zum Hauptinhalt

Medien: Durch Putins Reich

Das ZDF reist auf der Transkontinentale von Wladiwostok nach Moskau

Sibirien, das klingt nach klirrender Kälte, Einsamkeit und reichen Bodenschätzen. Weniger nach Gebrauchtwagenmarkt. Doch in Wladiwostok blüht der Handel mit japanischen Kraftfahrzeugen, die per Schiff in die Metropole am Pazifik gebracht werden. Dort kaufen sie Händler ein und verkaufen sie tausende Kilometer weiter westwärts mit Gewinn weiter. Das Problem: Die Fahrt geht über Russlands Transkontinentale – ein modernes Abenteuer auf einer maroden Straße. Die Moskau-Korrespondentin des ZDF, Britta Hilpert, hat ein junges Autohändler-Paar, Aljona und Sascha Sergejew, für den ersten Teil der Reportage „Russlands eisige Trasse“ am heutigen Mittwoch begleitet.

Schon wieder Russland. Nicht gerade zum ersten Mal ist das riesige Land im Osten Ziel der zum Jahreswechsel beliebten Reiseberichte. Angesichts der zuletzt alarmierenden Nachrichten wie der Ermordung der Journalistin Politkowskaja und des Kreml-Kritikers Litwinenko kommt der Zweiteiler jedoch gerade recht. Nicht als aktueller Beitrag, sondern als Ergänzung und Stimmungsbarometer aus Putins Herrschaftsbereich. „Nicht jeder Russe ist ein finsterer Spion“, sagt Britta Hilpert. „Wir wollen auch etwas über die Mentalität der ganz normalen Menschen erzählen.“ Die politischen Verhältnisse stehen hier nicht im Vordergrund, sondern das Alltagsleben entlang der Transkontinentale und die Einflüsse durch angrenzende Länder und Religionen.

Aljona und Sascha Sergejew müssen ihr neu erworbenes Auto während der Fahrt mehrfach reparieren. Andere transportieren gleich mehrere Fahrzeuge auf waghalsigen Konstruktionen, was auf den vereisten Straßen nicht immer gut geht. Am Rande begegnet Britta Hilpert einer Chinesin, die in der Grenzregion Russlands florierende Geschäfte treibt, und einer Handvoll Forstinspektoren, die mit dem Kampf gegen den katastrophalen Raubbau im Wald hoffnungslos überfordert ist. Hilpert staunt über einen vor 80 Jahren verstorbenen buddhistischen Lama, dessen angeblich immer noch lebendiger, wenn auch regungsloser Leichnam vom Volk der Burjaten verehrt wird, und trinkt Wodka mit Hobbytauchern am Baikalsee. Das mag man hie und da schon gesehen haben, aber langweilig wird es nie. Die Korrespondentin beobachtet das (meistens) harte Leben der Russen – und ihre Aufbruchsversuche – mit Sympathie und einem sicheren Gespür für die Alltagskomik.

Die Hauptstadt Moskau ist weit entfernt und wird erst am Ende des zweiten, weniger überzeugenden Teils erreicht. Darin begleitet Hilperts Kollege Joachim Bartz einen Lastwagenfahrer, trifft unterwegs einen jugendlichen Geigenvirtuosen, den Manager einer britisch-russischen Ölfirma, einen islamischen Geistlichen und Fidaus Kabirow, den Sieger der Lkw-Rallye Paris–Dakar. In einem Video an der Seite Kabirows taucht doch noch Wladimir Putin auf, am Steuer eines Renn-Lkw. Die Kraft dieser Maschine zu zähmen, hat dem Präsidenten sichtlich gefallen.

„Russlands eisige Trasse“; 22 Uhr 15 im ZDF, der 2. Teil läuft am Freitag um 22 Uhr 30

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false