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Gemacht auch für schlechte Wege: Mit 20 Millimeter mehr Bodenfreiheit kann der Opel Insignia Country Tourer schon mal über bessere Feldwege fegen. Übertreiben sollte man es aber nicht.

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Fahrbericht Opel Insignia Country Tourer: Der Wald- und Wiesen-Opel

Der Insignia macht auf Offroader. Als Opel Insignia Country Tourer bringt er etwas Abenteuerlust ins Programm und spricht ein kaufkräftige Klientel an. Reicht es für den Country Club? Der Praxistest.

Darf es ein bisschen Gelände sein? Zugegeben, die Allrad-Ableger im Offroad-Look sind eine kleine Nische, in die jetzt auch der Opel Insignia Country Tourer stoßen will. Aber eine sehr lukrative, denn mit den beplankten und leicht erhöhten Modell-Varianten geht ein höherer Verkaufspreis einher, der für Händler und Hersteller die Marge erhöht. Und die Kunden? Auch hier lässt sich kaufkräftigere Kientel ins Autohaus bringen. Denn der typische Kunde für die Allrad-Kombis fährt regelmäßig in Skiurlaub, hat ein Landhaus oder geht anderen kostspieligen Freizeitaktivitäten nach. Bedeutet, das Budget ist höher als beim Limousinen- oder Kombi-Kunden.

Das reizt nicht nur Opel. Aus Wolfsburg rollt der VW Passat Alltrack vor, in Ingolstadt bauen sie einen Audi A4 Allroad und aus Tschechien kommt der Skoda Octavia Scout. Ein kleiner, aber feiner Markt. In Rüsselsheim hat man für diesen Sports Tourer genannten Kombi auf Offroad getrimmt. Wie das aussieht und was der Opel Insiginia so kann zeigt unser Praxistest.

Außen und Innen

Wie üblich bei den Offroad-Ablegern in der Mittelklasse fällt auch der Opel Insignia Country Tourer vor allem durch die Plastikbeplankung auf. Geschützt werden bei diesem Modell die seitlichen Schweller, die Radläufen und die vier Kotflügel nach unten. Vorne und hinten findet sich ein Unterfahrschutz. Den Motorraum hat Opel speziell mit einer Aluminiumplatte gegen Beschädigungen von unten gesichert. So können Steine oder andere Gegenstände, die sich durchaus auf Feldwegen mal finden, keinen größeren Schaden anrichten. Über die Beplankungen wurden im gleichen Zuge auch die Kotflügel verbreitert. Und der Country Tourer trägt getönte Gläser für die Scheinwerfer und hat vorne LED-Tagfahrleuchten. Hinten sind die Rückfahrleuchten und die Bremslichter als LED-Leuchten verbaut.

Im Innenraum ist der Opel Insignia Country Tourer identisch mit dem Sports Tourer. Das spricht für ihn, denn die Knöpfe-Flut in der Mittelkonsole hat Opel mit dem Facelift ganz erfolgreich in den Griff bekommen. Das Display in der Mitte hat nun acht Zoll, sitzt nicht mehr vertieft und wirkt dadurch wesentlich hochwertiger. Das lässt sich im Grunde auch über die Materialien generell sagen, wobei hier das Handschuhfach etwas abfällt. Denn hier hat man Hartplastik verbaut, während auf dem Armaturenbrett aufgeschäumter Kunststoff verarbeitet wurde. Das wirkt besser. Ansonsten gibt es an der Verarbeitung nichts zu meckern. Die Spaltmaße sind in Ordnung, innen wie außen. Das Leder in unserem Auto einwandfrei verarbeitet und harmoniert gut mit den Stoffverkleidungen.

