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Waren Freunde, werden Partner, werden... Der Detektiv Leo Oswald (Wanja Mues, links) und der Anwalt Benni Hornberg (Antoine Monot Jr.) haben eine schwierige Zweierbeziehung. Hornberg wirft Oswald Verrat vor. Foto: ZDF

© Andrea Enderlein

Remake des ZDF-Klassikers: „Das Ding wollen wir rocken!“

Antoine Monot Jr. und Wanja Mues übernehmen den „Fall für zwei“. Ein Gespräch über Matula, Remakes und Männerfreunde.

Herr Mues, Herr Monot, auf dem Titel des Presseheftes zum neuen „Ein Fall für zwei“ sind Sie beide zu sehen, wie Sie bis zur Hüfte im Wasser stehen. Was soll das bedeuten: Schon abgesoffen, bevor Sie überhaupt losgelegt haben?

MONOT: Überhaupt nicht, null! Ich finde, das ist ein total schönes Bild. Wir stehen ja im Wasser. Von daher kann von Absaufen keine Rede sein.

MUES: Wir beide werden auf einem Hausboot leben und die Geschichten, die erzählt werden, haben viel mit dem Main zu tun. Das passt also perfekt. Frankfurt ist das Zentrum aller Geschichten. Und Frankfurt ohne Main - das geht ja wohl nicht.

MONOT: Die Stadt Frankfurt mit ihren vielen Facetten spielt gewissermaßen die dritte Hauptrolle. Diese Straßenschluchten, diese Skyline, das gibt es nirgends sonst in Deutschland.

MUES: In den ersten vier Folgen, die alle im Mai ausgestrahlt werden, geht es erst einmal darum, die Hauptpersonen dem Zuschauer näher zu bringen. Und da sind einige Charaktere dabei, denen durchaus etwas Zwielichtes anhaftet. Es ist nicht alles schwarz-weiß, es gibt viele Zwischentöne. Das macht das, was wir machen, auch so spannend. Es muss nicht immer Berlin sein.

Wir sehen also nicht eine bloße Fortsetzung der Matula-Festspiele?

MONOT: Nichts gegen Matula und Claus Theo Gärtner. Aber wir machen etwas ganz Neues. Ein Remake. Im Fachjargon: ein Reboot. Neu ist unter anderem, dass wir beide als die Protagonisten eine sehr persönliche Beziehung haben, die auch die weiteren Folgen stark prägen wird. Die beiden waren in der Jugend beste frühe Freunde, haben sich aus den Augen verloren und treffen sich jetzt wieder.

MUES: Ich als Leo Oswald habe mich damals aus dem Staub gemacht, aber nur um meinem Freund den Arsch zu retten. Der das aber als Verrat empfunden hat. Auf diesem Hintergrund entfaltet sich alles.

MONOT: Die inhaltlich größte Änderung ist, dass die beiden, der Anwalt und sein alter Freund, der Detektiv, etwas zu verhandeln haben. Sie sind miteinander verkettet. Letzten Endes verbindet die beiden eine tiefe Freundschaft.

Das ZDF hätte die Serie auch einfach sterben lassen können.

MUES; Es ist überlegt worden. Es wurde auch überlegt, der Serie einen neuen Namen zu verpassen. Aber „Ein Fall für zwei“ ist eben Kult.

Matula ist tot, es lebe Matula!?!

MUES: Matula ist zurzeit im Ruhestand! Ich fände die Idee zwar reizvoll, den Kollegen Claus Theo Gärtner in der neuen Serie auftauchen zu lassen. Muss ja nicht als Privatdetektiv sein. Aber damit stehe ich, im Moment noch, alleine da.

MONOT: Ich sehe das praktisch. Wir beide haben das Angebot bekommen, wir haben es angenommen. Und jetzt heißt es, nach vorne zu schauen und loszulegen. Was war, interessiert mich beim Machen nicht mehr. Das darf es auch nicht, das wäre kontraproduktiv.

MUES: Wenn wir es schaffen würden, einen ähnlichen Kult wie den um Matula zu befeuern, dann wäre ich zufrieden. Das ist eine Herausforderung und keine kleine. Aber das war mir von Anfang an klar. Wenn Freunde gesagt haben, ach, du wirst der neue Matula, habe ich geantwortet, nein, werde ich nicht. Ich werde Leo Oswald, der hat mit Matula nichts mehr gemeinsam.

Herr Monot, Matula ist Matula, also nicht austauschbar. Da geht es seinem Partner, dem Anwalt, schon anders.

MONOT: Ich trage es mit Fassung.

Was war für Sie die größte Herausforderung?

MONOT: Wie immer, wenn ich etwas mache, den täglichen Kampf um das Bestmögliche zu bestehen. Das zu schaffen, was von einem verlangt wird. Dazu gehört der ständige Zweifel, ob es genügt, was ich abliefere. Ich hadere dauernd mit mir.

Hören wir da einen gehobenen Anspruch heraus?

MONOT: Na logisch! Wir wollen das Ding rocken! Wir wollen Erfolg haben. Möglichst viele Zuschauer erreichen. Ich glaube, wir haben dann eine Chance, wenn man Lust hat, uns beiden zuzuschauen. Bei einer Serie geht es darum, eine Beziehung zu den Hauptdarstellern aufzubauen und sich an ihrem Spiel zu erfreuen. Ich habe früher auch „Columbo“ nicht wegen der Fälle geguckt, sondern weil ich Columbo mochte.

Sie sind noch jung, was wollen Sie beim ZDF?

