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Medien: "Big Brother": Großer Bruder, du bist überall

Man kann von Endemol-Chef John de Mol halten, was man will, eines muss man ihm lassen: Wenn er einmal eine Idee hat, und die hatte er mit "Big Brother" zweifellos, dann kennt er keine Grenzen. Im Moment sieht es so aus, würde kaum ein privater Fernsehveranstalter auf "Big Brother" verzichten wollen.

Man kann von Endemol-Chef John de Mol halten, was man will, eines muss man ihm lassen: Wenn er einmal eine Idee hat, und die hatte er mit "Big Brother" zweifellos, dann kennt er keine Grenzen. Im Moment sieht es so aus, würde kaum ein privater Fernsehveranstalter auf "Big Brother" verzichten wollen. Derzeit läuft die Container-Show zum ersten Mal in Portugal, Italien, Belgien, der Schweiz und in Schweden. In den Niederlanden und in Deutschland ist zur Zeit gerade die zweite Staffel on air; in Großbritannien, Spanien und den USA ist die zweite Auflage gerade in Vorbereitung; in Polen, Norwegen, Irland und Dänemark wird das Format 2001 auf Sendung gehen. In beinahe allen "Big Brother"-Ländern ist die Container-Show ein Riesenerfolg. Und doch läuft nirgendwo ein und dieselbe Ausgabe. Der Unterschied liegt in der Variante, im Detail. Wie sich nun Europa via "Big Brother" darstellt - der Tagesspiegel sah sich um.

Portugal, Marktanteil: 55 Prozent

In keinem anderen Land erreichte "Big Brother" so hohe Quoten. In Spitzenzeiten erzielt die Show bis zu 68 Prozent Marktanteil im Hauptabendprogramm des Privat-Kanal TVI. Im Grunde ereignet sich beim portugiesischen Ableger relativ wenig. Zwischenmenschlich dominiert Zurückhaltung, die portugiesischen Kandidaten diskutieren wenig, sie mobben nicht, und deshalb ist der größte Held im Container der 31jährige schweigsame Maurer Zemeria, der sich um die Hühner und den Garten kümmert.

Spanien, Marktanteil: 53,4 Prozent

Die erste Staffel von "Gran Hermano" lief auf Telecinco bereits im Frühjahr, die zweite soll im kommenden Jahr starten. Die Spanier zeigten sich im Container freizügig. Schon nach wenigen Tagen fielen Scheu und Hüllen vor der Kamera. Nach zwei Wochen gab es bereits drei Paare, die es sich im Whirlpool gemütlich machten. Dass sich zwei der Kandidatinnen als ehemalige Prostituierte entpuppten, tat dem Publikumsinteresse keinen Abbruch. Im Gegenteil. Beinahe alle Kandidaten konnten ihre Popularität gewinnbringend einsetzen: Das Liebespaar Israel und Sylvia moderiert gemeinsam eine Musik-Show, drei andere Kandidaten betreiben mittlerweile eine In-Bar in Madrid.

Italien, Marktanteil: 42, 7 Prozent

"Grande Fratello" ist in Italien derartig umstritten, dass es sogar der Papst der Mühe wert fand, ein paar Worte darüber zu verlieren. Der Heilige Vater möge die Sendung nicht, hieß es aus dem Vatikan. Das Publikum aber schon - fast die Hälfte aller italienischen Zuschauer schalten täglich den Berlusconi-Sender Canale 5 ein, um den Container-Kabalen zuzusehen.

Großbritannien, Marktanteil 36,4 Prozent

In England ist die erste Staffel bei Channel 4 schon gelaufen - und die Briten erwiesen sich als besonders diskussionsfreudig, wofür sie sogar von der ehrwürdigen "Times" gelobt wurden. Quote brachte vor allem ein Ekelpaket namens Nick Bateman, der versuchte, die Kandidaten gegeneinander auszuspielen. Als er rausflog, sprach die "Times von einer "gerechten Vergeltung für den Feind im System". Sympathieträgerin war eine lesbische Ex-Nonne, die im Finale allerdings gegen Kandidat Craig verlor, der versprach, seine Millionen der kranken Schwester eines Freundes zu spenden. Das honorierten die Briten

Belgien, Marktanteil 30 Prozent

In Belgien läuft "Big Brother" zur Zeit im flämischen Privatsender Kanaal 2, aber es ist nicht so erfolgreich wie bei den Nachbarn aus Deutschland oder den Niederlanden. Das mag am innerbelgischen Sprachenstreit liegen, oder auch daran, dass im Container wenig los ist. Kurios in Belgien: Die Belgier schickten nicht sechs Frauen und sechs Männer in den Container, sondern sieben Frauen und fünf Männer. Der Witz: Alle sieben Frauen sind bereits draußen, die fünf Männer sind alle noch drin.

Schweden, Marktanteil 25 Prozent

In Schweden ist "Big Brother" kein wirklicher Erfolg - ganz im Gegensatz zu "Expedition Robinson", jenem Format, das in Schweden erfunden wurde und bereits zum vierten Mal läuft. Zirka 200 000 Schweden sind täglich bei "Big Brother" auf Kanal 5 dabei. Höhepunkt waren die Sexszenen des Lesben-Paares Anna und Paula, die sogar im ansonsten freizügigen Schweden für Diskussionen sorgten.

Schweiz, Marktanteil 23 Prozent

Im Schweizer Container tut sich - den Quoten bei TV 3 entsprechend - relativ wenig. Viele Endlos-Gespräche wie in Deutschland, nur, dass keine Nervensägen vom Zuschnitt Ebrus dabei sind. Für die bislang größte Aufregung sorgte Ruedi, der Charismatiker unter den Kandidaten, als er den anderen die Bierflaschen stahl.

Niederlande, Marktanteil 20 Prozent

In den Niederlanden zeigt die Privatstation Veronica bereits die zweite Staffel, sie kommt bei der Quote jedoch nicht an die erste heran. Der Marktanteil der Show ist mittlerweile auf knapp unter 20 Prozent abgefallen. Möglicherweise ist das niederländische Publikum schon von den Reality-Shows übersättigt. In den Niederlanden liefen zwischen der ersten und der zweiten BB-Staffel auch "Der Bus", "Expedition Robinson" und "Gefesselt".

Markus Huber

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