Sitzen und Laden

Vorne bietet der Opel Insignia Country Tourer recht viel Platz. Die Sitze sind bequem ausgefallen, könnten aber etwas mehr Seitenführung bieten. Bequem ist die verlängerbare Sitzfläche, die besonders größeren Menschen spürbar mehr Komfort auf Langstrecken bietet. Die Federung der Sitze ist kommod, aber auch nicht zu weich. Im Fond ist das Raumangebot ebenfalls zufriedenstellend. Der fünfte Sitz ist eher was für größere Kinder. Das ist aber Normalität in dieser Klasse und für kürzere Strecken darf es auch mal ein Erwachsener sein.

Im Kofferraum hat der Opel Insignia Country Tourer die gleichen Eckdaten zu bieten wie der normale Kombi. Bedeutet: 540 Liter im Normalfall und bis zu 1530 Liter bei umgeklappter Rückbank. Hinderlich ist beim Beladen nur der sehr breite Stoßfänger hinten. Wer hier was durchladen möchte muss sich in den Kofferraum knien oder sehr lange Arme haben. Eine nette und hilfreiche Idee hatte Opel hier mit dem FlexFloor. Dabei ist der Ladeboden herausziehbar. Schwere oder sperrige Gegenstände können so abgelegt und reingeschoben werden. Bei umgeklappter Rückbank (60 zu 40 geteilt) hilft das zwar nur bedingt. Aber im Alltag ist das eine feine Sache. Vier Verzurrösen helfen dabei die Ladung gegen Verrutschen zu sichern und die Oberfläche des Stoßfängers ist mit einem speziellen Schutz gegen Verkratzen geschützt. Auch das gefällt.

Fahren und Tanken

Wir sind mit dem zwei Liter großen Diesel auf Probefahrt gewesen. Das ist eine Motorisierung, die sich wohl am häufigsten bei den Kunden durchsetzen dürfte. Darüber rangiert noch ein Biturbo mit 200 PS und daneben ein Benziner mit 250 PS. Unser Antrieb mit einem aufgesetzten Turbolader generiert aus vier Zylindern 170 PS. Nach dem Start fällt zunächst auf, dass dieser Selbstzünder kein Leisetreter ist. Laut vernehmlich geht er an die Arbeit, zügelt aber nach kurzer Warmlaufphase die von ihm produzierte Geräuschkulisse.

Von unten raus geht der Opel Insignia Country Tourer mit diesem Motor gut weg. Das maximale Drehmoment von 400 Newtonmeter liegt zwischen 1750 und 2500 Touren pro Minute an. Dank der Abgasbeatmung ist die Lücke zur Leistungsspitze, die bei 400 Umdrehungen pro Minute anliegt, kaum spürbar. Allerdings zeigt sich die Gasannahme nicht ohne Verzögerung. Eine kurze Gedenksekunde genehmigt sich der Zwei-Liter-Diesel durchaus, dann rennt er aber kraftvoll nach vorne. Die Sechsgang-Automatik verrichtet dabei ordentlich ihre Dienste, reagiert auch bei Kickdown recht schnell.

Edel geht es zu im Opel Insignia Country Tourer. Cockpit und Infotainment haben durch das Facelift stark gewonnen. Die digitalen Anzeigen sind deutlich schicker geworden.

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Die ersten Kilometer sind von Landstraße geprägt. Hier macht sich bei flotter Kurvenfahrt der Allradantrieb mit seiner flexiblen Drehmomentverteilung positiv bemerkbar. Ein elektronisches Sperrdifferenzial verteilt die Kraft variabel zwischen linkem und rechtem Hinterrad. Das bringt ein spürbares Plus an Traktion, vor allem bei feuchter Strecke. Auch die Haldex-Kupplung, die stufenlos zwischen 0 und 100 Prozent das Drehmoment zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt, ist eine feine Sache. Zumal sie mit dem elektronisch geregelten Fahrwerk vernetzt ist. So passt sich der Opel Insignia Country Tourer schnell wie der Opel-Blitz der Fahrweise und den Straßenbedingungen an. In der Summe ein Plus an Fahrsicherheit.

