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Medien: Die doppelte Gabi

Désirée Bethge über zwei Auftritte der PDS-Vorsitzenden

Ist die PDS schon im Westen angekommen? Darüber darf spekuliert werden. Ist die Vorsitzende Gabi Zimmer in der Mediendemokratie angekommen? Das kann getrost verneint werden. Gabi Zimmer die Erste und Gabi Zimmer die Zweite. Die Erste im „Bericht aus Berlin“, die Zweite in „Berlin direkt“.

Die Story: Da sitzt eine Frau, Politikerin, Parteichefin gar, und kämpft um die Wahl. Zweimal hat sie an prominenter Stelle die Chance, ihre Partei nach vorn zu bringen. Aber sie kennt entweder die Spielregeln solcher Interviews nicht oder sie akzeptiert sie nicht. Oder sie kennt sie, akzeptiert sie – aber sie beherrscht sie nicht. Denn wir erwarten von den Kandidaten: Schlagfertigkeit, Initiative, Offensive, Witz. Wir erwarten, dass sie souverän sind. Wir stöhnen zwar über die glatten Aussagen der Politprofis, aber mühsames Nachdenken wollen wir auch wieder nicht. Ein bisschen Präsenz und Glamour sollte schon sein. Und das verweigerte Gabi Zimmer, die Erste wie die Zweite.

Im Ersten, beim „Bericht aus Berlin“, lief das so ab: Thomas Roth und Thomas Baumann waren programmiert auf Attacke (Das wünschen wir uns von den Journalisten den Mächtigen gegenüber!). Die erste Frage: der Wahlkampf der PDS – ein Desaster? Die letzte: Wollen Sie den Vorsitz nicht jemanden machen lassen, der es kann? Und dazwischen wird eine Frau vorgeführt, die sich redlich bemüht, alles zu beantworten, und zwar richtig. Unsicher ringt sie um den passenden Ausdruck. Da konnte man fast Mitleid haben – aber möchte man das?

Gabi Zimmer, die Zweite, „Berlin direkt“: Bei Peter Hahne wird sie erst nett nach Hamburg gefragt und am Schluss nach dem persönlichen Ziel. Dazwischen geht’s zur Sache. Und auch hier sucht Gabi Zimmer nach den richtigen Formulierungen – warum eigentlich? Muss sie das vor der PDS rechtfertigen? Man macht sich Gedanken…

Gabi Zimmer ist lebhafter als im Ersten. Geradezu kämpferisch wird sie, wenn es um sozialdemokratische Positionen geht. Man erfährt auch Einiges über die PDS. Der Unterschied: Im „Bericht aus Berlin“, im Ersten, liefern die Journalisten mit dem Interview die Bestätigung ihres Urteils über die PDS – nach dem Motto: „Das haben wir ja gleich gesagt! Im Zweiten, in „Berlin Direkt“, kann man sich selbst ein Urteil bilden aus dem, was Gabi Zimmer so erzählt. Und das ist, aus Zuschauer-Perspektive, immer der spannendere Vorgang.

Die Autorin bildet Moderatoren aus und beobachtet für den Tagesspiegel Wahlsendungen.

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