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Medien: Diesseits und Jenseits

RBB-Themenabend zum 45. Jahrestag des Mauerbaus

Was West-Berlin war, hat sich in die Erinnerung verabschiedet, und Ost-Berlin ist unterwegs ins Museum. Weiß noch einer, wo die Mauer in dieser Stadt stand, und zwar von 1961 bis 1989? Das RBB-Fernsehen bietet heute Abend einen umfassend ausgerichteten Blick auf das, was die beiden Teile von Berlin ausgemacht hat. Der Themenabend „Die Berliner Mauer“ ist Geschichtsunterricht und schreibt zugleich Mentalitätsgeschichte. Die Dokumentation „Die Mauer“ , von Matthias Walden 1961 beinahe geistesgegenwärtig in wenigen Tagen abgedreht, setzt das Schlaglicht auf den Bau der Grenzanlage und berichtet von 20 Uhr 15 an mit spürbarer Anteilnahme über die ersten Reaktionen in Ost und West.

Mit dem Mauerbau war „Die Insel West-Berlin“ im sozialistischen Meer entstanden. Der Beitrag um 21 Uhr schildert den Alltag und das Lebensgefühl der eingeschlossenen Stadt und zeigt, welche Probleme mit der „Insellage“ verbunden waren. Das Leben in West-Berlin war besonders, auf jeden Fall anders als im sogenannten „West-Deutschland“, und es hatte neben allen Einschränkungen und Gefährdungen auch einen freieren Lebensrhythmus, es hatte etwas von einem Leben in der Abstellkammer des Westens: auf sich bezogen, alimentiert, seltsam sorglos, von besonderem Mief.

Bevor sich der Themenabend mit der Zwillingsgestalt von West-Berlin, also Ost-Berlin befasst, wird um 22 Uhr 05 die 1986 für das Bildungsprogramm des DDR-Fernsehens entstandene Produktion „Der 13. August 1961“ ausgestrahlt. Ein Propaganda-Film, der die Position des Arbeiter- und Bauern-Staates aufzeigt und über die Grenzsicherung am Tag des Mauerbaus und in der Zeit danach schildert.

Um 22 Uhr 25 kommt die erste Neuproduktion: „Ost-Berlin – Hauptstadt mit Mauer“ von Dagmar Wittmers und Jens Rübsam, jenes Berlin, das die Hauptstadt der DDR mit 1,2 Millionen Einwohnern war. Klar wird, dass die DDR nirgendwo westlicher war als in Ost-Berlin (so, wie der Westen nirgendwo östlicher war als in West-Berlin). Ost-Berlin war, das will der Beitrag dem Publikum zeigen, „die Stadt der Idealisten und Karrieristen, die Stadt der Aufsteiger und Aufmüpfigen“: also der sozialistische Alltag mit Dreischichtsystem im Kabelwerk Oberspree und der Stolz auf die erste Wohnung im Neubaugebiet; also der graue Stadtteil Prenzlauer Berg mit dem bunten Leben jenseits von blitzsauberem Blauhemd und strahlendem Ährenkranz.

Und weil seit dem Fall der Mauer bald erst 16 Jahre vergangen sind, haben die beiden Autoren sieben Zeitzeugen mit verschiedenem Alter und höchst unterschiedlicher Biografie vor Kamera und Mikrofon holen können. Und weil das in der Perspektive des Mauerbaus, der Mauertoten, der Flüchtlinge und der Folgen der Teilung manchmal übersehen wird: Hat nicht vielleicht die ganz große Mehrheit der Menschen gerne in der DDR und in der Hauptstadt der DDR gelebt, genauso gerne wie der West-Berliner in seinem Mauer-Biotop? Die Filme und die Zeitzeugen weisen auch aus, wie sich Menschen in ihrer Zeit und in den Zeitläuften einrichten können.

Nach „Ost-Berlin“ wiederholt der RBB um 23 Uhr 10 die sorgfältige Recherche von Gerhard Horstmeier „Wo war eigentlich die Mauer?“ , ehe Zeitzeugen im Film „Danach war alles anders“ den Bogen schließen zum Anfangspunkt: Ganz persönliche Erinnerungen an den 13. August 1961, Flüchtlingsschicksale und Liebesgeschichten.

„Themenabend: Die Berliner Mauer“, 20 Uhr 15, RBB

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