MONOT: Vor drei Jahren habe ich gesagt, ich würde gern mal eine Serie drehen. Dann kam das ZDF, und ich kann sagen, ich freue mich unglaublich, dass es geklappt hat. Ich finde geil, was das ZDF macht. Sonst hätten wir beide nie unterschrieben. Ich stehe zu 100 Prozent zu der Serie. Und ich bin wirklich stolz auf das Ergebnis.

Herr Mues, Sie haben gesagt, fünf Jahre sollte „Ein Fall für zwei“ jetzt laufen, dann könne man weitersehen. Ganz schön optimistisch.

MUES: Ich bin ein Kind der Serie. Meine erste Fernsehserie war „Unsere Hagenbecks“, auch beim ZDF. Danach kamen viele andere Serien beim ZDF. Was sich in dieser Zeit beim ZDF getan hat, das ist immens. Das ist eine ganz andere Anstalt geworden. Ich weiß, fünf Jahre sind eine Ansage.

Warum versuchen Sie Ihr Glück nicht mal in den USA, dem Land der besten TV-Serien der Welt, wenn man den Kritikern glauben darf?

MUES: Ich war längere Zeit in den USA, und ich kann Ihnen sagen, da wartet keiner auf einen. Die Zahl der Schauspieler, die sich als Kellner durchbringen, ist Legende. Hier in Deutschland ist man ein bekanntes Gesicht, das hilft bei der Rollenfindung.

MONOT: Was hält mich davon ab, nach Amerika zu gehen? Nichts. Ich könnte es tun, sofort. Aber warum? Geben Sie mir ein verlockendes Angebot, und ich mache es.

Modernes Fernsehen heißt: Tempo, Tempo! Ist der „Fall für zwei“ auch schneller geworden?

MUES: Ich glaube, wir haben einen guten Kompromiss gefunden. Nicht zu schnell und nicht zu langsam. Es gab Rohschnitte der neuen Folgen, in denen krachte es reichlich, wenn Sie so wollen auf amerikanische Art. Aber wir haben dann doch lieber darauf verzichtet. Erstens, weil wir nicht gleich mit der ersten Folge alle älteren Zuschauer verprellen wollten, und zweitens, weil es einfach nicht gepasst hat. Es gab da zum Beispiel eine ziemlich krasse Folterszene. Die wurde dann abgemildert.

Mildes Foltern, das gibt es wahrscheinlich nur beim ZDF.

MONOT: Die Formen Fernsehen und Kino vermischen sich doch gerade. Gott sei Dank. Da tut sich einiges. In diesem Sinne ist auch unser „Ein Fall für zwei“ moderner geworden. Ich finde, die Richtung ist vielversprechend.

Wie kam das ZDF eigentlich ausgerechnet auf Sie beide als neues Traumpaar?

MUES: Ich musste mich bewerben und wurde ausgewählt. Ganz einfach.

Die ganze Ochsentour?

MONOT: Bei einer Serie, die für einen Sender so wichtig ist wie „Ein Fall für zwei“ für das ZDF, wird nicht einfach mal so aus dem Bauch heraus besetzt. Da wird lange überlegt und viel probiert. Es musste ja auch herausgefunden werden, ob man miteinander harmoniert. Wenn man drei Monate am Stück mehr oder weniger zusammen arbeitet und lebt, dann muss das passen. Wir wurden zusammen jeden Morgen zum Dreh abgeholt, jeden Abend zusammen nach Hause gebracht, wir wohnten in benachbarten Appartments, das war schon eheähnlich.

Wenn es nicht Liebe war, dann wurde es Liebe.

MONOT: So kann man es sagen. Wir haben eine perfekte Arbeitsfreundschaft.

MUES: Wir sind Fuck-Buddies, wir haben uns schätzen gelernt. Auch wenn keiner den anderen anrufen würde, wenn etwas mit Oma wäre. Oder vielleicht doch? Dazu kommt: Ich bewundere Antoine für vieles. Vielleicht, weil ich so ganz anders bin.

MONOT: Wir passen zusammen wie zwei Zutaten, die man auf den ersten Blick nicht miteinander vermischt, aber wenn man es doch tut, einen ganz besonderen Geschmack ergeben. Vielleicht wie: Salz und Karamell?

Haben Sie mal nach den wahren Gründen gefragt, warum ausgerechnet Sie beide es geworden sind?

MUES: Haben wir. Die Antwort: Weil es gefunkt hat. Nicht nur bei uns, sondern auch bei denen, die sich die ersten Aufnahmen angesehen haben und entscheiden mussten.

MONOT: Wir sind die Sieger. Toll, oder? Im Ernst: Es hat uns von Anfang an unglaublich Spaß gemacht. Und wenn das auch so rüberkommt – genial.

Claus Theo Gärtner hat dreißig Jahre lang durchgehalten. Haben Sie das vielleicht auch vor?

MONOT: Ich brauche eine gewisse Spannung bei allem, was ich mache. Wenn ich das Gefühl habe, es fängt an, sich zu ziehen, dann breche ich aus. Solange etwas wächst und gedeiht, bin ich dabei. Wenn nicht, bin ich weg. Aber so etwas wie eine Arbeits- oder Serienfamilie zu erleben, ist eine Sehnsucht, die ich habe. Weil ich es nie hatte. Ich habe mit den wenigsten Regisseuren zwei Mal gearbeitet...

MUES: ...was dir zu denken geben sollte! Dreißig Jahre Erfolg: Fände ich super. Die Frage ist allerdings: womit?

MONOT: Gemeine Frage.

Das Interview führten Thomas Eckert und Joachim Huber.

„Ein Fall für zwei“, ZDF, Freitag, um 20 Uhr 15

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