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Laut der neuen EU-Zahlungsrichtlinie müssen sich Bankkunden beim Bezahlen im Netz zusätzlich identifizieren.

© Ole Spata/dpa

Die Sparkolumne: Aus Sicherheitsgründen gesperrt

Warum unser Kolumnist keine Rechnungen mehr bezahlt – und was die neuen Regeln fürs Onlinebanking damit zu tun haben.

Von Andreas Austilat

Ich habe einen ziemlich sicheren Weg gefunden, wie ich jetzt Geld spare. Kurzfristig zumindest. Mittelfristig ist mein Leben dadurch ein wenig komplizierter geworden. Und es könnte sogar sein, dass mir schon bald einiger Ärger droht, aber der Reihe nach.

Die Sache ist nämlich so: Ich bezahle keine Rechnungen mehr. Jedenfalls keine, die es per Überweisung zu begleichen gilt. Mein Konto ist aus Sicherheitsgründen gesperrt. Und bevor mich jetzt der Vorwurf trifft, ja, so ergehe es einem eben, wenn man nicht mehr kreditwürdig sei: Nein, das ist es nicht. Ein wenig Schuld trifft mich zwar schon, aber nicht allein.

Angefangen hat es mit dieser unseligen Zwei-Wege-Autorisierung, die nach irgendeiner EU-Richtlinie seit ein paar Wochen für alle Geldinstitute Pflicht ist. Schön, dient ja der Sicherheit. Wie bisher einfach nur mit einer Telefon-TAN geht nicht mehr. Es braucht einen kompletten zweiten Zugang.

Kein Problem, dachte ich, besorgte mir eine geeignete App für das Handy, kämpfte mich durch ein seltsames Menü, und siehe da, es funktionierte. Sogar so gut, dass ich das vorher neu gewählte Passwort nicht mehr brauchte. Ich wurde sofort nach der Eingabe einer sogenannten ID–Nummer zum Handy-Verfahren geleitet, konzentrierte mich also vor allem darauf, mir die dazugehörige PIN zu merken. Die hatte ich mir sogar selbst ausdenken dürfen. Aus Sicherheitsgründen war aber kein Passwort erlaubt, das ich anderswo schon einmal vergeben hatte. Logisch. Für so etwas baue ich Eselsbrücken, die ich hier natürlich nicht verrate.

Dann kam der Tag, an dem ich mich an einem anderen Computer in mein Konto einloggen wollte und plötzlich nach diesem Passwort gefragt wurde. Natürlich hatte ich auch dafür eine Eselsbrücke gebaut.

„Noch ein Fehlversuch“, ich riskierte es

Kennen Sie die Geschichte von Ephraim Kishon, in der er sich die Helsingfors-Straße merken soll? Weil ihm der schwedische Name für Helsinki fremd ist, denkt er an eine skandinavische Hauptstadt in Kombination mit so etwas ähnlichem wie einer bekannten Automarke – nur mit „s“ am Ende. Und dazwischen muss ein „g“ stehen. Als der Ernstfall eintritt, sucht er nach einigem Grübeln vergeblich nach einer Straße, die seiner Meinung nach „Oslogrolls“ heißt.

So ähnlich ging es mir jetzt. „Noch ein Fehlversuch“, hieß es plötzlich auf dem Schirm, „und Sie werden gesperrt.“ Ich riskierte es.

Prompt stand da: „Ihr Zugang ist jetzt gesperrt“, die Sperre würde nur durch einen schriftlichen Auftrag aufgehoben werden, „bitte nehmen Sie mit uns Kontakt auf“. Eine Adresse stand da nicht.

Ich rief also an. Nun, Anrufe sind heute eigentlich nicht mehr vorgesehen. In meinem Fall führen sie eigentlich nur zum Erfolg, wenn man seine Telefonbanking-Zahl nennen kann. Telefonbanking? Habe ich noch nie gemacht. „Sie haben dazu aber mal von uns einen Zugangscode bekommen“, klang es aus dem Hörer. Ich wollte schon „Oslogrolls“ sagen, stattdessen rutschte mir ein „Was soll das?“ raus. Mein Gesprächspartner legte einfach auf.

Nach erneuten 20 Minuten in der Warteschleife, in der ich mit der Ansage getröstet wurde, dass derzeit außerordentlich viele Fragen gestellt würden, nannte man mir eine E-Mail-Adresse, an die ich mein Anliegen vortragen soll. In einem eigenhändig unterschriebenen Brief, eingescannt als Pdf.

Diesmal kam die Antwort schnell: „Wegen der außergewöhnlich vielen Anfragen kann es bei der Bearbeitung zu längeren Wartezeiten kommen.“

Ich sollte mich mit Bargeld eindecken. Solange es noch geht.

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