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Das "Unwort des Jahres" 2021 ist "Pushback".

© Frank Rumpenhorst/dpa

Update

„Unwort des Jahres“: Das sind Deutschlands Wörter und Floskeln des Jahres 2021

„Pushback“ wird zum „Unwort des Jahres“ 2021 gewählt und reiht sich damit in gute Gesellschaft ein. Ein Jahresrückblick in die deutsche Sprachkritik.

Der Ausdruck „Pushback“ ist das „Unwort des Jahres“ 2021. Mit dem Begriff werde ein menschenfeindlicher Prozess des Zurückdrängens von Flüchtenden an den Grenzen durch Europas Grenztruppen beschönigt, begründete eine Jury aus Sprachwissenschaftlern am Mittwoch im hessischen Marburg die Wahl. „Pushback“ folgt damit auf die Begriffe „Corona-Diktatur“ und „Rückführungspatenschaften“, die im vergangenen Jahr zu Unwörtern des Jahres erklärt wurden.

Die Jury kritisierte die Verwendung des Begriffs „Pushback“ durch ganz unterschiedliche Politiker, Journalisten oder Organisationen, weil damit ein Prozess beschönigt werde, der Menschen auf der Flucht die Möglichkeit nehme, das Menschen- und Grundrecht auf Asyl wahrzunehmen.

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Der Einsatz des Fremdworts trage zur Verschleierung des Verstoßes gegen die Menschenrechte und das Grundrecht auf Asyl bei. Außerdem würden mit dem Gebrauch des Ausdrucks die Gewalt und Folgen wie Tod, die mit dem Zurückdrängen von Migranten verbunden sein können, verschwiegen.

„Tyrannei der Ungeimpften“ der mit Abstand häufigste Vorschlag für das „Unwort des Jahres“ 2021

Die Jury der sprachkritischen Aktion erhielt nach eigenen Angaben für das Jahr 2021 insgesamt 1308 Einsendungen, in denen 454 verschiedene Ausdrücke für die Wahl des Unworts vorgeschlagen wurden. Nur knapp 45 Ausdrücke hätten aber den Kriterien der Jury entsprochen.

Mit 287 Einsendungen war „Tyrannei der Ungeimpften“ der mit Abstand häufigste Vorschlag. Es folgten „illegaler Kindergeburtstag“ mit 71 und „Querdenker“ mit 47 Einsendungen. Oft genannt wurden auch andere Begriffe im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie wie „boostern“, „Covidiot“ oder „Pandemie der Ungeimpften“.

Die deutschen Wörter und Floskeln des Jahres 2021:

  • „Unwort des Jahres“: „Pushback“
  • „Jugendwort des Jahres“: „Cringe“
  • „Wort des Jahres“: „Wellenbrecher“
  • „Floskel des Jahres“: „Eigenverantwortung“

Die Jury der unabhängigen und ehrenamtlichen Aktion wählte auf Platz zwei den Begriff „Sprachpolizei“, mit dem Menschen diffamiert werden sollten, die sich für einen angemessenen, nicht diskriminierenden Sprachgebrauch einsetzen. Auf Platz drei kamen Vergleiche mit dem Nationalsozialismus, die im Zuge der Corona-Demonstrationen von Impfgegnern und -gegnerinnen verwendet wurden - etwa „Impfnazi“ oder „Ermächtigungsgesetz“ für Infektionsschutzgesetz.

Die deplatzierte Verwendung solcher Ausdrücke führe zur Verharmlosung des Nationalsozialismus, zur Verhöhung der Opfer der nationalsozialistischen Diktatur und in manchen Fällen zu einer Opfer-Täter-Umkehr, erklärten die Juroren.

Die Jury bestand aus den vier Sprachwissenschaftlern Kristin Kuck (Magdeburg), Martin Reisigl (Wien), David Römer (Trier) und Constanze Spieß (Marburg) sowie der freien Journalistin Katharina Kütemeyer. Den jährlich wechselnden Mitgliederplatz hatte in diesem Jahr der Journalist Harald Schumann.

Als Gastjuror durfte Schumann ein persönliches Unwort des Jahres benennen - er wählte den Begriff „Militärschlag“. Dieser sei eine zutiefst euphemistische Bezeichnung für einen aggressiven kriegerischen Akt. Doch damit nicht genug. 2021 wurden auch das „Jugendwort des Jahres“, das „Wort des Jahres“ und die „Floskel des Jahres“ gewählt.

„Cringe“, das „Jugendwort des Jahres“ 2021

Als „Jugendwort des Jahres“ 2021 konnte sich der Begriff „Cringe“ durchsetzen. Der Begriff beschreibt etwas Peinliches oder Unangenehmes und setzte sich bei einem finalen Voting des Langenscheidt-Verlags mit 42 Prozent der Stimmen durch.

Jugendliche konnten in mehreren Runden über ihr Lieblingswort abstimmen. Neben „cringe“ waren auch die Begriffe „sheesh“ und „sus“ sehr beliebt bei den jungen Leuten. „Sheesh“ drückt Erstaunen oder Ungläubigkeit aus, das Wort „sus“ heißt so viel wie „verdächtig“ oder „auffällig“.

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„Sus“ landete im Finale mit 32 Prozent der Stimmen nun auf Rang zwei vor „sheesh“ (26 Prozent). Insgesamt beteiligten sich nach Langenscheidt-Angaben bei der seit dem 14. Juni laufenden Wahl rund 1,2 Millionen Jugendliche.

„Wellenbrecher“ ist „Wort des Jahres“ 2021

Das „Wort des Jahres“ 2021 hingegen hat wieder direkt mit der Corona-Pandemie zu tun: „Wellenbrecher“. Das Wort stamme aus dem Küstenschutz und werde mittlerweile für Maßnahmen benutzt, die zum Schutz der Bevölkerung in der Corona-Pandemie angewendet werden, erklärte die Geschäftsführerin der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), Andrea-Eva Ewels.

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Auf dem zweiten Platz landete „SolidAHRität“. Das Wort beziehe sich auf die Hilfsaktionen im Ahrtal nach der Flutkatastrophe. Insgesamt zehn Wörter umfasst die Liste der Gesellschaft für deutsche Sprache. Sieben davon befassten sich mit der Pandemie, sagte Ewels.

Mit der Aktion „Wort des Jahres“ werden regelmäßig Begriffe gekürt, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben nach Ansicht der Jury sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben.

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„Eigenverantwortung“ ist „Floskel des Jahres“ 2021

Die „Floskel des Jahres“, ein Negativpreis der Sprachkritiker, ging 2021 an „Eigenverantwortung“. Die Begründung: „Ein legitimer Begriff von hoher gesellschaftlicher Bedeutung wird ausgehöhlt und endet als Schlagwort von politisch Verantwortlichen, die der Pandemie inkonsequent entgegenwirken. Fehlgedeutet als Synonym für soziale Verantwortung und gekapert von Impfgegnerinnen und Impfgegnern als Rechtfertigung für Egoismus“, erläuterten am Samstag die Betreiber des Netzprojekts Floskelwolke, Udo Stiehl und Sebastian Pertsch.

Auf den Plätzen zwei bis fünf rangieren der Begriff „klimaneutral“, die Formulierung „links-gelb“, das Attribut „unvorhersehbar“ und „Instrumentenkasten“. Seit 2020 kürt ein sprachkritisches Kollektiv die Negativ-Formulierung des Jahres. Diesmal bezieht sich der Gewinner auf ein Schlagwort der Pandemie. (Tsp mit AFP)

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