Wie bei vielen Dieseln wird es auch bei diesem Selbstzünder oben raus etwas dünn mit der Leistung. Ist also nicht verwerflich, dass die Beschleunigung ab 180 km/h spürbar nachlässt. Das Erreichen der Höchstgeschwindigkeit von 215 km/h dauert dann schon eine Weile. Ansonsten schlägt sich der Opel Insignia Country Tourer auf der Langstrecke ganz gut. Der Verbrauch ist auf dem Papier mit 5,6 Liter im Mittel angegeben. Solche Werte konnten wir bei unseren Probefahrten nicht erreichen. Auf den gut 1000 Kilometern, die wir mit dem Auto zurückgelegt haben, lag der Diesel-Konsum im Mittel bei 7,5 Liter. Das ist dann doch ein ordentlicher Aufschlag, zumal der größte Teil auf Autobahn und Landstraße gefahren wurde.

Abseits der Straße haben wir dem Country Tourer nicht zu sehr auf den Zahn gefühlt. Die Feldwege, die wir mit dem Auto durchfahren haben waren eher besserer Natur. Die 20 Millimeter, die das Auto höher liegt, geben dabei durchaus Sicherheit. Aber allzu wild sollte man es mit dem Opel Insignia Country Tourer besser nicht treiben. Der Motor ist nach unten nicht verkleidet und verschmutzt dadurch schnell. Und so groß ist letzten Endes der Höhenunterschied zur Limousine auch nicht, dass man mit dem Modell in wilder Fahrt über Feldwege schrubben sollte.

Hören und Sehen

Mit dem Facelift ist Opel auf die Kritik eingegangen und hat die Bedienung des Infotainmentsystems deutlich verbessert. Die Tasten sind nun sinnvoll angeordnet und haben sich auf die Wichtigsten reduziert. Vor allem aber lässt sich das Ganze nun mit einem Touchpad auf dem Mitteltunnel blind bedienen. Die Auflösung ist noch etwas grob, aber an die Steuerung mit einem Mauszeiger gewöhnt man sich schnell. Eine deutliche Verbesserung.

Mit fast fünf Metern Länge ist der Opel Insignia Country Tourer ein langes Auto geworden. Der Radstand ist aber gegenüber dem normalen Insignia gleich geblieben.

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Der Opel Insignia Country Tourer stellt ansonsten alle wichtigen Systeme zur Verfügung, die heute Stand der Dinge sind. Adaptiver Tempomat mit Notbremsassistent, Verkehrsschilderkennung, Totwinkelassistent oder Spurhalteassistent – das sollte auch technisch affine Menschen glücklich machen. Die Helferlein geben in ihren Funktionen auch keinen Grund zur Beanstandung. Besonders gute gefallen hat der Rückraum-Assistent, der beim rückwärts ausparken ausgesprochen hilfreich ist.

Die Rundumsicht ist bei diesem Modell in Ordnung, wenn auch die breite D-Säule hinten die Sicht nach schräg hinten etwas einschränkt. Das ist aber heutzutage kein Minuspunkt mehr, denn bei der Konkurrenz ist das noch weitaus gravierender. Das Heckfenster sitzt zwar hoch, hat aber eine Höhe, die dem Blick in den Rückspiegel Sinn verleiht.

Wählen und Zahlen

Mit dem kleineren Diesel startet der Opel Insignia Country Tourer bei 37 645 Euro. Ohne die feine Allradtechnik lassen sich hier mehr als 3000 Euro sparen, aber sinnvoll ist das kaum. Ob die Leichtmetallfelgen Sinn machen, müssen die Kunden selbst entscheiden. Wer wirklich viel auf Feldwegen unterwegs ist, wird sich das Geld vielleicht sparen wollen. Alle anderen müssen für die Alus mindestens 960 Euro drauflegen.

Der Allrad-Antrieb und das Fahrwerk sind eine feine Kombination. Zusammen mit der Haldex-Kupplung kommt das Drehmoment da hin, wo es gebraucht wird.

