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Geschichte: Konstantinische Schenkung (317)

Flavius Valerius Constantinus stand unmittelbar vor der Entscheidungsschlacht vor den Toren Roms, als ihm am 23. Oktober 312 ein gleißendes Licht aufging: eine Erscheinung in Form des griechischen Christus-Symbols, verbunden mit dem Versprechen, in diesem Zeichen werde er siegen.

Flavius Valerius Constantinus stand unmittelbar vor der Entscheidungsschlacht vor den Toren Roms, als ihm am 23. Oktober 312 ein gleißendes Licht aufging: eine Erscheinung in Form des griechischen Christus-Symbols, verbunden mit dem Versprechen, in diesem Zeichen werde er siegen. Konstantin tat wie geheißen, triumphierte über seinen Konkurrenten, wurde als römischer Kaiser Alleinherrscher im Zeichen des Kreuzes und erwies sich als dankbarer Sieger. Fortan wurden keine Christen mehr verbrannt im alten Rom, der noch junge Glaube stieg zur Staatsreligion auf, auch wenn der Kaiser selbst erst auf dem Totenbett die Taufe annahm.

Das war die Grundlage für die größte und erfolgreichste Fälschung der Weltgeschichte. Danach soll sich Konstantin nicht erst im Sterben liegend, sondern sehr viel früher zum Christentum bekannt haben. Mehr noch, einmal in Spendierlaune, habe er den römischen Papst zum ersten Patriarchen gemacht – neben denen in Antiochia, Alexandria, Konstantinopel und Jerusalem, die es ja auch noch gab. Konstantin soll dem Papst den Lateran-Palast, die Krone, die kaiserlichen Gewänder, die kaiserliche Reitergarde, Zepter, Feldzeichen, kurz alle Ruhmeszeichen kaiserlicher Macht überlassen haben. Und richtig in Fahrt gekommen, habe er die Stadt Rom, Italien und das gesamte weströmische Reich auf ewig der Macht und Gerichtsbarkeit des Papstes und seiner Nachfolger übertragen.

Auf dieses Dokument, angeblich ausgestellt im Jahr 317, begründete der Oberhirte der katholischen Christenheit seine irdischen Ansprüche, ohne die Konstantinische Schenkung würde es womöglich gar keinen römischen Papst geben.

Bekannt wurde diese beispiellose Orgie der Freigiebigkeit als Konstantinische Schenkung, verfasst wurde sie möglicherweise um 750, vielleicht auch erst 100 Jahre später, auf jeden Fall aber lange nach dem Tod des Kaisers. Alles Lüge also, aber trotz formaler Mängel – so war in der Urkunde von Konstantinopel die Rede, ein Name, der sich erst nach Konstantins Tod durchsetzte – wurde die Echtheit der Schenkung erst im 15. Jahrhundert ernsthaft bezweifelt. Nur die Kollegen der orthodoxen Ostkirche wiesen den Führungsanspruch des römischen Papstes von Anfang an zurück.

Im 17. Jahrhundert räumte die katholische Kirche ein, dass es sich wohl tatsächlich um eine Fälschung handele, für die man aber nichts könne. Weshalb man auf der Schenkung beharrte. Im 19. Jahrhundert war die Kirche bereit, zu akzeptieren, dass es wohl keine Schenkung gegeben habe. Erst 2006 verzichtete Papst Benedikt XVI. auf den Titel „Erster Patriarch des Abendlandes“ und auf die Tiara, das Zeichen weltlicher Macht, im päpstlichen Wappen.

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