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Feiertage: Buß- und Bettag

Über die politische Relevanz des Feierns lässt sich trefflich philosophieren. Ein Volk, das nur arbeitet, hat viel mehr schlechte Laune – und überhaupt: Wann fände man sonst die Zeit, um sich nach vollbrachter Völlerei mit schnatternden Gänsen im Gras zu wälzen (vgl.

Über die politische Relevanz des Feierns lässt sich trefflich philosophieren. Ein Volk, das nur arbeitet, hat viel mehr schlechte Laune – und überhaupt: Wann fände man sonst die Zeit, um sich nach vollbrachter Völlerei mit schnatternden Gänsen im Gras zu wälzen (vgl. 20.4., 24.6., 11.11. etc.)? Prompt bewundert uns die Welt fürs Festhalten am zweiten Weihnachtsfeiertag, und auch das Sägen an den beiden Montagen (Ostern, Pfingsten) verlief bislang im Sägemehl. Einzig der Buß- und Bettag wurde 1995 bundesweit geopfert, zur Finanzierung der Pflegeversicherung, wir erinnern uns. Volkswirtschaftlich hat das nicht richtig hingehauen – und mental ist es eine Katastrophe. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es im Deutschen Reich noch 47 (!) Bußtage, 1934 einigte man sich dann auf eine gesetzliche Gelegenheit zur kollektiven Umkehr und Neubesinnung. Und wie ist es 2008 um unsere seelische Hygiene bestellt? Schlecht, mindestens so schlecht wie um die Pflegeversicherung. Nur in Sachsen nicht. Die haben den Buß- und Bettag nämlich noch, als einzige. Und die NPD im Parlament. Und beten täglich „Herr, sei nicht ferne!“ (Ps. 22).

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