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Medien: Die „B.Z.“ entsteht jetzt am Ku’damm

Wenn er will, kann Walter Mayer ganz leise Töne anschlagen. Der Chefredakteur der „B.

Wenn er will, kann Walter Mayer ganz leise Töne anschlagen. Der Chefredakteur der „B.Z.“, Berlins größter Boulevardzeitung, stellt sich ans Panoramafenster seines neuen Büros und schaut hinaus in die funkelnde Westberliner Nacht: „Schauen Sie … so viele Geschichten!“ Er nimmt einen Schluck Wein, dreht sich abrupt um und sagt dann etwas, das eher zur Lautstärke seiner Zeitung passt: „Wir haben bessere Leser als der ,Kurier‘. Jetzt haben wir auch die ideale Lage!“

Die ideale Lage befindet sich seit Jahren zwar nicht wirtschaftlich, aber doch kultur- und nachtlebentechnisch im Abschwung: der Ku’damm, Herzstück des alten Westberlins. Im neunten Stock des Glashochhauses überm Kranzler-Eck hat sich die „B.Z.“, die fortan von der Springer-Tochter „B.Z.-Ullstein“ verlegt wird, eingemietet. „In der wahren Mitte Berlins“, wie Mayer feierlich erklärt.

Die Redaktion sitzt in Zukunft – zeitgemäß – im Großraumbüro. „Kommunikation“, erklärt Mayer. „Wir wollten weg von Ressortkästen, wo sich die Leute einigeln.“ Das Gebäude läuft zum Ku’damm hin spitz zu. Ganz vorne, im „Maschinenraum“ (Mayer), sitzen Mayer und sein Stellvertreter Peter Huth. Direkt dahinter befindet sich der halbkreisförmige Blattmacherbalken, zu dem, wie Mayer erklärt, die Texte „reingeflutet“ kommen sollen. Hinter der Spitze folgen die Ressorts, die durch Feuerschutzwände getrennt sind. Aber „bei Bedarf“, so Huth, „kann man so schreien, dass es jeder hört“. Insgesamt gibt es rund 150 redaktionelle Arbeitsplätze; Planstellen, heißt es, sollen durch den Umzug nicht wegfallen.

Mayer zeigt noch ein paar Büroboxen beim Fahrstuhl. Hier entstünden „Projekte, die vielleicht eines Tages auf den Markt kommen.“ Der „B.Z.“-Chef lächelt so, als hätte er gerade Tatjana Gsell auf dem Schoß von Boris Becker gesehen. Natürlich beteuert er, dass die „B.Z.“ (verkaufte Auflage: 203 549 Exemplare) trotz des Umzugs ein Blatt „für ganz Berlin“ bleibe. Dabei ist längst bekannt, dass Springer an einem Boulevard-Dummy namens „Alex“ bastelt, der im Osten den dortigen Platzhirsch „Kurier“ (Auflage: 137 138) attackieren soll. Die Devise dürfte die sein, die solche Angriffs-Blätter meist haben: Hauptsache, die anderen („Kurier“) verlieren dadurch mehr an Auflage als wir („B.Z.“).

Marc Felix Serrao

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