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Ansonsten ist die Serienausstattung des Opel Insignia Country Tourer recht umfangreich. Das Innovationspaket mit zahlreichen netten Accessoires ist bereits an Bord und das Klimapaket ebenso. Für das Komfortpaket, unter anderem mit Totwinkel-Warner, Spurhalteassistent und dem praktischen Rückfahr-Assistent, berechnet Opel 1190 Euro. Das Navi inklusive der sieben Lautsprecher kostet im Paket 1400 Euro extra. Auch das ist eine Überlegung wert. Wer die volle Dröhnung möchte, der kann sich noch ein Bose-Soundsystem für 580 Euro extra dazu bestellen. So hält sich eigentlich der Aufschlag auf den Basispreis in Grenzen. Nur die 490 Euro zusätzlich für das schlüssellose Schließsystem fanden wir etwas viel.

Gutes und Schlechtes

In der Summe macht der Opel Insignia Country Tourer wenig falsch oder fast alles richtig. Je nachdem, wie man es sehen möchte. Der neue, jetzt Euro 6 fähige Motor, ist in Ordnung und lässt keine Sehnsucht nach dem Biturbo aufkommen. Zwar hat Opel der Antrieb seine rauhe Gangart noch nicht ganz ausgetrieben, aber der Diesel kriegt sich relativ schnell wieder ein. Zumal der Country Tourer auch ganz gut gedämmt ist und von der Geräuschkulisse nur relativ wenig innen ankommt. Erfreulich ist die verbesserte Bedienung und geradezu hochwertig wirkt das zweite digitale Display im Cockpit. Überhaupt hebt die verfügbare Technik den Opel Insignia Country Tourer über das Niveau der Mittelklasse hinaus.

Ob es am Ende nicht auch ein normaler Insignia tut, bleibt den Anwendungen der Kunden überlassen. Erfreulich ist jedenfalls, dass die Grundausstattung recht umfangreich ist. Wer bescheiden bleibt kann das Auto unter 40 000 Euro mit nach Hause nehmen. Das ist natürlich immer noch viel Geld. Aber wie eingangs bereits erörtert: Die Zielgruppe hat in der Regel ein bisschen was auf dem Sparbuch. Und der Opel Insignia Country Tourer ist mittlerweile so hochwertig geworden, dass man sich damit auch vor dem Country Club sehen lassen kann.

Stärken

Sehr gute Fahrwerkstechnik

Hoher Nutzwert

Einfache Bedienung

Schwächen

Hohes Gewicht

Hoher Grundpreis

Verbrauch

Die Konkurrenz

Skoda Octavia Scout

VW Passat Alltrack

Audi A4 Allroad

Technische Daten Opel Insignia Country Tourer 2.0 CDTi
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) 4,92/1,86/1,53 Meter
Leergewicht 1843 Kilogramm
Kofferraumvolumen / umgelegte Rückbank 540 / 1530 Liter
Maximale Zuladung 572 Kilogramm
Sitzplätze 5
Tankvolumen 70 Liter
Motor Reihen-Vierzylinder-Diesel-Motor mit Commonrail-Direkteinspritzung, obenliegender Nockenwelle und Abgasturbolader
Hubraum 1965 Kubikzentimeter
Getriebe 6-Gang-Automatikgetriebe
Leistung (kW/PS) 124 / 170
Drehmoment 400 Newtonmeter zwischen 1750 und 2500 Umdrehungen/Minute
Beschleunigung 0 - 100 km/h 10,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 215 km/h
Verbrauch laut Hersteller (innerorts / außerorts / kombiniert) 6,9 / 4,8 / 5,6 Liter
Verbrauch im Test 7,5 Liter
CO2-Emissionen / Effizienzklasse 147 g/km / C
Typklassen (KH/VK/TK) 19 / 22 / 23
Preis als Basisfahrzeug 37 645 Euro
Preis des Testwagens ca. 43 600 Euro

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