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Demonstranten protestieren vor der Bank of China in Taipeh gegen die Verhaftung von Journalistinnen und Journalisten in China.

© dpa / dpa/Chiang Ying-Ying

Jahresbilanz zur Pressefreiheit: Zahl inhaftierter Journalisten so hoch wie nie zuvor 

533 Medienschaffende sitzen derzeit im Gefängnis – ein Großteil davon in China. Mexiko und die Ukraine sind jene Länder, wo die meisten ums Leben gekommen sind.

Die Zahl der weltweit inhaftierten Medienschaffenden ist 2022 nach Angaben von Reporter ohne Grenzen (ROG) auf ein Rekordhoch gestiegen. Zum Stichtag 1. Dezember saßen mindestens 533 Journalistinnen und Journalisten wegen ihrer Arbeit im Gefängnis, wie die Organisation bei der Veröffentlichung ihrer Jahresbilanz am Mittwoch mitteilte.

Im Vergleich zum vergangenen Jahr stieg die Zahl demnach noch einmal um rund 13 Prozent an. Mehr als die Hälfte aller Inhaftierten habe sich indes auf nur fünf Länder verteilt: China, Myanmar, Iran, Vietnam und Belarus. Der Iran sei neu in dieser Gruppe, hieß es. Nach dem Ausbruch der landesweiten Proteste säßen dort derzeit 47 Medienschaffende im Gefängnis.

Autoritäre Regime sperren verstärkt weg

„Die Rekordzahl inhaftierter Medienschaffender zeigt, dass autoritäre Regime verstärkt dazu übergehen, unliebsame Journalistinnen und Journalisten einfach wegzusperren“, sagte ROG-Vorstandssprecherin Katja Gloger. In den meisten Fällen machten sie sich nicht einmal die Mühe, sie vor Gericht zu bringen.

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Hinter den Inhaftierten stünden „Schicksale von mutigen Journalistinnen und Journalisten, die für kritische Recherchen große Risiken eingehen und teils unter unmenschlichen Bedingungen im Gefängnis ausharren müssen“.

57
Medienschaffende sind im Jahr 2022 gestorben

Eine weitere bestürzende Zahl: 2022 sind deutlich mehr Journalistinnen und Journalisten bei ihrer Arbeit ums Leben gekommen als im Vorjahr. Weltweit seien 57 Medienschaffende gestorben, zählte ROG. 2021 seien es noch 48 gewesen, rund ein Fünftel weniger. Einer der Gründe für den Anstieg war der russische Angriffskrieg in der Ukraine, wie aus der Jahresbilanz hervorgeht.

„Aufgrund des Kriegs in der Ukraine verdoppelte sich die Zahl der bei einem Auslandseinsatz getöteten Medienschaffenden“, bilanzierte RSF. „Von den acht Journalistinnen und Journalisten, die seit Kriegsbeginn ihr Leben verloren, kamen fünf aus dem Ausland.“ Noch vor der Ukraine war Mexiko mit elf Toten das gefährlichste Land für Medienschaffende - zum vierten Mal in Folge. Auf Platz frei liegt Haiti mit sechs Toten.

Aber auch außerhalb von Kriegsgebieten kamen laut RSF 2022 mehr Journalistinnen und Journalisten bei der Arbeit ums Leben. „Dieser Anstieg erklärt sich zum einen durch die Aufhebung der Reisebeschränkungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie.“ Medien hätten wieder mehr Menschen vor Ort. „Zum anderen gelang es mehreren Staaten nicht, die bei ihnen grassierende Gewalt einzudämmen und Medienschaffende zu schützen. „

Laut Reporter ohne Grenzen wurden nur etwas mehr als ein Drittel der weltweit inhaftierten Medienschaffenden verurteilt. Manche warteten bereits seit mehr als 20 Jahren auf ihren Prozess. In diesem Jahr sei zudem die Zahl inhaftierter Journalistinnen mit 78 so hoch wie nie zuvor. Mindestens 65 Medienschaffende gelten überdies als entführt.

Weiterhin sitzen der Bilanz zufolge in keinem Land mehr Medienschaffende im Gefängnis als in China, wo es 110 sind. Gemessen an der Bevölkerungsgröße seien jedoch in Myanmar mit 62 die mit Abstand meisten Journalistinnen und Journalisten inhaftiert. In Vietnam habe sich die Zahl innerhalb von fünf Jahren auf 39 verdoppelt.

In Belarus zählte die Organisation 31 Medienschaffende, die hinter Gittern sitzen. Aber auch in Russland seien mindestens 18 Journalistinnen und Journalisten im Gefängnis, darunter acht aus der Ukraine.

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