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Das ZDF will ehrlich werden: So denkt der Mainzelmann

Das ZDF verspricht einen Neuanfang und ganz viel Transparenz. Zumindest dann, wenn vom Zuschauer Mitarbeit gefordert wird, also bei Voting-Sendungen. Ein Risiko. Denn die könnten ja dann machen, was sie wollen.

Das ZDF will Deutschlands ehrlichster Fernsehsender werden. Eigentlich hätte es der gebührenfinanzierten Anstalt genügt, der beste zu sein, aber dieser Superlativ verbietet sich seit dem Skandal um die Rankingshow „Deutschlands Beste!“. Diese Sendung soll es im Zweiten nie wieder geben, der klammheimliche Wunsch vieler Zuschauer, dass somit weniger „Flachware“ die Lachnummern füllen wird, dieser Wunsch wird sich nicht erfüllen. Mainzelmann bleibt gut drauf. Erst „Guudddnnnabend“ und dann Lustigsein mit Johannes B. Kerner, Markus Lanz und Helene Fischer.

Am Ende gewinnt immer Claus Kleber

Damit das ZDF-Publikum aber weiß, warum es die Schenkelklopfer goutiert, wird der Sender zur gläsernen Unterhaltungsbutze. Der Zuschauer darf davon ausgehen, dass sich Frauen und Männer mit bestem Leumund vom ordnungsgemäßen Zustand der Shows überzeugt haben. Der interne ZDF-Spruch „... und am Ende gewinnt immer Claus Kleber“ wird abgehängt.

Der Mainzer Lerchenberg also kreiste, löste die Redaktion „Team Event und Show“ auf und gebar einen Ehrenkodex für den Umgang mit Votings, Umfragen, Befragungen. In der Vorlage für den Fernsehrat heißt es: „Es wird ein Regelwerk für die Einbeziehung von Zuschauervotings in Sendungen und Angeboten des ZDF erarbeitet, das zum Ziel hat, das Zustandekommen des Votings und die Ergebnisse transparent in der Sendung und sendungsbegleitend im Internet darzustellen.“

Ehrliche Arbeit für einen ehrlichen Sender

Totale Transparenz für megamäßige Glaubwürdigkeit, im ZDF wird’s Wirklichkeit. Allerdings muss der Zuschauer beim Mitmachfernsehen auch mitmachen. Voten, das Voten begleiten und dann das Resultat seines Votens angucken. Deutschlands ehrlichster Sender verlangt ehrliche Arbeit.

Der Skandal um „Deutschlands Beste!“ entstand ja um der Unterhaltung der Zuschauer willen. Die sollten staunen und sich freuen, wer alles vorne landet und auf die Showcouch passt. Das Publikum, immer schon der größte Unsicherheitsfaktor für erfolgreiches Fernsehen, wird vom Sender stärker einbezogen. Das ZDF wird sakrosankte Listen zur Abstimmung vorlegen und die Ergebnisse ohne jede Nachbearbeitung akzeptieren.

Früher gab's Lametta, heute gibt's Listen

Ganz schwierig für das ZDF. Nachher machen die Zuschauer, was sie wollen. Wetten, dass sich mancher Mainzelmann denken wird: „Alles Idioten“ – und ausnahmsweise nicht die Showtruppe des ZDF meint? Fernsehen für das Publikum wollen alle Sender, Deutschlands ehrlichster Sender will Fernsehen mit dem Publikum. Früher gab’s Lametta, heute gibt’s Listen.

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