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Medien: Die Sucht nach Glück

IM RADIO Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Weil die Menschheit ein paar Dinge braucht, über die sie nicht streiten muss, hat sie den Begriff Glück erfunden. Glück wollen alle haben.

IM RADIO

Tom Peuckert verrät, was

Sie nicht verpassen sollten

Weil die Menschheit ein paar Dinge braucht, über die sie nicht streiten muss, hat sie den Begriff Glück erfunden. Glück wollen alle haben. Glück ist für alle gut. Auch Radioautoren, die sich mit dem Glück beschäftigen, wecken bei uns stets Aufmerksamkeit. Etwa Sibylle Tamin mit ihrem Feature „Das Nahe und das Ferne“ . Wir lernen das Glück der Neurowissenschaften kennen: ein chemischer Prozess. Wenn spezielle Glückshormone dafür vorgesehene Rezeptormembrane erreichen, meldet das Hirn seinem Besitzer wohlige Gefühle. Neurophysiologen beobachten ein interessantes Paradox: Je mehr dieser Hormone im Hirn zirkulieren, um so mehr Rezeptoren werden dafür ausgebildet. Hungrige Empfänger, die nun allesamt nach ihrer Portion Glück schreien. Wir kennen das Phänomen aus der täglichen Erfahrung: Wer Glück empfindet, verlangt bald nach mehr Glück. Was eben noch als glücklicher Lebensumstand galt, wird rasch pure Gewöhnlichkeit (Kulturradio, 7. März, 14 Uhr 05, UKW 92,4 MHz).

Ein berühmter Unglücklicher der Literatur ist Franz Kafka gewesen. Permanentes Unwohlsein in menschlicher Gesellschaft, Zweifel am Geschaffenen, früher Tod. Autor Matthias Baxmann hat in seinem Hörspiel „Kein Brief gestern, keiner heute“ Kafkas traurige Lebensgeschichte noch einmal rekonstruiert. Das zarte Genie, das sich vor der Elementargewalt des Vaters ebenso fürchtet wie vor den Zumutungen solider Bürgerlichkeit. Was des einen Unglück ist, verhilft einem anderen vielleicht zu seinem Lebensglück: Baxmanns fein komponierte Partitur aus Briefen und Texten wurde soeben als „Hörspiel des Jahres“ ausgezeichnet. Fast die höchste Ehrung, die ein Hörspiel hier zu Lande erhalten kann (SWR 2, 7. März, 16 Uhr 05, Kabel UKW 107,85 MHz).

Ein probates Hausmittel gegen inneres Unglück ist das Gehen. Davon haben viele empfindsame Geister berichtet. Nietzsche hat seine tragische Philosophie während langer Spaziergänge im Hochgebirge verfertigt, Thomas Bernhard lief täglich quer durch Wien und schickte auch seine Figuren auf strapaziöse Fußmärsche. In Christian Förschs schönem Feature „Gehen“ wird diese Art der menschlichen Fortbewegung gründlich untersucht. Gespräche mit Wanderern, Choreografen, Evolutionsforschern, Philosophen des gesunden Schuhwerks (Deutschlandradio, 10. März, 19 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

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