folgen, bei dem Baldwin Hauptdarsteller und Produzent ist. Regie führt Souza, der zuvor den Thriller „Crown Vic“ („Im Netz der Gewalt“) inszenierte.

Alec Baldwin sichtlich erschüttert

Baldwin hatte noch am Tag vor dem Vorfall ein Foto von sich in Westernkleidung und mit grauem Bart auf Instagram gestellt. Die Zeitung „The Santa Fe New Mexican“ berichtete, Baldwin sei nach dem Vorfall vor dem Sheriff-Büro verstört und in Tränen aufgelöst beim Telefonieren gesehen worden. Ein Foto zeigt Baldwin auf einer Straße, wie er sich sichtlich erschüttert auf den Knien abstützt.

Alec Baldwin telefoniert auf dem Parkplatz vor dem Büro des Sherrifs in Santa Fe.
Alec Baldwin telefoniert auf dem Parkplatz vor dem Büro des Sherrifs in Santa Fe.

© dpa/AP/Jim Weber/Santa Fe New Mexican

„Es gibt keine Worte, um den Schock und die Trauer auszudrücken angesichts des tragischen Unfalls, der das Leben von Halyna Hutchins beendet hat – Ehefrau, Mutter und zutiefst bewunderte Kollegin von uns“, schrieb Baldwin später am Freitag bei Twitter.

Der Hollywood-Star fügte hinzu: „Ich kooperiere vollkommen mit der polizeilichen Untersuchung, um herauszufinden, wie diese Tragödie geschehen konnte. Und ich stehe in Kontakt mit ihrem Ehemann, um ihm und seiner Familie meine Unterstützung anzubieten. Mein Herz zerbricht für ihren Ehemann, ihren Sohn und all diejenigen, die Halyna kannten und liebten.“

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Hilaria Baldwin über getötete Kamerafrau: „Mein Herz ist bei Halyna“

Unternehmerin Hilaria Baldwin hat nach dem tödlichen Vorfall am Filmset ihres Ehemanns Alec Baldwin ihr Mitgefühl ausgedrückt. „Mein Herz ist bei Halyna. Ihrem Ehemann. Ihrem Sohn. Deren Familie und den Angehörigen. Und bei meinem Alec“, schrieb die 37-Jährige am Montag auf Instagram mit Blick auf die getötete Kamerafrau Halyna Hutchins. Man sage, dass es für solche Situationen „keine Worte“ gebe, schrieb Baldwin weiter, „denn es ist unmöglich, den Schock und Kummer eines solch tragischen Unfalls auszudrücken“.

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In „Rust“ spielt Baldwin den Banditen Harland Rust, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Zusammen mit seinem 13-jährigen Enkel muss er vor Kopfgeldjägern und Gesetzeshütern flüchten. Zum Cast gehören unter anderem die Schauspieler Frances Fisher, Jensen Ackles, Brady Noon und Travis Fimmel.

Hutchins, die als Director of Photography für die gesamte bildliche Gestaltung des Films zuständig war, sei ein aufstrebendes Talent in der Branche gewesen, schrieb die „Los Angeles Times“. Die 42-jährige Absolventin der renommierten AFI-Filmschule habe sich mit Titeln wie „Archenemy“, „Blindfire“ und „The Mad Hatter“ einen Namen gemacht.

„Ich denke, sie wäre eine sehr berühmte und erfolgreiche Director of Photography geworden“, sagte „Archenemy“-Regisseur Adam Egypt Mortimer der Zeitung. „Sie war dabei, sich einen Ruf aufzubauen und den Leuten zu zeigen, was sie kann.“

Vorfall erinnert an Tod von Brandon Lee

Baldwin übernahm in seiner langen Karriere zahlreiche Action-Rollen in Filmen wie „Jagd auf Roter Oktober“ oder „Mission: Impossible - Rogue Nation“, war aber auch in Dramen wie „Blue Jasmine“ oder „Still Alice - Mein Leben ohne Gestern“ zu sehen. Größere Bekanntheit erlangte Baldwin mit seinen Parodien auf Donald Trump, die er in der Sendung Saturday Night Live präsentierte und für die er den Emmy als bester Nebendarsteller in einer Comedy-Serie erhielt.

Der Vorfall erinnert an den Tod des US-Schauspielers Brandon Lee, der unter ähnlich tragischen Umständen ums Leben kam. Der Sohn der KampfkunstLegende Bruce Lee war 1993 bei Dreharbeiten zu dem Film „The Crow“ von einer echten Kugel getroffen worden, obwohl in der Pistole nur Platzpatronen hätten sein sollen. „Niemand sollte jemals durch eine Waffe an einem Filmset getötet werden. Punkt“, schrieb seine Schwester Shannon nun nach dem Zwischenfall in Santa Fe auf einem offiziellen Twitter-Konto, das sie im Namen ihres Bruders führt. (dpa, AFP)

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